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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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Recht so!
    Als die beiden zur Tür hinaus waren, klackte Großmutter, streng wie ein Zeremonienmeister, der das Signal zum Beginn eines Festaktes gibt, mit dem Stock auf den Boden. »Was für eine Freude, dich endlich wiederzusehen, Kind.«
    Cecilia war fassungslos. Freude? Du bist hier nicht mehr zu Hause – diese Worte waren der alten Frau aus ehrlichem Herzen gekommen, damals, als ihre Enkeltochter aus Montecatini zurückgekehrt war, um wieder bei ihr einzuziehen. Ich habe dir über jede Verpflichtung hinaus geholfen . Gewiss, danke auch. Du hast mein Kind ermordet, so sicher, als hättest du selbst die Hände um seinen kleinen Hals gelegt. Herrgott, sie hatten noch kein Wort gewechselt, und schon war die Luft vergiftet.
    »Willst du den lieben Augusto nicht begrüßen?« Großmutter kräuselte den strengen Mund, jeder Zoll die Dame, die weiß, was sich gehört. Die Perlen in ihrer Turmfrisur – der Himmel mochte wissen, wie sie damit in einer Kutsche hatte sitzen können – saßen so starr, als hätte man sie ins Haar genagelt.
    Cecilia knickste und reichte dem Mann, mit dem sie einmal verlobt gewesen war, die Hand zum Kuss. Augusto Inconti wirkte verlegen und unbeholfen in seinen viel zu strammen Kleidern. Ihr Lächeln wurde weicher, was er so dankbar zur Kenntnis nahm, dass sie sich erneut schämte. Sie sah, wie sich sein Adamsapfel bewegte, als er schluckte.
    »Ich muss gestehen, zu Hause ist es still geworden, seit du fort bist«, plauderte Großmutter, während sie von Möbel zu Möbel wanderte und mit dem weiß behandschuhten Finger über den Ruß fuhr. »Ein schöner, friedlicher Ort, dieses Montecatini. Ich begreife, warum du glaubtest, hier zur Ruhe zu kommen.« Sie ging zum Fenster, durch das sie beobachtete … Cecilia konnte nicht erkennen, was Großmutters Aufmerksamkeit auf sich zog. Der leere Markt, auf dem die Krähen hüpften? Die alte Frau beobachtete gar nichts. Sie sortierte ihre Gedanken und stellte ihre nächsten Sätze auf, wie ein General die Soldaten zur Schlacht. Sie war nicht gekommen, um Freundlichkeiten auszutauschen. Großmutter verschwendete keine Zeit.
    »Reizend, auf seine Art. Und die Bäder! Ich werde sie Signora Montelli empfehlen, der Armen, sie hat schon wieder mit der Galle zu tun. Erinnerst du dich, wie schlecht es ihr vor zwei Jahren ging? Als sie das Diner zum Namenstag der lieben Lucìa absagte? Fünf Pfund Lammbraten musste sie an den Metzger zurückgehen lassen! Sie hat sich wieder aufgerafft, die Gute, aber man muss doch fürchten, dass das Leiden chronisch geworden ist. Wer weiß, vielleicht komme ich sogar selbst zum Kuren. Im Frühling muss es hier herrlich sein. Im Herbst natürlich auch. Die Weinlese! Blaues Gold, pflegte dein Großvater immer zu sagen, auch wenn er es ablehnte, wie sie hier die blauen und die weißen Trauben mischen …«
    Was sollte das alles?
»Das Kind …«, sagte Großmutter. Ihre Augen blickten so klar und scharf wie immer, als sie sich vom Fenster abwandte. »Sie werden es einer alten Frau verzeihen, Signore Inconti, wenn sie sich einer närrischen Liebe hingibt. Aber meine Großnichte Dina ist ein überaus reizendes Geschöpf, und ich muss gestehen, dass ich vor Ungeduld brenne, sie in die Arme zu schließen. Sie erinnert mich an ihre bedauernswerte Mutter …«
… der du das Haus verboten hast, weil sie sich an den Emporkömmling Enzo Rossi weggeworfen hat! Cecilia konnte es kaum fassen.
»Wo finde ich das Mädchen, Kind?«
Es gab keine Glocke, mit der man das Dienstpersonal hätte rufen können, aber Großmutter schien einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben. Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, da klopfte Irene und brachte ein Tablett mit Gebäck.
»Nein, mach dir keine Umstände, Cecilia. Du und Signore Inconti – ihr habt einander so lange nicht gesehen. Wie schade, dass du damals, nach Grazias Tod, so rasch abreisen musstest, um dich um das mutterlose Wesen zu kümmern.«
Wieder war Cecilia sprachlos über die Kunstfertigkeit, mit der Großmutter die Vergangenheit ihren Wünschen anpasste. Grazia war damals, bei dem großen Krach, schon über ein Jahr tot gewesen, und es hatte Großmutter keinen Deut gekümmert, was aus dem Sprössling ihrer Nichte wurde. Erst als Cecilia die Verlobung mit Augusto aufgekündigt hatte, war ihr Dina wieder eingefallen – als Strafe für die ungehorsame Enkeltochter. Geh und werde Gouvernante , wenn du glaubst , mich in Verlegenheit bringen zu müssen . Wem galt dieses Theater? Es wussten

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