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Glashaus

Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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umrahmt:
    „ Tut mir leid. Wir fangen erst ab 20 Uhr an.“
    Löckchen war drauf und dran das Fensterchen wieder zu schließen.
    „ Boyle, für Teddy Amin.“
    Löckchen musterte Boyle eine Sekunde. Dann das Geräusch eines Riegels, der zurückgeschoben wurde.
    Die Tür schwang auf.
    Löckchen trug eine gestrickte bonbonrosa Pelle, die angesichts ihrer Speckröllchen durchaus von Tapferkeit zeugte. Unwillkürlich fragte sich Boyle, für welche Tätigkeit Teddy Löckchen wohl engagiert haben mochte. Für eine Hure wirkte sie zu schroff, für Empfangsdame oder Sekretärin schlichtweg zu doof und als Lockvogel für hormonell überproportionierte Junggesellen oder müde Ehepaare, aus sich denen der Hauptteil der Besucher des Fleur de Mal rekrutierte, um ein paar Nummern zu unattraktiv.
    „ Schuhe aus. Ist frisch gewischt.“
    Boyle ignorierte ihre Anweisung, trat an ihr vorbei, schlenderte an dem verwaisten Tresen vorbei zu einer Tür mit der Aufschrift PRIVAT.
    Löckchen rief ihm irgendetwas hinterher, das nach „Ignorant!“ klang.
    Boyle machte sich nicht erst die Mühe anzuklopfen.
    Sorgsam gerahmt an der Wand über Teddy Amins billigem Ikea–Schreibtisch hing eine kleinere Ausgabe von Boyles Plakat und in der Luft hing der bitter saure Geruch unzähliger Zigaretten.
    Teddy Amin selbst war blond, blauäugig und schlaksig und trug ein T-Shirt mit einem Bild von Karl Marx und dem Schriftzug PROLETARIER ALLER LÄNDER VERPISST EUCH. Und wenigstens zu einem gewissen Teil meinte Teddy, was er da auf seinem Shirt vor sich her spazieren trug.
    „ Wann hängst Du das Teil endlich mal ab?“ Boyles Kinn zuckte in Richtung des Plakats hinter Teddys Schreibtisch.
    „ An dem Tag, an dem Du endlich einsiehst, dass Du bei der Schmiere bloß Deine Talente vergeudest.“
    Boyle ließ sich in einen der beiden Bürostühle fallen. Teddy schob den Papierberg auf dem Tisch zu einem wirren Haufen zusammen.
    Er hob skeptisch eine Augenbraue.
    „ Was verschafft mir die seltene Ehre?“
    Boyle schlug die Beine übereinander und warf dabei erneut einen angeekelten Blick auf sein Bild hinter Teddys Tisch.
    „ Sascha ist schwanger.“
    „ Von Dir?“
    Boyle gab sich Mühe seinen Blick an Teddy vorbei auf dessen gut gefülltes Aktenregal zu konzentrieren.
    „ Du Blödmann hast sie wirklich ohne gepoppt?“
    Boyle sah immer noch angestrengt an Teddy vorbei auf die Bücher.
    „ Hat sie `n Test gemacht? Bist du sicher, dass es Deins ist?“
    „ Sie braucht `n Job. Sie sagt du hättest einen zu vergeben.“
    „ Das Reggiani? Sie hätte den Job schon vor nem halben Jahr haben können, aber damals war Mademoiselle sich ja zu gut dafür.“
    Boyle stöhnte genervt auf. „Mach jetzt gefälligst keinen auf beleidigt. Ich hab so schon genug Ärger am Hals …“
    Eines von Teddy Amins herausragenden Talenten bestand darin, rechtzeitig zu wissen wann es besser war vor Boyles Sturheit zu kapitulieren.
    Er beugte sich herab, zog eine Schreibtischschublade auf und brachte eine Flasche Scotch samt zwei angestaubten Gläsern hervor. Er blies den Staub aus den Gläsern, schraubte den Verschluss vom Scotch, schenkte ein und schob eines der beiden Gläser Boyle herüber.
    „ Auf Boyle Junior. Möge er so schön sein wie seine Mutter. Aber nicht halb so bescheuert wie sein Vater.“
    Sie tranken.
    Teddy schenkte nach.
    „ Boyle… hast Du eigentlich Schiss davor… ich meine ….“
    Boyles Blick bekam unerwartet etwas zutiefst Ehrliches.
    „ Keine Ahnung. Aber ich hatte auch noch nicht genug Zeit wirklich drüber nachzudenken. Trotzdem … irgendwie weiß ich, dass ich nicht will, dass sie es wegmachen lässt. Und sie will es ja auch gar nicht. Viel weiter sind wir noch nicht.“
    Teddy Amins Gesichtsausdruck veränderte sich. Boyle brauchte erstaunlich lange, bis ihm aufging, was es war. Und selbst dann konnte er es kaum fassen: Teddy war auf das Baby in Saschas Bauch so aufrichtig neidisch wie ein kleines Kind, bei dem es zu Weihnachten statt für das neue Zehn Gänge Fahrrad des Nachbarjungen, bloß für ein paar Socken und ein Modellauto gereicht hatte.
    Teddy hob sein Glas.
    „ Hör endlich auf Dir was vorzumachen: Die Bullerei ist nichts für Dich. Komm zu mir.“
    Boyle stellte sein Glas ab, ließ es dann über die polierte Tischplatte hinweg auf Teddy zuschlittern.
    „ Ich bin ganz zufrieden mit dem was ich hab. Was ist nun mit Saschas Job?“
    Ein böses Funkeln in Teddys Augen.
    „ Woher nimmst Du nur diese verdammte Arroganz? Eine

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