Glaesener Helga
Wenn sie bei mir festsitzt, hat er keinen Grund und keine Gelegenheit, sie nach Buggiano zu schaffen.«
»Und wenn er recht hat?«
»Wer?«
»Lupori. Mit Francesca.«
»Du erinnerst dich doch an etwas?«
Sie schüttelte den Kopf, und er sah erleichtert aus. Vorsichtig schlürfte er an der Schokolade.
»Verhörst du die Fischer?«
»Begreifst du das denn nicht?«
»Was?«, fragte Cecilia.
»Hunde! Es waren Hunde , die Mario zerfleischt haben. Hunde haben die Schweine und diesen Trüffelhund zerrissen. Hunde sind über Amata hergefallen. Wir haben in der Blutlache in diesem dreimal verfluchten Hof Abdrücke von Hundepfoten gefunden … Es sind die Hunde, an die wir uns halten müssen. Nicht Francesca. Nicht die Fischer. Wir suchen einen Mann, der einen Hund zu einer Waffe abrichtet … Was ist?«
Nichts. Sie wollte nur nicht über Hunde reden.
»Ich sehe sonst kein Muster«, sagte Rossi. »Mario und Feretti waren Erzfeinde, aber beide wurden von den Hunden …«
»Das habe ich verstanden, ja!«
»Ich habe überlegt, ob Feretti möglicherweise seine eigenen Hunde bei sich hatte, die über ihn hergefallen sind …« Er glaubte selbst nicht daran. »Aber wer hat dir dann den Schlag auf den Kopf versetzt?«, brachte er selbst das Gegenargument.
»Vielleicht bin ich gefallen.«
»Emilia wird dich kaum wieder in die Kutsche gehievt haben. Nein, jemand hat da ganz fest zugeschlagen – und nach meiner Meinung hast du Glück, dass du noch lebst. Außerdem ist Feretti verschwunden.«
»Ist Emilia gut nach Hause gekommen?«
»Sie hat dich hierher gebracht.«
»Braves Mädchen«, sagte Cecilia.
»Der Besitzer dieser Hunde, der Mann, der sie zum Töten aufhetzt … Er muss dortgewesen sein. Kannst du dich wirklich an nichts erinnern? Nicht an das kleinste …? Na schön«, sagte er, obwohl er es ganz und gar nicht schön fand.
Lupori tauchte erst am Nachmittag auf. Doch dann schoss er sofort mit scharfer Munition. Cecilia hörte ihn im Flur säuseln: »Signore Feretti … wie bedauerlich … entführt, ja? Aber wie ich hörte, haben Sie die Verdächtige … Wie heißt sie gleich, die Dame?« Nach einer kurzen Pause, in der es still blieb, fuhr er fort: »Sie haben sie also bereits festgesetzt. Schnelles Handeln – das ist es, was ich an meinen Leuten schätze. Gratulation.«
Rossi sagte immer noch nichts.
»Nun, verehrter Kollege … Darf ich den Mantel ablegen?«
Ein samtmäuliges Kätzchen. Das gibt ein Unglück, dachte Cecilia.
»Ich hörte allerdings …«
Aha!
»Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll … Ich will Sie beileibe nicht kränken …«
Die Krallen waren ausgefahren.
»… dass es Umstände geben könnte, die Ihren Blick in diesem Kriminalfall trüben könnten? Nicht, dass ich Ihnen etwas unterstellen wollte.«
Peng! Er wusste es also. Sein Spitzeldienst hatte ihm zugetragen, was zwischen Rossi und Francesca gewesen war. Vielleicht hatte auch Feretti davon erzählt. Cecilia konnte durch den Türspalt Rossis Gesicht sehen und las darin, dass der Treffer direkt im Schwarzen der Scheibe gelandet war.
Tut mir leid, dachte sie. Aber warum musst du dich auch durch die Betten fremder Damen schlafen …
Sie starrte auf Luporis Hinterkopf, auf dem akkurat die Perücke saß, dieses für ihn unvermeidliche Instrument seiner Würde. Ein Wolfspelz, dachte sie. Und dann bildete sich in ihrem Kopf ein Plan. Die eher unscharfe Vision eines möglichen Planes …
Sie vergrößerte den Türspalt, so dass Rossi sie sehen konnte. Halt ihn auf formte sie mit dem Mund. Er schaute an seinem Vorgesetzten vorbei direkt in ihr Gesicht.
Halt ihn auf …
»… liegt es mir fern, Sie in eine peinliche Situation zu bringen, verehrter Giudice Rossi«, troff es wie süßes Gift aus Luporis Mund. »Wie Sie sehen, bin ich nicht mit den Sbirri gekommen, sondern allein. Ich biete Ihnen einen ehrenwerten, einen wirklich großzügigen Ausweg. Sie selbst werden mir die Delinquentin überstellen. In Anerkennung Ihrer eigenen Befangenheit.«
Mistkerl! Cecilia sah, wie Rossi rot anlief. Sie schüttelte den Kopf. Halt ihn auf. Halt ihn auf .
»Gehen wir nach oben«, presste Rossi hervor.
Lange , formten ihre Lippen.
»Aber gern, aber gern, mein Bester …«
Sobald die beiden Männer verschwunden waren, raffte Cecilia ihre Röcke und rannte los. In ihrem Kopf stach es bei jedem Schritt, aber sie achtete nicht darauf. Sie dankte dem Himmel für das Wetter, das die Montecatinier in den Häusern hielt, und wurde nicht langsamer, bis sie das
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