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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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Lupori nicht mehr irgendwer. Du hast ihn beleidigt, und ganz Buggiano redet darüber. Er war so aufgebracht, dass er dich in die Trülle gesteckt hat. Wenn du jetzt schweigst, ist die Sache erledigt. Wenn du es nicht tust, … wenn du mich dazu bringst zu ermitteln, … wird er den Fehdehandschuh aufnehmen, und er wird sämtliche Winkelzüge nutzen, um das Verfahren wieder an sich zu ziehen. Er ist bösartig, Francesca.«
»Hast du Angst?«
»Darum geht es nicht. Ich … will nur nicht, dass dir weiter wehgetan wird.«
Francesca besaß keine sanfte Saite, die zum Klingen gebracht werden konnte. »Mein Bruder ist tot. Mir ist egal, was dieser Dreckskerl tut – und wenn ich den Rest meines Lebens in einer Trülle verbringe.«
Rossi nickte. Er griff in eine Schublade und holte ein Formular hervor. »Dann also – von Anfang an und offiziell.«
Die Fakten waren karg. Mario Brizzi war am Morgen des vierten Januar aufgebrochen, um in den Sümpfen Schleien zu angeln … das ist nicht verboten … und seitdem hatte Francesca ihn nicht mehr gesehen. Sie war am folgenden Tag voller Sorge selbst in die Sümpfe gegangen, an seine bevorzugten Fischplätze … oder das , was davon noch übrig ist – diese dreckigen Mönche mit ihren Pumpen … , aber sie hatte keine Spur von ihm entdecken können. Einen Tag später hatte man ihr die Leiche gebracht, die von den Mönchen in einem der Maschinenhäuser gefunden worden war.
»Und Feretti …«
»Er hat oft genug gedroht, Mario den Hals umzudrehen. Er hat ihn gehasst, seit der Sache mit den Hunden. Dass er sich an Marzia herangemacht hat, war nicht nur, weil sie schön ist. Er wollte Mario eins auswischen. Und nun hat er ihn umgebracht.«
Rossi schrieb und fragte, aber Francesca hatte alles gesagt, was sie wusste.
»Der Junge wurde gefoltert, soweit hat die Signorina recht«, ließ Bruno sich aus den Zähnen ziehen. Auch das wurde niedergeschrieben. Rossi kopierte seine Notizen auf ein zweites Formular, unterschrieb beide und siegelte eines, das er Bruno übergab. Für den Giusdicente, denn das war der Dienstweg bei einem Kapitalverbrechen.
Als Bruno und Francesca gegangen waren, kam Rossi zu Cecilia in das Speisezimmer. »Warum tust du das?«, fragte er.
Weil ich den Jungen gesehen habe. Aber vor allem, weil ich mich schäme, dass ich ihr vorwerfe, was ich selbst getan habe. »Sie hat es doch verdient, dass man ihr hilft.«
»Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee war«, sagte Rossi.
    3. Kapitel
    M ario Brizzi wurde zwei Tage später auf dem Friedhof von Montecatini, wo seine Eltern lagen, begraben. Viele Leute, die die beiden Geschwister noch kannten, kamen zur Beerdigung. Es war wärmer geworden, doch der Himmel zeigte sich verhangen, und die Luft war feucht wie in einer Waschküche. Betreten lauschte die Versammlung den salbungsvollen Worten, mit denen der junge Priester, der den Trauergottesdienst leitete, den Ermordeten Gottes Händen anempfahl.
    Es war das erste Mal, dass Cecilia ein Armenbegräbnis besuchte, und sie war entsetzt über den Sack, in den man den jungen Fischer genäht hatte und durch den sich seine Füße abzeichneten. Aber so war das Gesetz. Keine Särge für arme Leute. Kein Prunk, der sie an den Rand des Verhungerns bringen konnte.
    Francesca stand neben Onkel Salvatore am Grab, blass und zitternd und mit einem Gesichtsausdruck, als wäre sie ihrem Bruder am liebsten in die braune Erde gefolgt. Die beiden waren Zwillinge, erinnerte sich Cecilia. Da mochte das Band noch inniger gewesen sein als zwischen normalen Geschwistern.
    Rossi hatte sich neben Cecilia gestellt und beobachtete die Leute. Ob er merkte, dass diese umgekehrt auch ihn im Visier hatten? Es war mehr als auffällig, wie die Blicke der Trauergäste zwischen ihm und Francesca hin- und herwanderten. War das die Folge von Francescas Umarmung bei der Trülle? Oder hatten die beiden es nie für nötig gehalten, aus ihrer Affare ein Geheimnis zu machen?
    Francesca und Onkel Salvatore nahmen die Beileidsbekundungen der Gäste entgegen. »Netter Junge, hatte ihn sehr gern«, murmelte der alte Herr immer wieder, was Francesca ihm am vergangenen Abend vorgebetet hatte. Er zog am Kragen seiner speckigen Jacke und war tödlich verlegen, weil jedermann ihm die Hand schütteln wollte. Francesca hatte ihn rasiert, und sein Kinn war von Pickeln übersät.
    »Was ist denn nun schon wieder?«, fragte Cecilia, als Rossi sie anstieß.
Er lenkte ihren Blick mit einem Nicken zu den Wandnischengräbern auf der

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