Glanz

Phantasie –, wie könnten wir das jemals erkennen?
    »Wird sie … wird sie wieder ganz wach werden?«, fragt Maria. Ihre Stimme klingt auf einmal furchtsam.
    »Ja«, sagt der Doktor mit erstaunlich fester Stimme. »Es wird noch eine Weile dauern. Ihr Körper muss sich erst wieder daran gewöhnen, dem Geist Ihrer Mutter zu gehorchen. Immerhin hat sie acht Monate in diesem Zustand gelegen. Aber …«
    Der Rest seiner Worte entgeht mir. Acht Monate!
    Ich erinnere mich, wie ich den Cocktail gemischt habe. Man nehme: 20 Schlaftabletten, den Inhalt von 15 aufgeschnittenen Kapseln Glanotrizyklin. Das Ganze mit der Nagelschere zerstoßen, gut mischen und in etwas Wasser auflösen. Umrühren und ungekühlt in einem Zug trinken. Tipp: Wenn Sie den Cocktail einnehmen, während Sie am Computer spielen, haben Sie eine gute Chance, mitten in der Spielwelt wieder aufzuwachen.
    Es muss Maria gewesen sein, die mich fand. Die den Krankenwagen rief, die voller Sorge mit mir fuhr, meine Hand hielt, so wie ich in meinem Traum Erics Hand hielt.
    Eric. Ich sehe seine hübschen blonden Locken vor mir, spüre noch einmal das Gefühl seiner weichen Haare, wenn ich mit den Fingern hindurchstrich. Die Erinnerung fühlt sich an, wie wenn man eine heiße Herdplatte berührt. Aber es ist gut, dass ich wieder Schmerzen spüren kann.
    Es wird Zeit, dass ich den Weg durch das Feuer des |395| Tartaros gehe. Dass ich mich meinem Schmerz stelle, anstatt davor wegzulaufen. Dass ich meinen Sohn loslasse, damit ich endlich meine Tochter wieder umarmen kann.
    »Oh, Mom, ich bin so froh, dass du wieder da bist!«
    Ich wünschte, ich könnte nicken oder wenigstens lächeln. So aber blinzle ich nur zwei Mal. Es genügt.
    Mein Blick geht an ihr vorbei, hinaus in den kleinen Park der Klinik. Direkt draußen vor dem Fenster steht ein Baum. Ich sehe nur ein Gewirr von tiefgrünen und schwarzen Flecken, und doch meine ich etwas zu erkennen: einen großen schwarzen Vogel, der auf einem Ast sitzt und mich mit seinen kalt glänzenden Augen reglos anstarrt.
    Aber vielleicht ist es auch nur ein Schatten.
     
    ENDE



Karl Olsberg
     
    GLANZ
    Thriller
     
    Interaktives E-BOOK
     
     

Wie man dieses Buch liest
    Dieses E-Book enthält einige interaktive Teile (beginnend mit dem Prolog).
»Interaktiv« bedeutet, dass Sie als Leser/in Einfluss auf die Geschichte nehmen und den Verlauf
der Handlung mitbestimmen.
    Die interaktiven Teile erkennen Sie an dem Hinweis »interaktiv« im Inhaltsverzeichnis sowie daran,
dass diese Teile im Präsens geschrieben sind. Sie sind in Textabschnitte unterteilt. Am Ende jedes Textabschnittes erscheinen ein
oder mehrere markierte Wörter , mit denen Ihre Wahlmöglichkeiten gekennzeichnet sind. Klicken Sie
einfach auf eines dieser markierten Wörter, und die Geschichte geht entsprechend Ihrer Wahl weiter.
    Blättern Sie bitte in den interaktiven Teilen nicht über das Ende eines Textabschnittes hinaus. Benutzen Sie ausschließlich die markierten
Wörter, um von einem Textabschnitt zum nächsten zu gelangen. Die interaktiven Teile sind nicht dafür gedacht, dass sie wie ein
gewöhnliches Buch vom Anfang bis zum Ende durchgeblättert werden. In linearer Reihenfolge gelesen ergeben die einzelnen Textabschnitte
wenig Sinn.
    Wenn Sie bereits die »normale« Fassung des Romans gelesen haben, können Sie über das Inhaltsverzeichnis direkt zu den interaktiven Kapiteln
springen. Sie werden feststellen, dass ich Erics Traumwelt deutlich erweitert habe und es viele neue und seltsame Dinge zu entdecken gibt.
Sogar ganze Landschaften habe ich für Sie neu geschaffen. Im letzten Abschnitt können Sie zudem ausprobieren, was geschehen wäre, hätte sich Anna
am Ufer des Sees anders entschieden ...
    Da dieser interaktive Roman im EPUB-Format, dem Standard für E-Books, erstellt wurde, gibt es keine
Möglichkeit, einen »Spielstand« abzuspeichern. Nutzen Sie stattdessen einfach die Lesezeichen-Funktion, um an der Stelle weiterzumachen, an der
Sie zuletzt aufgehört haben. Wenn Sie eine alternative Entscheidung ausprobieren möchten, kehren Sie am besten über das Inhaltsverzeichnis zum
Anfang des jeweiligen Kapitels zurück. Aber bedenken Sie: Dies ist ein interaktiver Roman, kein Computerspiel. Es gibt keine »richtigen« oder
»falschen« Entscheidungen. Die Geschichte verläuft einfach anders, je nachdem, welchen Weg Sie wählen.
    Und jetzt viel Spaß beim Erkunden dieses interaktiven Buches!

     
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