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Glashaus

Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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unterhalten, wenn er mal hier war.“
    „ Den Namen kennen Sie nicht?“
    Abwesender Blick an Boyle vorbei. Dann zögerndes Kopfschütteln.
    „ Unserer hat ihn glaub ich Elvis genannt. Weiß Gott wieso. Wie Elvis sieht der nun wirklich nicht aus.“
    „ Erinnern Sie sich. Jede Kleinigkeit kann mir weiterhelfen. Ich muss den Jungen finden. Wahrscheinlich ist er in Lebensgefahr und weiß nichts davon.“
    „ Tut mir leid, mehr weiß ich wirklich nicht.“
    Das Bedauern in ihren Augen war echt. Boyle fragte nach einem Telefon. Das Hausmädchen führte ihn nach unten in die Halle zurück.
    Boyle steckte das Foto in die Jacke, und wählte Tommy Grafs Nummer.
    Boyle: „Ich hab was.“
    Ein fordernder Seitenblick auf das Hausmädchen.
    „ Wo ist diese Vernissage zu der ihre Herrschaft gegangen ist?“
    Ihre Herrschaft – klang wie Mittelalter, dachte Boyle. Doch das Hausmädchen schien keinen Anstoß daran zu nehmen.
    „ Nicht hier in der Stadt. Sie sind gestern losgefahren und wollten morgen Nacht zurück sein.“
    Boyle wandte sich wieder Tommy Graf zu.
    „ Ich treffe Dich im Präsidium. In `ner halben Stunde.“
    Boyle legte auf.
    „ Ich nehme das Foto mit. Sie kriegen es zurück. Vorm Tor warten zwei meiner Leute. Ich werde einen von ihnen hereinschicken. Keiner rührt mir das Zimmer des Jungen an. Sie nicht. Seine Eltern nicht. Verstanden?“
    Etwas irritierend Weiches schlich sich in den Blick des Hausmädchens.
    „ Was?“ Boyles Stimme wirkte kratziger.
    Das Hausmädchen zupfte unsicher an ihrer Schürze herum.
    „ Ähm … ich … und Sie sind wirklich von der Mordkommission?“
    „ Ja - wieso?“
    Immer noch dieser irritierend weiche Blick.
    „ Ich hab Sie auf den Plakaten gesehen. Sie wissen schon: EINER VON UNS Ich … dachte nur, Sie seien n Model, oder so was. Aber nicht echt.“
    „ Sie haben meinen Ausweis gesehen. Sieht der aus wie von einer Modelagentur?“
    Boyles zaghaftes Lächeln schien sie zu ermutigen. Sie ließ ihre Schürze, Schürze sein und strich sich stattdessen mit halb geöffnetem Mund durchs Haar.
    „ Ich bin erst ein paar Wochen hier. Ich kenne so gut wie keinen in der Stadt. Wenn Sie also mal … Na, ja – dienstags und sonntags hab ich frei. Hinterlassen Sie auf dem Anrufbeantworter einfach ne Nachricht für Sophie.“
    Tommy Graf hatte einen Ausdruck für Frauen wie sie: Bullengroupie. Doch vielleicht war dieses Hausmädchen ja einfach wirklich nur allein und genervt von diesem dunklen Kasten von Herrenhaus, in dem sie eingesperrt war.
    „ Tut mir leid – meine Tanzkarte ist voll.“
    Schmollmund. Augenaufschlag.
    „ Schade. Aber Du weißt ja jetzt, wo Du mich findest.“

    Boyle trat durch das schmiedeeiserne Tor auf die Straße. Die beiden Beamten, die er zu warten verdonnert hatte, waren nicht mehr allein.
    Bulldogge Haffners dunkelblauer Passat stand quer zum Tor in der Auffahrt. Er selbst lehnte, eine Zigarette in den Mundwinkel geklemmt, an der Fahrertür. Kein zweiter Blick nötig. Bulldogge Haffner war sauer.
    „ Verpisst Euch“, zischte er dem älteren der beiden Beamten zu.
    Gehorsam griff der nach dem Arm seines Kollegen und drängte ihn sanft von Haffners Wagen ab.
    „ Du bist fertig, Nigger. Ich kann beweisen, dass Du trotz der Nachrichtensperre mit der Bellini von der Abendzeitung kungelst.“
    Jeder hochrangige Polizist hatte seine Beziehungen zu Zeitungen und Fernsehen. Haffner bildete da keine Ausnahme. Durchaus möglich also, dass irgendwie etwas von Boyles Deal mit Bellini zu ihm durchgesickert war. Lähmende Angst jagte durch Boyles Hirn.
    Haffners Grinsen war so breit und siegessicher wie die Vorderfront eines Sattelschleppers.
    Boyles Angst machte Entschlossenheit Platz. Er hakte seinen Blick in Haffners wässrige Insektenaugen.
    „ Leck mich am Arsch. Ein für alle Mal.“
    Boyle wandte sich ab und sah sich nach den beiden Kollegen um, die sich ein paar Meter weiter unschlüssig an ihrem Streifenwagen herumdrückten.
    „ Einer von Euch geht rein. Das Hausmädchen weiß Bescheid. Keiner betritt mir das Zimmer des Jungen, kapiert? Keine Eltern. Kein Hausmädchen. Und vor allem - keine Bullen.“
    Die Blicke des jüngere der beiden huschten Hilfe suchend zwischen seinem Kollegen, Haffner und Boyle hin und her.
    „ Tut, was er sagt.“ Haffners Worte - mehr Brummen als Klang.
    Der Ältere der beiden Beamten löste sich zögernd von seinem Kollegen, trat auf das Tor zu und klingelte.
    „ Ich muss in die Stadt. Du fährst mich.“
    Boyles Blick

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