Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
Vom Netzwerk:
wahr, Arthur? Sie spähte vergebens. Emilia hatte sie bereits weitergezogen. Das Tor lag hinter ihr.
Ein rostroter Fuchs? Hatte sie tatsächlich einen rostroten Fuchs gesehen, mit einer elfenbeinernen Mähne, der an einem Kohlblatt zupfte?
    Es war schon fast dunkel, als Cecilia heimkam. Der Wirt musste sie durchs Fenster gesehen haben, denn er öffnete die Tür, noch ehe Cecilia klopfen konnte. »He, Rossi – sie ist wieder da!«, brüllte er quer über
    den Markt. »Ich reib das alte Mädchen ab. Wenn Sie mal beiseite treten, Signorina …«
    Rossi eilte mit raschen Schritten durch den Vorgarten. Er wechselte ein Wort mit Goffredo, dann nahm er Cecilias Ellbogen und bugsierte sie grob in seinen Palazzo. »Wo bist du gewesen?«, brüllte er sie an, kaum dass er die Tür geschlossen hatte. Genau genommen brüllte er gar nicht, aber er war so wütend, dass er es fertigbrachte, diesen Eindruck zu erwecken, ohne die Stimme zu heben. Irene, die gerade aus der Küche heraufeilte, hielt erschrocken inne und kehrte in den Keller zurück.
    »In Geschäften unterwegs.«
»In Geschäften!«, schnauzte er. Ungestüm zog er sie ins Speisezimmer. »Setz dich!« Er wartete nicht, bis sie gehorchte, sondern drückte sie auf einen Stuhl. »Du warst mit der Vittoria unterwegs.«
»Nach Marliana. Ich habe das Kloster …«
»Allein!«
»Nun, es schien die einzige Möglichkeit …«
Er unterbrach sie fassungslos. »Du streunst allein durch die Gegend. Du hast es nicht verstanden!«
»Was?«
Die kleine Lampe auf dem Kaminaufsatz brannte. Irene hatte wohlriechende Öle hineingeschüttet – es roch nach Rosen.
»Du hast es wirklich nicht verstanden.« Rossi ging zum Fenster und hieb mit der Faust gegen die Brüstung. Einige Atemzüge lang stand er still, sie sah, wie seine Schultern sich hoben und senkten. Dann drehte er sich wieder um. »Das ist kein Spaß, Cecilia.« Er betonte jedes Wort. »Mario wurde ermordet, Sergio Feretti entführt – und du bist der Mensch, der womöglich den Schlüssel zur Aufdeckung dieser Verbrechen im Kopf trägt. Wie viel in diesem Kopf durcheinandergeraten ist, das weißt nur du allein. Der Mörder muss wie jeder andere spekulieren. Und wenn er halbwegs bei Verstand ist, rechnet er mit dem Schlimmsten. Hörst du mir zu?«
»Er hat mich gehen lassen.«
»Und keiner von uns weiß, warum.«
Schlag fester … Ja, verdammt. Und heute war ihr ein Mann auf einem Fuchs gefolgt – oder auch nicht gefolgt. Hatte das Tier wirklich in dem Innenhof des Wirtshauses gestanden?
»Was wolltest du dort?«
»Wo?«
»Im Kloster.«
»Dina wird Montag in zwei Wochen erwartet«, sagte Cecilia, mit einer Spur Triumph in der Stimme.
»Verstehe ich nicht. Warum die Eile?«
Sie schaffte keine geschliffene Erklärung. »Dina geht ins Kloster und nicht zu Großmutter. Ich lasse es nicht zu, dass sie unter ihren Einfluss kommt«, sagte sie rau.
Er brauchte ziemlich lange, um zu begreifen. »Du hast meine Post gelesen.«
»Nur die von Großmutter. Die du mir verheimlichst.«
»Warum sollte ich dir etwas verheimlichen? Mir ist es völlig gleich, ob Dina bei ihrer Großmutter oder in dieser Schule lebt.«
»Mir aber nicht.« Cecilia rieb mit dem Handballen über die Stelle an ihrer Stirn, die wieder zu schmerzen begann.
»Ja, und das hatte ich begriffen. Du …« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe ihr geschrieben, dass sie mit Dina nicht rechnen kann.«
»Was?« Cecilia ließ die Hand wieder sinken. Ungläubig starrte sie ihn an. Er starrte zurück – nicht besonders freundlich. Dann öffnete er die Tür. »Irene«, brüllte er in den Flur. »Die Signorina will nach Hause.«
    Die nächsten beiden Tage verbrachte Cecilia in einem abgedunkelten Zimmer mit Kopfschmerzen und einer Schüssel neben dem Bett, in die sie sich wiederholt übergeben musste, was, wie ihr Irene etwa hundertmal auseinandersetzte, damit zusammenhing, dass sie sich viel zu früh der Strapaze einer Reise ausgesetzt hatte. Dann wurde ihr allmählich besser. Als sie nach ihrer Beule tastete, war sie kaum noch spürbar.
    An diesem Abend kam Rossi, um sie abzuholen. »Wieso abholen?«
»Weil Arthur zur Chorprobe geladen hat.« Cecilia sann nach einer Ausrede, aber ihr fiel nichts
    ein, bis auf ihren Gesundheitszustand, und den noch einmal zu debattieren, hatte sie keine Lust. »Bist du mit der Vittoria gekommen?«
    »Bin ich.«
    Er war einsilbig und blieb es, bis sie gedrängt nebeneinander auf dem roten Kutschpolster saßen. Das Klappverdeck war hochgeschlagen, weil es

Weitere Kostenlose Bücher