Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
Vom Netzwerk:
Steckmieder und den schmalen Ärmeln. Nein, … rufen Sie zuerst Dina, dann gehen Sie und holen das Kleid.«
Irene gehorchte, aber statt Dina und des Kleides brachte sie Arthur, der im Speisezimmer gerade ein Frühstück eingenommen hatte, wie er ihr erklärte, und so wurde aus dem Ausbruch nichts, und Cecilia musste im Bett bleiben.
»Es wäre natürlich auch möglich, dass Sie für einige Tage ins Asyl ziehen«, meinte Arthur, nachdem er mit seinem neumodischen Gerät, auf das er so stolz war, ihren Puls gemessen hatte.
»Was?« Cecilia starrte ihn erschrocken an.
»Nun, meine Liebe, Sie haben offensichtlich etwas Schreckliches erlebt. Und auch, wenn die Beule bald heilen wird – durch den Vorfall wurde eine seelische Erschütterung ausgelöst, eine sehr heftige seelische Erschütterung …«
»Ich bin nicht verrückt.«
»Natürlich nicht.« Arthur schob sein Gerät in einen Leinenbeutel.
»Ich kann mich nur nicht erinnern.«
»Das geschieht oft nach einem Schlag auf den Kopf. Meist setzt die Erinnerung später wieder ein. Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen …«
»Ich mache mir keine Sorgen.«
»Umso besser. Ich will Sie auch nicht aufregen, aber manchmal ist es hilfreich, wenn man in solchen Situationen ein ruhiges und sicheres Quartier …«
Sicher? Bei den Irren? Die nachts durch die Räume streunten und bellten?
»Es liegt mir fern, Sie zu ängstigen, Cecilia, aber gewisse Zustände haben die Neigung, sich zu verfestigen, wenn man nicht frühzeitig eingreift, und wir wissen ja, dass Sie eine fruchtbare Phantasie besitzen, die Ihnen in diesem Fall leider …«
»Ich bin nicht verrückt, Arthur«, wiederholte sie und zeigte ihm eine eisige Miene.
Als er gegangen war, überzeugte sie Irene, ihr doch etwas zum Anziehen zu bringen. Sie war weder verrückt noch krank. Sie hatte … nur eine kleine Erinnerungslücke.
    Rossi kam gegen Mittag heim. Wenigstens einer, der kein Getue um sie machte.
    »Ja«, berichtete er aus der Diele, wo er sich den Mantel auszog, »wir haben das Haus gefunden. Es gehört einem reiseverrückten Römer, der vor Jahren ein Schiff nach Barcelona bestiegen hat, und seit damals steht es leer. Wie gut, dass du dich an den Turm mit der Uhr erinnert hast. Und an die Uhrzeit. Anita, mach mir eine Schokolade«, brüllte er in den Keller hinab, dann kam er ins Speisezimmer und setzte sich in seinen gestreiften Sessel.
    »Und der Hund?«
    Den Hund hatten sie ebenfalls gefunden. »Es war dieses schwarze Biest von Ferettis Hof. Amata.«
»Wie kannst du so sicher sein?«
»Ich hatte ihr doch ins Maul geschaut.«
Sie nickte. »Und was sagt Feretti dazu?«
Rossis Lippen wurden schmal, sein Blick wanderte zur Tischdecke.
Eigentlich will ich es auch gar nicht wissen, dachte Cecilia. »Schokolade reicht nicht zum Sattwerden. Ich werde Anita bitten …«
»Feretti ist mit dem Hund zusammen verschwunden. Gestern Nachmittag ist er fort zur Jagd und seitdem nicht wieder aufgetaucht.«
Cecilia wollte gelassen erscheinen, aber sie merkte, wie ihr Gesicht versteinerte. Reglos hörte sie zu, wie Rossi von Zaccaria erzählte, der seinen Erntewagen hinauf zum Gut des Römers gefahren und über der Blutlache abgestellt hatte, die sie dort gefunden hatten, um zu verhindern, dass der Regen Spuren verwischte. In der Lache hatte sie den Abdruck einer Hand entdeckt, und Rossi hatte sich von Signora Feretti einen von Sergios Seidenhandschuhen besorgt und ihn mit dem Abdruck verglichen, und beides hatte übereingestimmt – was natürlich nichts bewies, aber immerhin.
»Die arme Signora Feretti.«
»Da wir keine Leiche gefunden haben, gehe ich davon aus, dass er noch lebt«, sagte Rossi. »Warum sollte man eine Leiche fortschaffen?«
Der Krake winkte – ein Blitz in ihrem Kopf. Ein Zucken, wie in einem Gewitter … Aber dann war alles wieder leer. Und darüber war sie froh. Sie stellte fest, dass sie nicht die geringste Lust hatte, sich zu erinnern. Nicht einmal Rossi zuliebe. Ihrer Meinung nach war Feretti tot.
Anita brachte die Schokolade und ging wieder hinaus.
»Du riechst nach Zitronenmelisse«, sagte Cecilia. »Ich war bei Francesca.«
Nun ja, das hatte sie sich gedacht. Zumindest hatte er dann sein Bett nicht vermisst.
»Lupori wird sich beeilen, reinen Tisch zu machen«, meinte Rossi niedergeschlagen. »Sobald er erfährt, dass Feretti entführt wurde, wird er Francesca verdächtigen – was man ihm nicht einmal verübeln kann, nach dem Spektakel, das sie aufgeführt hat. Also habe ich sie verhaftet.

Weitere Kostenlose Bücher