Glanz
genügt.
Mein Blick geht an ihr vorbei, hinaus in den kleinen Park der Klinik. Direkt draußen vor dem Fenster steht ein Baum. Ich sehe nur ein Gewirr von tiefgrünen und schwarzen Flecken, und doch meine ich etwas zu erkennen: einen großen schwarzen Vogel, der auf einem Ast sitzt und mich mit seinen kalt glänzenden Augen reglos anstarrt.
Aber vielleicht ist es auch nur ein Schatten.
ENDE
Stopp!
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42.
Wir stehen in dem kleinen Innenhof nahe des Times Square. Es ist heller Tag. Die Leuchtreklame gegenüber dem Hinterausgang des Restaurants ist abgeschaltet, aber das Bild, das sie zeigt, ist klar erkennbar. Über der stilisierten Packung eines bekannten Medikaments prangt der englische Slogan: »Für einen tiefen, erholsamen Schlaf«.
Ich klopfe an die graue schmucklose Metalltür, von der die Farbe abblättert. Als niemand öffnet, setze ich die akkubetriebene Bohrmaschine an dem Schließzylinder an. Diesmal habe ich mich vorher im Internet informiert, wie man so eine Tür aufbekommt.
»Mom?«, fragt Eric. »Was machen wir hier eigentlich, Mom?«
Ich drehe mich zu ihm um. »Ich möchte dir etwas zeigen.«
»Indem du diese Hintertür aufbrichst? Wäre es nicht einfacher, durch den Haupteingang zu gehen?« Es ist ihm anzusehen, dass er sich große Mühe gibt, geduldig mit mir zu sein.
Ich zucke mit den Schultern. »Du wirst es gleich verstehen.«
Oder auch nicht. Ich weiß nicht mehr, was ich erwarten soll.
Ich hatte geglaubt, eine Göttin zu sein. Doch von göttlicher Macht habe ich nichts gespürt, seit ich mit Eric zurück nach New York fuhr.
Unsere Wohnung kam mir so vertraut vor, so normal. Eric war erschöpft und legte sich gleich ins Bett. Ich saß fast die ganze Nacht neben ihm, zerfressen von Angst und Sorge, dass er nicht mehr aufwachen könnte. Doch irgendwann übermannte mich die Erschöpfung, und ich schlief neben ihm ein.
Als ich aufwachte, war sein Bett leer. Ich bekam einen fürchterlichen Schreck, doch dann hörte ich ihn in der Küche rumoren. Ich stand auf und ging zu ihm. Er hatte bereits gefrühstückt. »Ich wollte dich nicht wecken, Mom«, erklärte er. »Du warst sicher müde nach der langen Fahrt. Aber ich bin spät dran. Die Schule fängt gleich an.«
Ich sah ihn überrascht an. »Du willst in die Schule?«
»Mom, ich kann mir doch nicht aussuchen, ob ich in die Schule gehe, oder?«
Ich wollte etwas erwidern, doch dann ließ ich es. Hatte ich mir nicht Normalität gewünscht, mehr als alles in der Welt?
Als er die Wohnung verließ, konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. Nur mühsam hinderte ich mich selbst daran ihm nachzugehen. Den ganzen Morgen lief ich nervös in der Wohnung herum und blickte immer wieder auf die Uhr. Als es endlich Nachmittag wurde hielt ich am Fenster nach ihm Ausschau.
Er kam pünktlich.
In den nächsten Tagen ließ meine Anspannung allmählich nach. Wir sprachen nicht über das, was geschehen war. Eric verhielt sich, als sei er nie ins Koma gefallen, und ich versuchte meine Selbstzweifel nicht an die Oberfläche dringen zu lassen. Wenn er die Tränen bemerkte, die meine Augen immer wieder glasig werden ließen, so sagte er nichts.
Alles war so, wie es sein sollte, und doch fühlte ich mich unwohl. Die Erinnerungen an die Erlebnisse – an die vielen verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit – verwoben sich in meinem Gedächtnis zu einem immer komplizierteren Knoten, bis ich überhaupt nicht mehr wusste, was ich glauben sollte. War ich wach? Träumte ich? Waren all die schrecklichen Geschehnisse nur Wahnvorstellungen gewesen, oder war das, was ich jetzt erlebte, die Illusion?
Während ein Teil meines Selbst mir einzureden versuchte, alles sei in Ordnung, trieben mich meine nagenden Zweifel an die Antwort zu suchen. Wenn dies ein Traum war, dann wollte ich wissen, dass ich träumte. Vielleicht sehnte ich mich auch nach
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