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Glashaus

Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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Opels stöhnte genervt auf.
    „… angeblicher Schusswaffengebrauch im Gewerbegebiet Ost.“ Boyle, der nicht sicher war, richtig verstanden zu haben, drehte das Funkgerät lauter.
    „ … möglicherweise Tötungsdelikt. Ich brauche zwei Wagen vor Ort. Vorsicht Schusswaffengebrauch …“
    Die Ampel vor ihm wurde gelb, dann grün. Boyles Wagen blieb, wo er war. Ein Lieferwagen hinter ihm hupte.
    Zwei Tötungsdelikte mit Schusswaffengebrauch in einer Nacht waren ungewöhnlich. Zu ungewöhnlich um bloßer Zufall zu sein.
    Boyle fragte in der Zentrale nach.
    „… die Firma heißt Safe Control. Einer der Angestellten hat sich bei uns gemeldet. Gibt an, der Sohn seines Chefs sei erschossen worden. VOR SEINEN AUGEN.“
    Boyle war elektrisiert.
    „ Treibt Tommy Graf auf. Er muss irgendwo bei euch im Präsidium sein. Sagt ihm, ich bin im Gewerbegebiet Ost. Ich brauche ihn dort.“
    Boyle kappte die Verbindung, angelte nach der Rundumleuchte im Handschuhfach, ließ das Fenster herunter, knallte die Leuchte aufs Dach und schaltete die Sirene ein.
    Der Lieferwagenfahrer hörte auf zu hupen.

    All die Zeit, bis hinaus ins Gewerbegebiet Ost, immer wieder dieselben Fragen: WIESO ZWEI? WAS HATTE STILLERS JUNGE MIT DIESEM ZWEITEN JUNGEN ZU SCHAFFEN? WAS HATTE STILLER SELBST MÖGLICHERWEISE MIT DEM KILLER ZU SCHAFFEN?
    Auf dem Parkplatz der Firma: eine Ambulanz und drei Streifenwagen.
    Boyle stellte den Opel ab und betrat das Büro durch den Haupteingang.
    „ Hallo Boyle. Machst`n Du hier?“
    Bormann vom Vierten Revier klappte sein Pistolenholster zu. Boyle kannte ihn aus der Zeit als er wie alle anderen nach der Polizeischule sein Jahr bei der Bereitschaftspolizei abgerissen hatte.
    „ Bin seit heute bei Mord. Was ist passiert?“
    Boyle reichte Bormann die Hand.
    „ So was hab ich in dreißig Dienstjahren noch nicht erlebt. Der Tote ist der Sohn vom Chef dieses Ladens. Hat sich hier Freitagnachts mit dem Telefondienst wohl sein Taschengeld aufgebessert. Eigentlich hätte er allein hier sein sollen. Aber einer der Angestellten hatte Ärger mit seinem Dienstwagen und ist zur Zentrale zurückgekommen. Er heißt Reiche. Ist völlig durch den Wind. Der Arzt kümmert sich gerade um ihn.
    Jedenfalls – Reiche kommt gerade durch die Tür, da hört er irgendwen aus dem Duschraum um Hilfe schreien. Und das um zehn Uhr abends. Der Junge ist aus dem Büro raus und stellt sich vor `n Duschraum in `n Gang. Wieder die Hilferufe. Reiche und der Junge schließen die Tür auf und gehen rein. Hinter der Tür steht ein Kerl mit `ner Wumme. Reiche hält ihn für `nen Einbrecher und will ihn beruhigen. Aber der Kerl antwortet nicht, sondern knallt den Jungen einfach ab. Fesselt Reiche anschließend mit dessen eigenen Handschellen und haut ab. Mann, Boyle, das muss man sich mal reinziehen: Der Kunde steht da hinter der Tür, schreit um Hilfe und wartet seelenruhig ab bis er zum Schuss kommt.“
    Boyles Hirn: KLICK. KLICK. KLICK.
    „ Was machst Du nun hier, Boyle?“
    „ Hab ich doch schon gesagt: Bin seit heute Nacht bei Mord.“
    Boyle drängte sich an Bormann vorbei.
    „ Wo ist unser Zeuge?“
    Bormann wies auf eine Tür rechts ein Stück den Gang herunter. Ein Raum so gesichtslos, wie ein Totenschädel: helle Wände, helle Plastikschreibtische, zwei rötlich braune Drehstühle und ein blaues Metallregal. An der Wand ein Werbekalender mit einer halbbekleideten Blondine, die sich über dem Firmenlogo rekelte.
    Der Notarzt war jung, braungebrannt, dunkelhaarig und packte gerade Spritzbesteck und Stethoskop wieder in seine Tasche.
    Reiche selbst saß in eine silbern glänzende Wärmedecke gehüllt auf einem der Drehstühle und starrte völlig teilnahmslos auf die Wand.
    „ Ich muss mit ihm sprechen.“
    Der Arzt zuckte die Achseln.
    „ Versuchen Sie es.“
    Boyle ging vor Reiche in die Knie und blickte ihn freundlich lächelnd an.
    „ Ich bin Hauptkommissar Lewis Boyle. Würden Sie mir ein paar Fragen beantworten, Herr Reiche?“
    Keine Reaktion.
    „ Herr Reiche, verstehen Sie mich? Ich bin Polizist. Was ist passiert?“
    Nichts.
    Boyle wandte sich zu dem Arzt. Der zuckte bedauernd die Achseln.
    „ Er hat einen Schock. Physisch scheint er so ziemlich auf der Höhe. Aber was den Rest angeht – das ist nicht mein Gebiet. Kann aber unter Umständen noch Stunden dauern bis er wieder ansprechbar ist.“
    Mist. Was Boyle so gar nicht hatte war Zeit.
    „ Geben Sie ihm irgendwas. Holen Sie den Mann zurück. Er ist ein wichtiger Zeuge. Wir

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