Glanz

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»Warum tragen hier alle diese schrecklichen Masken?«, frage ich, obwohl die Antwort eigentlich offensichtlich ist.
    »Nun, natürlich lernt jedes Kind, immer zu lächeln und seine wahren Gefühle zu verbergen«, antwortet Klangweber.
»Aber das ist sehr anstrengend, und schon eine kleine Unachtsamkeit kann dich in den Kerker bringen. Deshalb setzen
wir Masken auf. Es ist einfach leichter so.«
    Er geht zu der Anrichte, zieht eine Schublade auf und holt eine Maske hervor. Sie ist aus Holz, grob geschnitzt, mit einem grinsenden Mund, der
auf mich eher beängstigend als fröhlich wirkt. Er reicht sie mir. »Hier, die schenke ich dir. Eigentlich bräuchtest du auch ein anderes Gewand –
Schwarz gilt als triste Farbe und ist bei uns verpönt. Aber bunte Kleidung, die dir passen würde, habe ich leider nicht.«
    Ich nehme die Maske in die Hand. Sie fühlt sich schwer an. »Ich danke dir, Klangweber!«
    Er nickt. »Nun geh! Wenn Leute gesehen haben, dass du mir ins Haus gefolgt bist, dann wäre es nicht gut, wenn du zu lange hier bleibst.«
    »Dürft ihr ... dürft ihr denn nicht einmal ...« Ich weiß nicht so recht, wie ich den Satz beenden soll.
    Klangweber errötet. »Das ist es nicht. Aber seit dem Vorfall auf dem Markt weiß jeder, dass ich Unglück über mich und andere Menschen bringe.
Die Leute meiden mich. Wenn du dich zu lange in meiner Nähe aufhältst, werden sie auch dich meiden, dich vielleicht sogar an die Soldaten der Königin
verraten. Es reicht schon der Verdacht auf Traurigkeit aus, und du musst vor dem Glückseligen Hohen Rat die Prüfung der Fröhlichkeit ablegen.
Das ist keine leichte Sache.«
    Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Ich umarme Klangweber zum Abschied und danke ihm für seine Hilfe. Dann setze ich die Maske auf und trete
aus dem Haus. Ich folge der Straße ein Stück weiter, bis ich einen großen Marktplatz erreiche.

     
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Ich reiße mich los. »Lassen Sie mich in Ruhe!«
    Der Mann schüttelt seinen maskierten Kopf und verschwindet im Hausinneren. Die Tür fällt ins Schloss.
    Verwundert über diese Begegnung will ich weitergehen, als ich hinter mir eine Stimme höre:
»Halt! Bei der Glückseligkeit, bleib stehen, Weib!«
    Ich fahre herum. Zwei Soldaten kommen mit gesenkten Speeren auf mich zu. »Du hast gegen das königliche Gebot der Glückseligkeit verstoßen«,
sagt einer der beiden. Seine Stimme klingt gezwungen fröhlich, als
versuche er, gute Laune auszustrahlen, die er nicht empfindet. »Wage es nicht zu fliehen, oder wir müssen dich töten!«

     
    Ich kann die Warnung des Mannes ignorieren und versuchen zu fliehen . Aber die beiden sind schwer
bewaffnet und wirken durchtrainiert – vielleicht wäre es doch klüger, mich meinem Schicksal zu ergeben und stehenzubleiben .

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