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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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das Geschriebene wieder zurück. »Ich war bei Francesca. Ich hatte gehofft, sie zur Vernunft bringen zu können, wenn ich noch einmal mit ihr rede. Aber sie war nicht da.« Er ließ sich in seinen Sessel sinken.
Sei froh, dachte Cecilia. »Dina …«
»… lügt. Sie sagt, was ihr in den Sinn kommt. Das war schon immer so bei ihr.«
»Mich belügt sie nicht.«
»Dann hast du Glück. Oder ein getrübtes Auge. Sie ist wie Grazia – sie biegt sich die Dinge so zurecht, wie es ihr am besten passt.«
Grazia, dachte Cecilia gereizt. Immer wieder Grazia. Dina verehrte ihre tote Mutter bis ins Schwärmerische. In der Erinnerung des Kindes war sie zu einem Engel geworden, der unter dem hartherzigen Ehemann zu leiden gehabt hatte, und es bereitete ihr ausgesprochene Freude, die boshaften Bemerkungen nachzuplappern, die die vergötterte Mutter über den Vater gemacht hatte. Rossi andererseits fühlte sich durch das Mädchen ständig an die verhasste Ehefrau erinnert. Wie reißt man Bretter von den Köpfen?
»Du kannst das ruhig lesen.«
»Was?«
»Die Ankündigung. Du starrst schon die ganze Zeit darauf.«
»Ich starre auf gar nichts.« Cecilia nahm das Papier vom Tisch und hielt es gegen das Kerzenlicht. Es handelte sich um den Entwurf eines Plakats, in dem angekündigt wurde, dass zum Karnevalsende von der Compagnia Ferrari König Hirsch dargeboten werden würde – ein tragikomisches Märchen, zur Erheiterung und Belehrung der geschätzten Zuschauerschaft. Eintritt einen halben Julio. Mit der an den Rand gekritzelten Frage, ob Rossi seine Genehmigung zur Aufführung erteilen würde.
Cecilia fühlte, wie ihr Herz zu flattern begann. »Wer führt diese Truppe?«
»Weiß ich nicht.«
Nun, Inghiramo auf gar keinen Fall. Der Mistkerl war nach Neapel gegangen, nachdem er sie in Großmutters Laube geschwängert hatte. Er war froh gewesen, dem Dilemma mit heiler Haut entkommen zu sein, und würde sich ihr niemals wieder freiwillig nähern. Außerdem, dachte Cecilia, würde er sich nicht dazu erniedrigen, eine Komödie aufzuführen. Wo er doch das Heitere so verachtete. Er war ein Mann der Tragik, der bedeutungsschweren Worte, ein … ein Lump, so aufgeblasen wie eine Kröte. Sie ärgerte sich, dass sie überhaupt einen Gedanken an ihn verschwendete.
»Mario Brizzi wurde von umherstreifenden Banden ermordet«, murmelte Rossi. »Das ist Luporis Version. Francesca kann sie nicht entkräften.«
»Ja, aber ich …«
»Wenn es tatsächlich Beweise dafür gäbe, dass Sergio Feretti bei dem Mord seine Finger im Spiel hatte, müsste Lupori das untersuchen. Die existieren aber nicht. Mario Brizzi war ein Hitzkopf. Seine Liebste hat ihn sitzen lassen und sich mit Feretti zusammengetan, der ein übler Kerl ist und den ich nicht ausstehen kann. Aber … begreifst du? Wenn Feretti tot wäre, müsste man ermitteln. Nur hat es Mario erwischt, und Feretti hatte keinen Grund, ihn umzubringen. Im Gegenteil – es hat ihm einen Mordsspaß gemacht, den gehörnten Jungen vorzuführen. Francesca hat sich in etwas verrannt.«
»Ich finde …«
»Ja?«
»Hat sich denn jemand den Toten angeschaut? Und den … diesen Feretti gesprochen? Das zumindest …«
»Damit muss sie zu Lupori gehen.«
»Da war sie doch!«
»Wenn Lupori sich weigert, etwas zu unternehmen … Cecilia …« Rossi öffnete die beiden Handflächen und bewegte erst die linke und dann die rechte Hand. »Montecatini – Buggiano. Wenn Mario in Montecatini gewohnt hätte oder wenn er in Montecatini gestorben wäre, könnte ich etwas tun. Aber alles hat sich in Buggiano abgespielt.«
Das hatte er ja schon erklärt. »Könntest du nicht vertraulich …?«
»Es liegt ein Sinn darin, dass es Bezirke gibt, verstehst du? Ich will auch nicht, dass mir jemand in meine Rechtsprechung hineinpfuscht.«
»Aber …« Warum ereiferte sie sich eigentlich? »Könnte man nicht …«
»Nein!«
Sie ereiferte sich, ging Cecilia plötzlich auf, weil es sie beschämte, dass sie Francesca, die nicht sündiger als sie selbst war, in Buggiano nicht beigestanden hatte. Das war es. Allmächtiger, dachte sie, benommen von ihrer eigenen Ehrlichkeit, ich stelle mich mit Rossis Liebster auf eine Stufe. Ich fühle mich wie eine Hure. Sie starrte den Richter an. Dann ging sie hinaus.
    »Und es ist mit ihm abgesprochen?«, vergewisserte sich Bruno, während er Seccis Lando durch die eisige Morgenluft an den Baustellen von Montecatini Terme vorbeilenkte.
    »Oh, nicht direkt abgesprochen, ich habe gesagt, die Fahrt geschieht

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