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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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Stadt leitete. Arthur gehörte natürlich nicht zur Justiz, aber da Francesca durchgedreht war …
    »Was wird mit ihr geschehen?«, fragte Cecilia ihn beunruhigt im Korridor, während Anita ihm aus dem Mantel half.
    Arthur küsste ihr die Hand und lächelte. »Am Ende, liebe Cecilia, ist es nicht die Schönheit, die dem Manne das Weibliche so reizvoll macht – wenn auch an Ihrer Schönheit kein Makel haftet, wie ich Ihnen gern versichere –, sondern das Mitgefühl, das aus den Herzen der Frauen strömt.«
    Er war selbst ein Mann mit einem mitfühlenden Herzen, der liebenswürdigste Mensch, den Cecilia kannte. Er hatte in Edinburgh Philosophie und Medizin studiert und einen Atlas über den Uterus während der Schwangerschaft gezeichnet, der ihn berühmt gemacht hatte. Aber dann hatte er sich den Verrückten und ihren Krankheiten zugewandt und in Montecatini sein eigenes privates Irrenasyl eröffnet.
    Arthur nickte ihr zu und betrat das Speisezimmer. »Von der Anzeige geht er nicht ab«, erklärte Signore Secci, der Bankier des Ortes, gerade. »Und er will sie beim Giusdicente stellen, drüben in Buggiano.« Der bedeutungsvolle Blick, den er Rossi zuwarf, sprach Bände.
Cecilia suchte die Weingläser heraus.
»Man kann es ihm nicht ausreden?«, wollte Arthur besorgt wissen.
»Dottore – die Frau ist mit einem Messer auf ihn los! Ganz ehrlich …«
»Ist Feretti verletzt?«
»Um ein Haar. Wie gesagt, sie trug ein Messer bei sich …«
»… und hat ein Humpelbein, und wenn Feretti, dieser Schweinehund, gewollt hätte, dann hätte er sie mit einem Finger umschubsen können«, unterbrach Zaccaria seinen Amtskollegen. Er war Bauer. Er hatte es mit viel Fleiß in die wohlhabende Schicht geschafft, aber das hieß nicht, dass er seine traurige Kindheit vergessen hätte. Feretti war reich, Francesca arm. Damit waren seine Sympathien festgelegt. Im Übrigen hatte er recht. Francesca wäre selbst mit einem Säbel in jeder Hand für niemanden zur Gefahr geworden.
»Sie hat offenbar heute früh Marios Grab besucht und ist von dort sofort zu Ferettis Hof«, erklärte Secci. »Die Leute, die sie gesehen haben, sagen, sie war wie von Sinnen …«
»Das ist es, was ich meine«, fiel Arthur ihm ins Wort. »Der Tod ihres Bruders hat ihr Gemüt erschüttert. Man bedenke nur die Umstände, unter denen dieser Junge gestorben ist. Dann die Beerdigung …«
»Eine Frau sollte sich in diese Dinge nicht einmischen«, murrte Bruno. Es kam ihm nicht zu, jemanden wie den Dottore zu unterbrechen. Er errötete. Man konnte ihm ansehen, dass er müde war.
»Feretti geht also zu Lupori.« Zum ersten Mal ergriff Rossi das Wort.
Secci nickte. »Der Grobian hat Francesca mit seiner Pferdepeitsche über die Wiese hinuntergejagt.«
Angewidert hob Arthur die Arme.
»An der Molkerei vorbei. Die Leute – Anna Casentino und ihr Mann und ihr Schwager, die gerade aus der Färberei kamen – haben sie ihm fortgerissen. Darüber will er sich auch beschweren.«
»Dass sie ihn daran gehindert haben, eine verkrüppelte Frau niederzupeitschen?«, entrüstete sich der Irrenarzt.
»Das wollte er ja gar nicht. Er hat sich nur gewehrt. Sagt er.« Secci griff nach seiner Taschenuhr und begann sie in den Händen zu drehen. »Gott sei’s geklagt. Aber diese Fischer sind außer Rand und Band, seit die Teiche trockengelegt werden. Brave Leute, deren Vorfahren hier seit Hunderten von Jahren leben, haben keinen Respekt mehr vor den Gesetzen … Es geht etwas Ungutes vor sich.«
»Da, wo Alfredo Gori die Körbe für seine Akazienbienen hat, sind ein paar Schweine gerissen worden«, sagte Zaccaria.
Die Männer starrten ihn an. »Was hat das mit Francesca Brizzi zu tun?«, fragte Arthur.
»Keine gewöhnlichen Schweine. Cinte Senesi . Das sind diese riesigen, wilden Viecher mit dem weißen Band um den Brustkorb. Sie gehörten meinem Schwager.«
»Tut mir außerordentlich leid«, meinte Arthur, dem gar nichts leidtat. Er konnte seine Ungeduld kaum zügeln. »Kannst du verhindern, dass die arme Frau wegen dieses Rohlings in Schwierigkeiten gerät, Enzo?«
Rossi schwieg. Er sah ebenfalls müde aus. An seiner Stelle antwortete Secci: »In einer Gerichtsverhandlung stünden ein Messer und eine Morddrohung gegen die Vertreibung von einem unerlaubt betretenen Grundstück. Da kommt sie nicht um eine Strafe herum. Kommt sie doch nicht, Enzo, oder?«
»Nein«, sagte Rossi.
Secci erhob sich von seinem Stuhl. »Frauen haben heißeres Blut als Männer. Da kann man nichts machen. Es riecht

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