Glanz
formten die Zimmernummer: 212. Die Tür öffnete sich, und blendendes Gleißen hüllte mich ein.
|342| 37.
Ich schlug die Augen auf. Über mir brannte grelles Licht – die Neonröhren an der Decke des Untersuchungsraums. Ich blinzelte. Undeutlich nahm ich wahr, dass der Raum voller Menschen war. Sie standen um mich herum und murmelten unverständliche Worte. Geblendet, wie ich war, konnte ich ihre Gesichter nicht deutlich erkennen, aber ich sah, dass sie allesamt schwarze Gewänder mit Kapuzen trugen.
Ich hatte keine Zeit, mich darüber zu wundern, denn neben mir bemerkte ich hektische Aktivität. Ein langgezogenes Piepen erklang. Ich drehte mich mühsam um und sah Dr. Ignacius und Swenson über Eric gebeugt. Seine Brust war freigelegt. Sein Gesicht wirkte bleich und eingefallen und schrecklich alt.
»Wir verlieren ihn!«, rief Dr. Ignacius. »Verdammt! Machen Sie den Defi klar, Swenson! Schnell!«
»Nein!«, schrie ich. Ich rüttelte Eric an der Schulter. »Wach auf, Eric! Verdammt, wach auf!«
»Defibrillator ist bereit«, sagte Swenson. Er hielt zwei flache Metallplatten in den Händen. »Auf drei!«
Dr. Ignacius zog mich zur Seite. »Sie dürfen ihn nicht berühren, sonst bekommen Sie einen Stromschlag«, sagte er.
»Eins … zwei … drei.« Swenson senkte die beiden Metallplatten auf Erics Brust. Ein Warngeräusch ertönte, und gleichzeitig bäumte sich Eric auf. Doch das warnende Piepen des Apparats, der seinen Puls überwachte, verschwand nicht.
|343| »Aber … das kann nicht sein!«, rief ich. »Wir haben doch das Tor des Lichts gefunden! Er muss hier sein! Er muss …«
»Noch ein Versuch. Defibrillator ist bereit. Auf drei. Eins …«
»Nein!«, schrie ich. Mir war plötzlich klar, wo der Fehler lag. »Bringen Sie ihn in sein Zimmer! Raum Nummer 212. Schnell!«
Swenson sah mich verständnislos an. »Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Wir müssen …«
»Tun Sie, was sie sagt!«, rief Dr. Ignacius. »Bringen Sie ihn sofort auf Zimmer 212. Lassen Sie die ganzen Apparate hier, das bringt sowieso nichts!«
Swenson sah seinen Chef an, als habe dieser den Verstand verloren.
»Los jetzt!«, brüllte der Neurologe.
Swenson zuckte mit den Schultern. Er schob Erics leblosen Körper aus dem Raum.
Immer noch benommen setzte ich mich auf. Die fremden Menschen standen immer noch da und murmelten Worte, die wie Latein klangen. Es waren mindestens ein Dutzend. Sie hatten die Kapuzen ihrer schwarzen Kutten über die Köpfe gezogen, so dass ihre Gesichter in tiefem Schatten lagen. Sie sahen aus wie Mönche aus dem Mittelalter, die in diesem Hightech-Untersuchungsraum völlig deplatziert wirkten. Wahrscheinlich waren es Mitglieder des Ordens der Suchenden nach der Heiligen Wahrheit. Was sie hier machten, war mir schleierhaft.
Ich hatte keine Zeit, mich weiter mit ihnen zu beschäftigen. Ich stolperte hinter Swenson und Ignacius her zum Aufzug. Emily folgte mir. »Ich … ich kann ihn nicht mehr spüren«, sagte sie.
»Er ist da«, erwiderte ich. »Er muss da sein. Er muss!«
|344| Die Fahrt mit dem Fahrstuhl schien ewig zu dauern. Ich war mir sicher, dass Erics Herz bereits mindestens eine Minute stillstand. Wie lange konnte ein Mensch das überleben? Wann setzte der Zelltod aufgrund von Sauerstoffmangel ein?
»Schneller, verdammt«, brüllte Dr. Ignacius. Swenson rollte das Bett den Flur entlang und hätte beinahe eine alte Frau umgefahren, die gerade aus ihrem Zimmer kam. Er riss die Tür mit den metallenen Ziffern 212 auf und schob Eric hinein. Atemlos blieb er stehen. »Und jetzt?«, fragte er.
Ich ignorierte die Frage und trat neben die fahrbare Liege. Tränen verschleierten meinen Blick. Ich beugte mich über Eric und strich sanft mit der Hand über seine bleiche, kühle Stirn. »Bitte, wach auf«, flüsterte ich. »Ich weiß, dass du hier bist. Bitte, komm zurück!«
Emily fasste mich an der Schulter. »Es hat keinen Sinn, Anna. Er ist …«
In diesem Moment ging ein Ruck durch den jungen Körper. Er bäumte sich auf, als habe er erneut einen Elektroschock mit dem Defibrillator erhalten, dann sank er zurück auf die Liege.
»Was, bei Gott, war das denn?«, fragte Swenson.
Ich wusste es. Ich strich ihm erneut über die Stirn, die nicht mehr ganz so bleich und kühl zu sein schien.
Eric drehte die Augen. Nur ein paar Millimeter, aber es war ein enormer Unterschied. Sein Blick war nicht mehr leer. Er sah mich!
Ein unbeschreibliches Glücksgefühl durchströmte mich.
Eric öffnete den
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