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Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition)

Titel: Glanz und Elend der Kurtisanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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zwei Fremde werdet ihr wohl überwachen können.«
    In dem Augenblick, als Carlos hinausgehen wollte, zeigte Paccard sich. »Bleiben Sie, es sind Leute auf der Straße,« sagte der Jäger.
    Dieses so einfache Wort war beängstigend. Carlos stieg in Europas Zimmer hinauf und blieb dort, bis Paccard gekommen war, um ihn mit einem Mietswagen abzuholen, der bis ins Haus hineinfuhr. Carlos zog die Vorhänge herunter und wurde in so schneller Fahrt dahingeführt, daß jede Verfolgung vergeblich sein mußte.
    Im Faubourg Saint-Antoine ließ er sich einige Schritte von einer Fiakerhaltestelle entfernt absetzen, ging zu Fuß zu einer Droschke und fuhr zum Quai Malaquais; so entging er den Neugierigen.
    »Sieh, Kleiner,« sagte er zu Lucien, indem er ihm vierhundert Tausendfrankenscheine zeigte, »da haben wir, denke ich, eine Anzahlung auf den Landsitz Rubempré. Wir wollen hunderttausend davon aufs Spiel setzen. Man hat eben die Omnibusse lanciert, die Pariser werden sich in diese Neuheit verlieben: in drei Monaten werden wir unsern Einsatz verdreifachen. Ich kenne die Geschichte: man wird prachtvolle Dividenden auf das Kapital zahlen, damit die Aktien in Gang kommen ... ein wiederaufgewärmter Gedanke Nucingens. Wenn wir den Rubempréschen Landsitz wieder herrichten, werden wir nicht alles sofort bezahlen. Du wirst auf der Stelle Des Lupeaulx aufsuchen und ihn bitten, dich persönlich an einen Anwalt namens Desroches zu empfehlen, einen gerissenen Schlingel, den du in seinem Bureau besuchen wirst,» du wirst ihm sagen, er möge nach Rubempré gehen und das Terrain studieren; und du wirst ihm zwanzigtausend Franken Honorar versprechen, wenn er dir dreißigtausend Franken Rente verschaffen kann, indem er rings um die Trümmer des Schlosses für achthunderttausend Franken Land aufkauft.« »Wie du jagst! ... Und jagst und jagst! ...« »Ich jage immer. Aber keine Scherze. Du wirst hunderttausend Taler in Schatzanweisungen anlegen, um keine Zinsen zu verlieren; du kannst sie Desroches übergeben, er ist ebenso ehrlich wie verschmitzt ... Ist das geschehen, so eile nach Angoulême und setze bei deiner Schwester und deinem Schwager durch, daß sie dir zuliebe eine kleine Lüge auf sich nehmen. Deine Verwandten können dir ganz gut sechshunderttausend Franken gegeben haben, um deine Heirat mit Klotilde von Grandlieu zu erleichtern; das ist nicht entehrend.«
    »Wir sind gerettet!« rief Lucien geblendet. »Du, ja!« erwiderte Carlos; »aber auch du bist es erst, wenn du mit Klotilde als Frau aus Saint-Thomas d'Aquin kommst ...« »Was fürchtest du?« fragte Lucien, scheinbar voller Interesse für seinen Ratgeber. »Mir sind Neugierige auf der Spur ... Ich muß den Eindruck eines wirklichen Priesters machen, und das ist recht langweilig! Der Teufel wird mich nicht mehr schützen, wenn er mich mit einem Brevier unterm Arm sieht.«
    In diesem Augenblick erreichte der Baron von Nucingen, der Arm in Arm mit seinem Kassier davonging, das Tor seines Hotels. »Ich firchte,« sagte er, als er nach Hause kam, »ich habe ainen eländen Feldßug kemacht ... Pah, wir werden das wieder einholen gönnen ...« »Das Unklück ist, daß der Herr Paron sich ins Kerede kepracht hat,« erwiderte der gute Deutsche, dem nur das Dekorum Sorgen machte. »Ja, maine Keliepte muß in ainer Lage sain, die mainer wirdig ist,« sagte dieser Ludwig XIV. des Bureaus.
    Da der Baron überzeugt war, Esther früher oder später zu besitzen, so wurde er wieder der große Finanzier, der er war. Er nahm die Leitung seiner Geschäfte so energisch wieder auf, daß sein Kassier, als er ihn am folgenden Tage um sechs Uhr in seinem Arbeitszimmer vorfand, wie er Werte durchsah, sich die Hände rieb. »Entschieten hat der Herr Paron kestern nacht aine Ersparnis kemacht,« sagte er mit seiner halb schlauen, halb albernen deutschen Art zu lächeln.
    Wenn die Leute, die nach Art des Barons von Nucingen reich sind, mehr Gelegenheiten haben als andere, Geld zu verlieren, so haben sie auch mehr Gelegenheiten, welches zu gewinnen, selbst wenn sie sich ihren Torheiten überlassen. Obgleich die Finanzpolitik des berühmten Hauses Nucingen anderswo erklärt ist, so ist es doch wohl nicht unnötig, darauf aufmerksam zu machen, daß sich ein so beträchtliches Vermögen inmitten der geschäftlichen, politischen und industriellen Revolutionen unserer Zeit nicht erwerben, ausbauen, vergrößern und erhalten läßt, ohne daß ungeheure Kapitalsverluste stattfinden oder, wenn man will, ohne

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