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Glashaus

Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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kaum einer davon über zwanzig.
    Für Younas eine fremde Welt: laut, unübersichtlich und schnell.
    Er folgte einer Gruppe angetrunken lärmender Jungen über den Parkplatz zur Traube vor dem Einlass. Spürte ab und an verstohlene Blicke auf sich ruhen: Was will DER hier? Geflüster: Bulle?
    Grinsen.
    KANAKE!
    Scheiß MANTEL!
    Grinsen.
    Ein Mädchen warf unwillig den Kopf zurück. Younas konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Sie sah aus wie zwölf und der Junge neben ihr wie zwanzig.
    Zwei Typen mit Glatzen und schweißglänzenden Oberarmen sicherten die Tür. Auf ihren ärmellosen T-Shirts prangte der Aufdruck SECURITY.
    Irgendein Junge, der sich irgendwo hinter Younas stöhnend übergab. Ein Mädchen, das seine Kippe zu Boden fallen ließ, austrat, einen Flachmann zückte und wie ein Mann trank. Ihr Lachen danach - das klang wie das einer alten Frau.
    „ Du nicht!“
    Einer der Securitys schob einen Jungen in die dichte Masse der Menschentraube zurück.
    Der Arm des anderen Gorillas bildete eine Sperre ungefähr in Younas Augenhöhe.
    „ Du nicht, Opa!“
    Rundum Gedrängel.
    Younas bekam aus dem Gedränge von hinten einen Stoß und stolperte.
    Der Gorilla fing ihn auf. Younas bekam sein Gleichgewicht wieder unter Kontrolle. Im Gesicht des Gorillas vor ihm stand mäßiges Interesse.
    Younas Gedanken rasten. Er griff in seine Manteltasche und förderte einen Packen Scheine zu Tage.
    Fünfzig?
    Hundert?
    Egal.
    Er MUSSTE hier herein. Und er wollte kein Aufsehen.
    Im Gesicht des Gorillas veränderte sich etwas. Er fischte die Scheine aus Younas Hand und gab den Weg durch die Tür in einen schlauchförmigen Vorraum frei.
     
    Hitze und Lärm und der Geruch nach Bier, Zigaretten, Parfüm und nackter Haut – so intensiv wie ein Faustschlag. Younas hatte das Gefühl alles um ihn her beginne sich zu drehen. Er zwang sich zur Ruhe. Irgendwas streifte ihn: Ein Mädchen, Haare, Gesicht, Nacken und das Stück Bauch unter ihrem knappen T–Shirt schimmerten schweißnass. Ihr Anblick ätzte sich brennendheiß in Younas Netzhaut.
    Rote, blaue, gelbe, grüne Lichter, die in einem irre zuckenden Wechsel um sich selbst kreisten.
    Schließlich: Ein Mann und eine Frau an einem schmalen hohen Tisch, die damit beschäftigt waren hereinströmende Besucher nach irgendetwas ABZUTASTEN.
    In Younas Hosenbund steckte, verdeckt vom Mantel, Halifs Pistole.
    Zunächst Panik. Dann: Lass Dir etwas einfallen – schnell!
    Stöße, Rufe und Lachen als ein weiterer Schub Besucher hinter ihm durch die Tür in den Vorraum drängte.
    Es gab Probleme, die wie Betonwände waren und sich nur im Staub und Lärm eines Presslufthammers lösen ließen. Andere hingegen hatten eher die Konsistenz feiner dünner Spinnweben: Bereits ein feiner Luftzug genügte, sie beiseite zu wischen. Doch das Problem der Security-Leute, die da vorn am Tisch die Discobesucher nach Waffen abtasteten, gehörte zu keiner dieser beiden Kategorien. Dieses Problem war, wenn überhaupt, nur durch schiere Ignoranz zu überwinden.
    Eine Gruppe angetrunkener Jungen, die sich an Younas vorbei nach vorn drängelten.
    Younas folgte ihnen.
    Angstattacken überrannten ihn, so kurz, trocken und heftig wie Maschinengewehrstöße.
    Younas nickte dem Mann in dem dunklen T-Shirt mit dem Security-Aufdruck knapp zu, breitete seinen Mantel aus und deutete lächelnd eine sanfte Drehung an.
    Der Security Mann winkte ihn ohne ein Wort durch.
    Drin.

    22 Uhr 21. Boyle parkte Tommys Dienstwagen in zweiter Reihe vor einer Telefonzelle, stieg aus und sammelte Kleingeld aus seinen Hosentaschen. Schon nach dem zweiten Klingeln hob jemand ab.
    „ Amin.“
    „ Erinnerst Du dich an unser letztes Gespräch?“
    Pause.
    „ Ja, Mann.“
    „ Es ist passiert: Jemand hat an meine Tür geklopft.“
    Pause. Länger als zuvor.
    „ Wer?“
    „ Stiller höchstpersönlich.“
    „ Weswegen?“
    „ Du darfst raten.“
    „ Scheiße.“
    „ Ich hab vielleicht eine Idee. Aber das dauert noch. Ich treffe Dich zwischen eins und zwei bei Sascha.“
    „ Ich bin dort, Alter.“
    Klick.
    Boyle hatte aufgelegt. Draußen hupte irgendein Typ in einem BMW den wenigen Leuten, die sich um diese Zeit auf der stillen Straße herumtrieben, wegen Boyles unkonventioneller Art zu parken die Hucke voll.
    Boyle stieg in den Wagen. Der Typ hinter ihm zeigte ihm einen Stinkefinger. Boyle kümmerte sich nicht darum. Rauschen und Stimmen im Funkgerät. Boyle hörte kaum hin. Er legte einen Gang ein und gab Gas. Der Motor des alten

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