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Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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auf rätselhafte Weise ganz allein in dieser Welt zurückgeblieben. Wie schade! Kurz male ich mir aus, wie die Akademiker des Scholastiums entdeckt haben, dass etwas faul im Staate YFH ist, und hier aufgetaucht sind, um uns Gefangene herauszuholen, während ich hinter dem Empfangstresen der Bücherei die Stunden mit Warten verbracht habe. Es ist ein angenehmer Tagtraum.
    Bald darauf stoße ich auf die nächste Unterführung, die Habitatsegmente miteinander verbindet. Diesmal hole ich eine Taschenlampe heraus, sobald ich vom Eingang her nicht mehr zu sehen bin. Ja, genau wie ich dachte: In einer Tunnelwand erkenne ich eine Aussparung, die wie eine Tür aussieht. Ich ziehe ein Notepad heraus und setze diese Tür auf meine Liste, denn ich habe damit angefangen, eine Karte der miteinander verbundenen Segmente anzulegen. Sie sieht wie ein kreisförmig verlaufendes Schaubild aus, und genau das ist es auch: ein Netzwerk von Knotenpunkten, das durch Linien miteinander verbunden ist, die für Straßen mit T-Toren stehen. Und jetzt fügte ich diese Wartungsluke hinzu.
    In Wirklichkeit kann man T-Tore gar nicht sehen. Eben noch befindet man sich in einem bestimmten Sektor und im nächsten schon in einem anderen, nachdem man eine unsichtbare Brane durchquert hat. Doch die Anordnung der Wartungsluken kann mir wahrscheinlich einiges verraten, falls ich schlau genug bin, sie richtig zu deuten. Ebenso kann ich daraus Rückschlüsse auf die Anlage des Netzwerks ziehen: Führt es links oder rechts herum oder verläuft hier womöglich ein Hamiltonscher Pfad? Im Extremfall gibt es vielleicht überhaupt keine T-Tore. Das hier könnte auch ein einziger, durch einzelne Schotts abgeteilter Habitatzylinder sein, wobei die Schotts zum Schutz vor Druckabfall versiegelt werden können. Allerdings ist auch vorstellbar, dass sich alle Sektoren an unterschiedlichen Orten befinden, Parseks voneinander entfernt. Ich versuche, irgendwelche Spekulationen zu vermeiden. Wenn die Augen nicht offen für alles sind, läuft man Gefahr, gewisse Dinge zu übersehen.
    Ich komme fast zur üblichen Zeit heim, angespannt und nervös, aber auch seltsam erleichtert. Was getan ist, ist getan. Morgen wird Fiore entweder merken, dass ich dort unten herumgestöbert habe, oder auch nicht. (Falls ich Glück habe, wird er vielleicht auch annehmen, dass es Yourdon war - das halte ich für genauso wahrscheinlich. Die beiden können einander nicht ausstehen, und wenn ich meine Karten richtig ausspiele, kann ich ihre Entzweiung ausnutzen.) Auf jeden Fall müsste ich dabei irgendwas in Erfahrung bringen können. Und falls nicht … Nun ja, ich weiß schon zu viel, um jetzt aufzuhören. Wenn sie wüssten, was ich über ihr Spielchen bereits herausgefunden habe, würden sie mich sofort liquidieren. Kein langes Herumfackeln, keine rituelle Erniedrigung in der Kirche, vor den Augen der punktegeilen Gemeindemitglieder, nur ein schnelles Aussaugen des Gehirns und danach die Hinrichtung.
    Fiore spielt mit dem Feuer.
    Sam ist im Wohnzimmer und sieht fern. Auf Zehenspitzen schleiche ich an ihm vorbei und mache mich auf den Weg nach oben, denn ich muss dringend duschen. In meinem Zimmer schäle ich mich aus den Klamotten, gehe danach ins Badezimmer und drehe das Wasser auf, um mir den Stress dieses Tages vom Leib zu spülen.
    Sekunden später höre ich Schritte und danach, wie sich die Badezimmertür öffnet. »Reeve?«
    »Ja, bin hier«, rufe ich.
    »Wir müssen miteinander reden. Dringend.«
    »Sobald ich fertig bin«, erwidere ich genervt. »Kann es denn nicht warten?«
    »Muss wohl.«
    Das bringt bei mir das Fass zum Überlaufen; meine Stimmung sinkt auf den Tiefpunkt. Was ist das für ein Leben, wenn ich nicht einmal mehr ungestört duschen kann?! Ich seife mich systematisch von oben bis unten ein, wasche mir danach die Haare und achte dabei darauf, mir das nicht sonderlich wirksame Gel aus Tensiden kräftig in die Kopfhaut zu reiben. Nachdem ich zwei Minuten lang nachgespült und das Wasser schließlich abgedreht habe, mache ich die Tür auf und will nach meinem Handtuch greifen. Unversehens steht mir Sam gegenüber, der genauso überrascht wirkt.
    »Reich mir das Badehandtuch«, bitte ich ihn, um das Beste aus der Situation zu machen. Hastig streckt er es mir hin. Der monatelange Aufenthalt in diesem Goldfischglas hat seltsame Dinge mit meinem Körpergefühl angestellt. Zu meiner eigenen Verblüffung bin ich verlegen, als ich so nackt vor Sam stehe, und ich glaube, ihm geht es

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