Glamorous Love - vollkommenes Glück
den Schlüssel in das Zündschloss.
Der Motor meines alten Wagens heulte laut auf und ich fuhr zügig los. Charly genoss die Fahrt, während wir Radio hörten. Er wippte mi t dem Kopf, passend zur Musik. Früher fuhren meine Eltern mit mir regelmäßig an einen ruhig gelegenen See, mitten in einem Wald, am Rande von Berlin. Obwohl ich schon lange nicht mehr dort war, wusste ich genau, wie wir hinkamen. Wir fuhren auf einer engen Straße mit steilen Kurven durch einen Wald. Die Sonne hatte Mühe, sich durch das Geäst der Bäume zu zwängen. Je weiter wir bergauf unterwegs waren, umso dichter erschienen einem die Blätter. Ich bemerkte, dass Charly sich umsah.
„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, wir fahren ans Ende der Welt.“
Verblüfft schaute ich zu ihm rüber. „Was ist? Hast du etwa Angst, ich könnte dich entführen?“
„ Na ja, nicht gleich Angst“, erklärte er.
„ Ist schon in Ordnung, wir sind gleich da.“
Ich bog mit dem Auto in einen kleinen Waldweg ein. Vor einer roten Schranke fuhr ich rechts in eine Nis che und machte den Motor aus.
Charly sah aus dem Fenster. „ Dann sind wir jetzt also da. Wie romantisch“, zog er mich auf.
„Komm einfach mit.“
Ich stieg aus, ging um das Auto und öffnete den Kofferraum, um den Picknickkorb, die Handtücher und die Decke herauszuholen. Wir mussten durch das Dickicht laufen, bis wir die Stelle, die ich suchte, erreicht hatten. Unter unseren Füßen knackten alte, vermoderte Äste. Der Boden war vom Tau noch feucht und kleine Tröpfchen hatten sich an Blättern und Grashalmen gebildet. Die Vögel zwitscherten und erhellten mit ihrem Gesang den düsteren Wald. Wir kamen an einen mit Moos überzogenen Trampelpfad und entdeckten an einer Stelle sogar mehrere kleine Steinpilze. Jetzt mussten wir nur noch einen winzigen Berg erklimmen und standen oben, auf einer wunderschönen Lichtung.
Vor uns lag eine große Wiese, die über und über mit hübschen fliederfarbigen Blumen übersät war. Hier hatten wir reichlich Sonne und ich bekam den Eindruck, die Tür zum Paradies geöffnet zu haben. Vielleicht kitschig, aber so fühlte ich nun mal, mit meinem Traummann an der Seite. Charly schien wie versteinert. Ich schaute ihn an, um herauszufinden, ob es ihm gefiel. Ihm stand förmlich der Mund offen.
„Nicht zu fassen! N ie im Leben hätte ich gedacht, hier so einen wunderbaren Ort zu finden. Wirklich schön! Liegt aber vielleicht auch an meiner reizenden Begleitung“, fügte er zu.
„ Natürlich, nur daran“, kommentierte ich sein übertriebenes Kompliment und kicherte. Sicherlich meinte er auch den kleinen See, der sich einige Meter weiter in die malerische Landschaft einfügte.
„Komm mit!“, flüsterte ich.
Ich nahm seine Hand und lief zum See. Wir konnten uns einen Platz aussuchen. Wie ich erwartet hatte, war keine Menschenseele da. Charly löste meinen Handgriff und fing an zu jubeln. Es war nett anzusehen, wie er mit dem Korb in der Hand Luftsprünge machte, bis er dort angekommen war, wo er die Decke für uns ausbreitete. Wir saßen uns gegenüber und ich spürte, dass ich wieder dieses Herzrasen bekam. Wir küssten uns, bis wir an dem Punkt angelangt waren, wo wir uns gestern die Klamotten vom Leib gerissen hatten.
Es war wunderbar, sich in der freien Natur zu lieben. Wir blendeten die Umgebung aus und ließen unseren Gefühlen freien Lauf.
Charly strich mir durch das Haar. „Eine wunderbare Idee hierherzufahren.“
Ich berührte mit meinem Finger seine großen, weichen Lippen. „Dann lass es uns genießen. So lange, wie es dauert. Was ist, gehen wir baden?“
„Lo s, lass uns planschen gehen.“
Er nahm meine Hand, zog mich hoch und wir liefen Hand in Hand zum See. Der lag idyllisch am Waldrand. Ringsherum wucherte Schilf, das ihm einen wunderschönen Rahmen gab. Das Wasser war glasklar und man konnte die vielen kleinen Fische be obachten, die darin schwammen.
Ich sah Charly an. „Wie gehst du rein? Kurz und schmerzlos oder langsam und qualvoll?“ Insgeheim wünschte ich es mir kurz und schmerzlos.
Er grinste und hielt einen Zeh in das kühle Nass. „Hui, ganz schön frisch. Ich zieh e es kurz und schmerzlos vor!“
„Ok, dann folge mir!“
Langsam balancierte ich auf einem breiten Baumstamm, der in den See ragte, bis ans Ende. Von dort aus konnte man in das Wasser springen, ohne Angst haben zu müssen, den Grund zu berühren. Das wusste ich genau, denn mein Vater betrat das Gewässer immer über diesen
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