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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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hier übrigens nach Rauch.« Er verneigte sich vor Cecilia und wollte zur Tür, aber sie hielt ihn auf.
»Würde sich Feretti mit … mit einer Entschädigung … mit Geld zufriedengeben?«, fragte sie ihn.
Irritiert blieb Secci stehen.
In einer Soßenschüssel in der Anrichte lag das Budget, mit dem Cecilia die Haushaltseinkäufe finanzierte. Zwölf Skudi im Monat. Sie holte die Schüssel heraus. Es war Mitte Januar, sie hatte sparsam gewirtschaftet. Sieben Skudi und etliche Julii und Baiocchi lagen als silberne und kupferne Münzen im Porzellan. Sie nahm vier Skudi heraus.
»Geben Sie ihm das, und sagen Sie ihm, er soll sie in Ruhe lassen«, sagte sie zu Secci. Sie kannte Feretti nicht. Sie hatte keine Ahnung, ob er geldgierig war, aber sie unterstellte es ihm, weil er Francesca mit einer Peitsche über seine Wiese gejagt hatte. Ein Rohling, der sämtliche Untugenden in sich vereinigte.
Keiner der Männer widersprach, als Secci die Münzen einsteckte. Sie hatten genug von der leidigen Angelegenheit. Wahrscheinlich konnte nicht einmal Signore Secci den grässlichen Feretti leiden, auch wenn er ihn verteidigt hatte.
»Was bedeutet: Die Cinte Senesi wurden gerissen?«, fragte Rossi, als die Haustür hinter dem Bankier zugeschlagen war. Er saß immer noch in seinem gestreiften Lehnstuhl und rührte sich nicht.
»Na ja, als wäre ein Rudel Wölfe über sie hergefallen, sagt mein Schwager. Cinte Senesi , Enzo. Die haben vor nichts und niemand Respekt. Ich hab von welchen gehört, die ihre Ferkel gegen Bären verteidigt haben.«
»Ich weiß.«
»Es sind Kämpfer. Frido hat versucht, sie im Stall zu halten – sie haben alles niedergetrampelt. Er musste sie zurück in die Wälder lassen.«
»Gerissen von wem?«
Zaccaria zuckte mit den Schultern. Erst jetzt bemerkte Cecilia den seltsamen Ausdruck in den Augen des Bauern. »Die Leute reden«, sagte er. »Mario Brizzi ist von Hunden totgebissen worden, und die Bisswunden waren tief. Die Wunden bei den Schweinen sind auch tief. Frido hat mit einem Strohhalm nachgemessen. Anderthalb Zoll.«
»Anderthalb!«, entfuhr es Rossi.
»Frido hat mir den Strohhalm gezeigt, wo er ihn mit dem Daumen gekerbt hat. Das sind Wolfszähne, sagt er.«
»Wölfe fesseln keine Menschen.«
»Vielleicht sind sie gezähmt. Dressiert. Jemand hat Mario gefesselt und dann die Wölfe auf ihn gehetzt.«
»Kann man Wölfe dressieren?«, fragte Arthur.
Niemand wusste es.
»Jedenfalls – wenn ein Tier einmal einen Menschen getötet hat, dann verliert es seine natürlichen Hemmungen. Es wird zur Bestie. Irgendwo da draußen streifen Bestien rum, Enzo. Und es gibt Leute, die meinen, man müsste was dagegen unternehmen.«
»Eine Wolfsjagd? Wo würdest du denn anfangen zu suchen?«
»Was weiß ich? Vielleicht haben die Wölfe mit dem, der Mario fesselte, auch gar nichts zu tun. Der Mann lässt den Jungen zurück, um ihm eins auszuwischen, und später kommen die Bestien …«
»Vielleicht, ja.« Das Gespräch verlief im Sande. Sie wussten einfach zu wenig. Schließlich gingen auch Zaccaria und Bruno.
Als Arthur sich verabschiedete, sprach er eine Einladung aus. »Einige Damen und Herren aus Montecatini haben sich freundlicherweise bereit erklärt, mit meinen Kranken gemeinsam zu singen. Hätten Sie Lust, sich unserer Übungsstunde anzuschließen, Cecilia? Ich habe Sie schon lange fragen wollen. Es ist nichts Großartiges, vom Musikalischen her, aber für meine Schützlinge … Sie würden mir eine persönliche Freude machen.«
Ja, das wollte sie, und dann war auch der Arzt durch die Tür, hinaus in den Regen. Cecilia winkte ihm nach, während er mit hochgeschlagenem Mantelkragen und dem Biberhut auf dem Kopf in seine Kutsche stieg.
»Cecilia …«
»Ja?«
Rossi war ihr in den Flur gefolgt.
»Was ist denn?«
»Mach das nie wieder.«
»Was soll ich …«
»Francesca hat das Gesetz gebrochen – übel genug. Aber du versuchst, es mit Geld aus der Welt zu schaffen … Das ist wirklich schlimm. Mach das nie wieder.« Er sprach so leise, dass sie ihn gerade eben verstehen konnte. Er musste ungeheuer zornig sein.
    Am nächsten Morgen war er immer noch wütend. Anita kam mit dem Essen, das sie ihm ins Arbeitszimmer gebracht hatte, wieder die Treppe hinuntergeschlichen, zog eine Grimasse und verkroch sich in ihre Küche.
    Ein paar Stunden später fand er sich in der Bibliothek ein, wo Cecilia gerade schweren Herzens die Bücher aussortierte, die durch den Ruß so verdorben worden waren, dass eine Reinigung nicht mehr

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