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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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nieselte. Sie ruckelten die Straße herab.
    »Du sagst gar nichts«, bemerkte sie.
»Hm.« Lustlos spielte er mit den Zügeln. Erst nach einer Weile raffte er sich zu einer Erklärung auf. »Leo ist verschwunden.«
»Leo?«
»Der Junge, mit dem Adolfo …«
»Ich weiß, wer Leo ist. Wieso verschwunden?«
Es gab nicht viel zu erzählen. Adolfo war am Nachmittag gekommen, um es anzuzeigen. Leo war offenbar schon seit zwei Tagen fort. Seine Mutter hatte zuerst gedacht, er wäre spazieren gegangen und irgendwo untergeschlüpft. Der Junge suchte die Einsamkeit, seit sein Bruder sich umgebracht hatte. Deshalb hatte sich auch niemand Sorgen gemacht. Aber an diesem Vormittag waren Adolfo und seine Freunde die Plätze abgegangen, die Leo normalerweise aufsuchte, und sie hatten ihn nicht gefunden.
»Das muss doch noch nichts Schlimmes bedeuten, oder?«
»Möglich, dass der Junge sich ebenfalls umgebracht hat. Aber nicht wahrscheinlich. Leo weiß, was seine Mutter durchgemacht hat nach dem Tod seines Bruders. Er würde ihr das niemals antun, sagt Adolfo, und der kennt den Jungen so gut wie keiner.«
»Hast du auch nach ihm gesucht?«
»Wo denn?« Rossi klang wütend und verbittert. Ja, wo? Er bemühte sich seit mehr als einer Woche, Feretti zu finden, und hatte nicht einmal einen Fetzen seiner Kleidung entdeckt. Das Gebiet war zu weiträumig und bot zu viele Unterschlupfmöglichkeiten. So einfach war das.
»Arthur sagt, es kann sein, dass deine Erinnerung in Bruchstücken zurückkommt. Möglicherweise zunächst als Gefühl. Fällt dir etwas dazu ein?«
»Nein.« Wenn es irgendwann einmal ein hilfreiches Gefühl in ihrem Kopf gegeben hatte, dann war es im Kopfschmerz der vergangenen Tage zermahlen worden. Cecilia schob ihren Arm unter Rossis, damit sie es wärmer und weniger eng hatten. »Die Hufe von wie vielen Pferden habt ihr bei den Schafspferchen gefunden?«, fragte sie.
»Von zweien.«
»Die Entführer waren also zu zweit?«
Schlag fester …
»Sicher ist gar nichts. Wie gesagt – der Regen hat fast alle Spuren verwischt.« Er seufzte. »Ich bin durch die Hölle gegangen, Cecilia, als du verschwunden warst. Ich dachte, jetzt bist du es, nach der ich suchen muss. Du darfst so etwas nicht tun. Versprich mir, dass du nicht mehr ohne Irene ausgehst oder mit jemand anderem, dem du vertraust.«
Sie versprach es.
Sie waren zu früh für die Probe. Arthur lud sie in seine privaten Räume, und Cecilia merkte, wie sehr er sich freute, sie zu sehen. Umsichtig maß er ihren Puls und forschte sie nach ihrem Befinden aus. Das Kopfweh der vergangenen Tage war zu erwarten gewesen. Aber dass sie gereist war … Er hielt ihr eine Standpauke, wenn auch ohne den gewohnten Nachdruck, was sie seinem schlechten Gewissen zuschrieb. Dass sie sich in seinem Asyl gefürchtet hatte, schien ihn immer noch zu wurmen. Und er war froh, dass sie dennoch wiedergekommen war, wie er ihr voller Wärme versicherte.
»Nur um es noch einmal zu erwähnen: Dieses Asyl hat seine Patienten seit Jahresende in zwei verschiedenen Trakten untergebracht. Eigentlich in drei, aber das führt jetzt zu weit und tut auch nichts zur Sache. Es gibt einen offenen Trakt, der für Patienten wie beispielsweise Roberta Martello gedacht ist. Menschen, die wissen, dass das Asyl ihnen guttut. Sie brauchen nicht fortgesperrt zu werden. Im Gegenteil – ihnen diesen besonderen Teil ihrer Würde zu bewahren, das Vertrauen in ihre Vernunft gewissermaßen, trägt zu ihrer Genesung bei, nach meiner festen Überzeugung. Deshalb die neue Aufteilung. Patienten wie Vincenzo bleiben dagegen in dem verschlossenen Trakt. Keine Möglichkeit, ohne die entsprechenden Schlüssel herauszukommen. Und die sind sicher aufgehoben.« Gut!
Signora Dolfi klopfte und meldete, dass einige Damen und Herren angekommen seien, unter ihnen auch Abate Brandi, der nach dem Giudice gefragt habe. Der Angekündigte drängte bereits hinter ihr in den Raum. »Noch einen Moment Zeit? Gottes Segen, die Dame, die Herren.«
Rossi erhob sich. »Ist wieder etwas zerstört worden?«
»In der südlichen Anlage. Die Kurbelwelle und der Kreuzkopf haben was abbekommen. Das ist Krieg, Enzo. Ich habe Wachmannschaften eingestellt, weil man ja den Brüdern vom Orden nicht zumuten kann, mit der Pistole …« Er murmelte etwas, wahrscheinlich sein Bedauern über die Einschränkungen, die der Herr ihm und seinen Mitstreitern auferlegte. »Die Wachen haben die Kerle fast erwischt. Haben sie auch noch unter Feuer genommen. Sollte mich nicht

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