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Glashaus

Glashaus

Titel: Glashaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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Schlitz.
    „ Der Große, der der nicht auf unsere Schule geht, war der Schlimmste.“
    Sertabs Stimme tauchte schmerzhaft aus Younas Erinnerung herauf.
    „ Er hat sie dazu angestachelt mich festzuhalten, als ich aussteigen wollte. Ich weiß nicht wieso. Erst war alles in Ordnung. Wir haben sogar gelacht. Dann hat der Kleine, der neben mir hinten gesessen hat, seine Hand auf mein Knie gelegt. Ich hab sie weg geschoben. Aber er hat sie einfach wieder hingelegt. Dann hab ich irgendwas gesagt. Er soll seine Finger ruhig halten oder so. Da war er beleidigt. Seine Kumpel haben zu lachen angefangen Und ihn so ein bisschen aufgezogen. Der Große war am Lautesten. Da hat der Rothaarige gesagt, er wüsste nicht, wieso ausgerechnet der Große so über ihn herzieht, wo er ihn doch vor `n paar Tagen bei den Schwulen am Bahnhof gesehen hätte.
    Ich weiß nicht - aber danach war es still. Keiner hat irgendwas gesagt. Bis der Große davon angefangen hat, dass er ihnen schon beweisen würde, dass er nicht schwul ist. Gut fahren wir in n Puff hat der Rothaarige gesagt, wir gucken alle zu, wie Du es den Nutten dort besorgst.
    Ich hab gesagt: Ich will raus. Jetzt. Sofort. Da hat der Große gesagt wieso in den Puff, wo wir doch die Kanakenbraut hier haben.
    Die anderen haben gelacht. Aber der Rothaarige hat mir plötzlich wieder seine Hand aufs Knie gelegt, und mit der anderen an meiner Brust gefummelt. Ich hab geschrien er soll das lassen, und dass ich raus will.
    Irgendwie hat der Große dann die Türen verriegelt und ist schneller gefahren.
    Der andere, der der rechts neben mir gesessen hat, meinte sie sollten mich jetzt raus lassen, es wäre genug. Das war der mit dem Haus und der Band, bei dem ich schon mal zu Hause gewesen bin.
    Aber der Große meinte, wer ist hier schwul? Ich bestimmt nicht. Ich poppe die Tucke so, dass sie nie wieder nen anderen ran lässt. Die wills doch so. Die ist scharf drauf – einmal `n Gangbang. So was geiles, kriegt die in ihrem ganzen beschissenen Leben nie wieder.
    Dann hat auch der Stille, der neben ihm vorne gesessen hat, zu lachen angefangen und sich herumgedreht und versucht nach mir zu greifen. Ich hab mich weggedreht, aber da war der Rothaarige, der hat versucht mich zu küssen. Und der Große ist immer schneller gefahren. Wir waren längst aus der Stadt raus. Ich hatte solche Angst. Ich hab geschrieen, dass sie mich in Ruhe lassen sollen. Da hat der Rothaarige zugeschlagen. Nicht ins Gesicht … in … woandershin. Es hat so wehgetan. Dann … dann weiß ich nichts mehr … bis wir in dem Wald waren.“
    Younas verbannte Sertabs Stimme aus seinem Hirn in dem Augenblick, als sich zu der Dunkelheit, aus der sie ertönte, verschwommene Bilder hinzuzugesellen drohten.

    5 Uhr 34. Nachdem Boyle mit Tommy Grafs Personalakte fertig war, versuchte sich Haffner an Tommys edler Designer Espressomaschine. Scheiterte jedoch an den vielen Knöpfen mit denen man Sorte und Milchzusatz festzulegen hatte. Fluchend schlug er mit der flachen Hand auf den Deckel des Gerätes ein.
    Irgendwann wurde es Boyle zuviel.
    Er kam Haffner zu Hilfe und zwei Minuten darauf standen zwei Porzellantassen Kaffee mit cremigem Milchschaum on Top auf Tommys Küchentisch.
    „ Erzähl mir nicht, dass Du keine Ahnung hast, was Stolze mit Tommys Personalakte wollte. Und wie ist er da überhaupt rangekommen. Er ist `n zu kleines Licht um offiziell Zugang zu Personalakten zu kriegen.“
    Haffner blies in seinen Milchkaffee.
    „ Breuer von der Personalverwaltung hat vor ewigen Zeiten mit Stolze zusammen im Siebten angefangen. Aber das weiß ich erst seit gestern, er hat es mir selbst gesagt, nachdem ich Grafs Akte in Stolzes Schreibtisch gefunden hab.“
    „ Warum fragst Du Stolze nicht einfach, was er mit Tommys Akte wollte“, fragte Boyle, aber beantwortete sich gleich darauf seine Frage selbst. „Du glaubst Stolze ist der Maulwurf, oder?“
    „ Ja, vielleicht“, flüsterte Haffner. „Aber die Schwuchtel ist tot, nicht? Irgendwer muss ihn schließlich erschossen haben. Irgendwer, der vielleicht verhindern wollte, dass Graf auspackt.“
    „ Was ist mit der letzten Seite aus Tommys Akte. Jemand muss sie raus genommen haben.“
    „ Dafür gäbe es eine Erklärung. Nehmen wir an, Du lässt einen Mann verdeckt gegen Kollegen ermitteln. Laut Vorschrift müsstest Du ihn dann zumindest leihweise dem LKA unterstellen. Verdeckter Ermittler hin oder her, wenn Du Abteilung und Grund der Versetzung nicht in seiner Akte vermerkst, kriegst

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