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GLÄSERN (German Edition)

GLÄSERN (German Edition)

Titel: GLÄSERN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Walter
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ich wissen.
    Kieran legte den Finger auf die Lippen. »Ich habe keine Idee, aber ich – pardon – wir werden ihr natürlich unverzüglich folgen.“
    Leise schob er die Tür auf und wir rannten geduckt Arm in Arm in Richtung Wald. Nun, eher taumelte ich an Kierans Arm in Richtung Wald.
    »Danke, dass du mich nicht hasst«, würgte ich hervor.
    »Wer sagt denn, dass ich dich nicht hasse. Eventuell warte ich nur auf die Gelegenheit, dich einem langsamen und amüsanteren Tod zu überlassen.«
    Ganz sicher bin ich mir nicht mehr, dass das seine Worte waren, jedoch schielte ich ihn an, so entrüstet ich konnte.
    »Bin ich etwa dein Köder, falls uns Gefahr droht?«
    Anstatt einer Antwort blitzten seine Augen schelmisch. Vor uns öffnete sich der Wald wie eine Pforte aus Schatten. Wir fassten kurz Mut und wagten uns ohne Licht oder Waffen (zumindest hatte ich keine bei mir) in das rauschende Dunkel. Es klang beinahe wie eine Warnung, jedoch nicht offensichtlich genug, sie ernst zu nehmen. Wenn sich Eirwyn, und offenbar war es Eirwyn, allein dort hineinwagte, welche Schmach wäre es für uns gewesen, zu kneifen. Kieran legte den Kopf in den Nacken, ich tat es ihm nach. Er war rund und man sah deutlich sein pockennarbiges Gesicht. Kieran stützte mich erneut, als ich schwankte, und zog mich weiter. Ein ganzes Stück vor uns sahen wir plötzlich das silberne Cape durch die Bäume blitzen. Wir beeilten uns, ihm ein wenig näher zu kommen, ohne jedoch gleich entdeckt zu werden. Sie drehte sich kein einziges Mal um und schritt zügig voran, wich spitzen Ästen und freiliegenden Wurzeln aus. Sie kannte den Weg genau. Allzu lange strichen wir durch den dämmerigen Wald. Er sah weich und kalt aus, nicht so unheimlich, wie der große Wald, der Ross und Kutsche mit seinen Flechten überwuchert hatte. Beinahe wie im Wilden Wald zuhause in der schottischen Einöde. Hatte es auch hier den Anschein, man bewege sich etwas unter Wasser, so langsam wogten die Farne, kräuselte sich das frostige Moos unter unseren Füßen. Mir fiel auf, dass ich noch immer meine Slipper anhatte, Kieran jedoch feste Stiefel trug. Inständig hoffte ich, der Stoff möge keine Grasflecke bekommen. Feiner Nebel waberte über uns in den Ästen wie Rauch.
    Sie verlangsamte plötzlich ihren Schritt. Ein großer Bund Farne wuchs mitten auf ihrem Weg. In seinen Wedeln wiegten sich viele kleine glänzende Blüten. Ihr helles Blau schien im fahlen lila Mondschein fast zu leuchten. Sie steckte die Finger zaghaft hinein und teilte den Farn, um durch ihn hindurch zu steigen. Wir warteten, bis sie verschwunden war und Kieran stieß mich ohne Vorwarnung in den Rücken.
    »Nach dir«, feixte er.
    Gerade als ich durch das lange Gras stolperte, griff ich ihn am Ärmel und zog ihn ebenfalls hindurch. Wir standen auf einer wunderschönen Lichtung. Birken säumten eine kleine Wiese, in deren Mitte eine kreisrunde Quelle sprudelte. Über diese beugte sich eine große Trauerweide und bedeckte mit ihren langen Ästen beinahe die Hälfte des Wasserspiegels. Wir standen wie versteinert. Es war so harmonisch anzusehen. Ich fühlte mich sicher und wohlig. Die Gestalt schritt über das Gras hinweg auf die Quelle zu. Langsam stieg sie hinein in das ruhige Wasser. Das Cape schwamm hinter ihr her wie der Nebel in den Ästen. Wir sahen nun deutlich, dass der Stoff nur aus einem zarten Netz gewebt war. Er verhüllte kaum die schneeweiße Haut darunter. Kieran sah mich scharf an und bedeutet mir, die Augen zu bedecken. Ich dachte gar nicht daran. Als sie bis zu den Hüften in der Quelle stand, streifte sie zuerst die Kapuze ab und schwarzes Haar wie die Nacht quoll hervor und ringelte sich um ihre Schultern. Dann ließ sie den ganzen Umhang herunterfallen, indem sie einige wenige Schleifen über ihrer Brust öffnete, und er glitt in die weichen Wellen, wo er sanft in den Wassern waberte. Sie stand nun vollkommen nackt vor uns und wandte uns nach wie vor den Rücken zu. Kieran fuhr sich mit der Rechten über seine Augen. Mit einem Mal begann die Weide, zu wispern. Ihre peitschenartigen Äste zuckten durch das Wasser, zogen sich zurück, um sich erneut über der Oberfläche auszubreiten wie ein Fächer. Obwohl es Winter war, strich ein angenehmer Wind über die Lichtung. Ich ging innerlich schnell den Kalender durch und zählte die Monde. Sachte stieß ich Kieran an.
    »Es ist Alban Nefin heute Nacht«, erklärte ich ihm flüsternd. »Wintersonnwende! In dieser Nacht sind starke Kräfte

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