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Glanz

Glanz

Titel: Glanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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dass ich kaum noch den Boden berührte. Auf diese Art würde ich zwar nicht fliegen können, aber auch nicht so schnell Gefahr laufen, im Morast zu versinken.
    Ich stieß mich vom Boden ab und machte einen Zeitlupenhüpfer, der mich mindestens drei Meter weit trug |75| und mich an Bilder von Astronauten auf dem Mond denken ließ. Es war ein bemerkenswertes, beinahe heiteres Gefühl. Übermütig stieß ich mich ein weiteres Mal ab, kräftiger diesmal. Doch ich hatte den Schwung unterschätzt. Ich segelte in hohem Bogen über einen schmalen Streifen halbwegs festen Untergrunds hinweg mitten in einen der ekelhaften Tümpel. Meine Füße sanken in die stinkende Brühe ein. Sie war warm wie Badewasser. Ich trieb hilflos auf der Oberfläche wie auf einem aufblasbaren Gummitier und wusste nicht, ob ich über meine eigene Ungeschicklichkeit lachen oder weinen sollte.
    Ich strampelte mit den Beinen und versuchte, mit den Händen vorwärtszupaddeln, doch in der öligen Flüssigkeit kam ich nur langsam voran. Der Gestank betäubte mich fast. Eric sah mir mit sorgenvollem Gesicht zu. Schließlich erreichte ich den Rand des Tümpels und kletterte heraus. Ich nahm mir vor, in Zukunft besser aufzupassen – ein weiteres Bad in der stinkenden Brühe wollte ich auf keinen Fall nehmen.
    Mit vorsichtigen Hüpfern setzten wir unseren Weg fort. Wir hatten etwa die Hälfte der Strecke zwischen der Hügelkette und der Stelle zurückgelegt, an der ich vorher den Vogelschwarm entdeckt hatte, als ich drei große Blasen bemerkte, die schräg vor uns aus dem Sumpf ragten. Sie waren bleich wie die Blasenhalme und wurden von dünnen weißen Fäden gehalten, so dass ich sie zunächst für eine Variante der seltsamen Pflanzen hielt. Doch die Haltefäden bewegten sich auf merkwürdige Weise, und bald bemerkten wir, dass sich uns die Gebilde näherten. Die Art, wie sie mit ihren tentakelartigen Fäden über den Boden tasteten, als suchten sie etwas, gefiel mir überhaupt nicht.
    Je näher sie kamen, desto mehr wirkten die Wesen wie |76| riesige Quallen, jede mit einem Durchmesser von drei Metern und doppelt so langen Fäden.
    »Lass uns denen lieber aus dem Weg gehen«, rief ich Eric zu. Er nickte.
    Wir beschleunigten unsere Hüpfer, mussten jedoch aufpassen, dass wir nicht in einem der stinkenden Tümpel landeten, die zuletzt immer häufiger und größer geworden waren. Ein falsch platzierter Sprung, und wir wären bewegungsunfähig. Dann konnten sich die Gasquallen mit den Ungeheuern, die am Grunde des Tümpels lauerten, um die Beute streiten.
    Während wir uns einen verschlungenen Weg zwischen dem öligen Wasser suchen mussten, schwebten die Quallen einfach darüber hinweg. Und sie wurden schneller. Es gab keinen Zweifel mehr, dass sie uns jagten.
    Bald war klar, dass wir ihnen nicht entkommen würden. Sie konnten sich in diesem Terrain wesentlich schneller bewegen als wir. Also hielten wir an, um uns auf die Konfrontation vorzubereiten.
    »Flieh weiter, göttliche Mutter«, sagte Eric. »Ich versuche, sie aufzuhalten!«
    »Kommt nicht in Frage! Ich bleibe bei dir!«
    Bald hatte die erste der Gasquallen Eric erreicht, der zwei Schritte vor mir stand. Sie tastete mit Dutzenden Fäden nach ihm. Er wehrte die Tentakel mit dem Schild ab und durchtrennte einige mit dem Schwert. Das führte zu heftigen peitschenartigen Bewegungen der übrigen Fäden.
    Einen Moment sah es so aus, als könne mein tapferer Held das Ungetüm abwehren. Doch dann waren die beiden anderen herangekommen. Eine der Quallen näherte sich Eric von hinten, während die andere auf mich zukam.
    Eric schrie auf, als ihn einer der Fangarme am nackten Oberarm berührte. Offenbar enthielten ihre Spitzen Gift. |77| Bald war er fast vollständig von den Tentakeln zweier Quallen eingehüllt. Er wehrte sich verzweifelt, doch ich sah, dass er keine Chance hatte, die unzähligen Fäden fernzuhalten.
    Ich überlegte, wie ich ihm zu Hilfe kommen konnte, doch in diesem Moment erreichte mich die dritte Qualle. Ihre Fäden tasteten nach mir. Ich versuchte auszuweichen und schlug mit den Händen nach ihnen.
    Einer der Fäden berührte mich am linken Handrücken, und ein stechender Schmerz durchfuhr mich. Gleichzeitig merkte ich eine sich rasch ausbreitende Taubheit. Das Gift hatte offensichtlich eine lähmende Wirkung.
    Die Qualle war jetzt beinahe über mir. Voller Panik warf ich mich zur Seite.
    Einer der Tentakel berührte mich am Hals. Es war, als flösse kochendes Wasser über meine

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