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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wollte, wie sie gleich eingangs erwähnte. »Die berühmte heiße Spur gibt es nicht – da muss ich Sie enttäuschen«, begann sie. »Aber immerhin zwei Dinge, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.« Sie sah zu Sander, der diese Einleitung mit Interesse verfolgte. Den ganzen Tag über hatte er sich in die Akten vertieft, die ihn seit vergangener Nacht beschäftigten. Seit seiner Weigerung, darüber Angaben zu machen, waren seine polizeilichen Informationsquellen versiegt. Häberle hatte deutlich gemacht, dass er unter den gegebenen Umständen darauf bestehen müsse, sich ihm gegenüber nicht mehr zum Fall zu äußern. Und auch Revierchef Watzlaff hatte es vorgezogen, die Kontakte vorübergehend abzubrechen. Sander überkam zunehmend das ungute Gefühl, jetzt ernsthaft zum Kreis der Verdächtigen zu zählen. Noch immer kämpfte er mit sich, wie er die erhaltenen Dokumente verwenden sollte. Wenn er es tat, musste er zumindest innerhalb der Redaktion über die Herkunft sprechen. Und dann stellte sich sehr schnell die Frage, wie die Brisanz des Inhalts rechtlich zu bewerten war. Andererseits plagte Sander auch die Überlegung, ob der Unbekannte seine Informationen noch weiteren Medien zugespielt hatte. Womöglich den Kollegen eines Boulevardblatts. Nicht auszudenken, wenn diese in der morgigen Ausgabe die Bombe platzen ließen – und er als Provinzjournalist wie der begossene Pudel dastünde.
    »Sie erinnern sich an den Knopf«, holte ihn Mallers Stimme wieder in die Realität zurück. »Sie haben das Foto freundlicherweise heute veröffentlicht. Inzwischen ist uns bekannt, woher er stammt. Es handelt sich um einen Uniformknopf, wie er früher am Ärmel der Einsatzanzüge der Polizei angebracht war. Wenn ich ›früher‹ sage, dann meine ich die Zeit, bevor die Uniform in Baden-Württemberg umgestellt wurde, also vom allgemeinen Erscheinungsbild her von diesem dunklen Grün auf Beige und Hellgrün. Unsere Kollegen in Stuttgart haben das Material geprüft und anhand von vergleichbaren Stücken herausgefunden, dass der Knopf aus den 70er-Jahren stammen muss.«
    Die beiden Journalisten schrieben eifrig mit.
    »Damit wissen wir zwar, womit wir es zu tun haben, doch erklärt dies noch lange nicht, warum er anonym an Herrn Heidenreich gesandt wurde.«
    Sander unterbrach. »Aber Heidenreich war doch mal Polizist. Wenn ich es richtig weiß, sogar noch in den späten 70ern.«
    Maller nickte. »Dass es einen Zusammenhang geben könnte, lässt sich nicht von der Hand weisen. Wir sind auch gerade dabei zu prüfen, inwieweit wir seine Tätigkeit und sein Aufgabengebiet noch nachvollziehen können. Ganz einfach ist das nicht.«
    Sander sagte nichts mehr. Bei allem, was er ohnehin wusste, bedurfte es keiner weiteren Nachfrage. Seine Kollegin zog es vor, Mallers weitere Ausführungen abzuwarten.
    »Worauf wir uns jetzt aber konzentrieren«, fuhr die Kripochefin fort, »das ist etwas ganz anderes. Unsere Spurensicherung hat am Sonntag am Tatort ein eventuell wichtiges Detail gefunden, das uns vielversprechend erscheint.« Sie legte eine kurze Pause ein, um ihre Notizzettel zu sortieren. Sander war gespannt, welchen Joker sie jetzt aus dem Ärmel zauberte – möglicherweise einen, der auch ihn betraf? Er musste jetzt mit dem Schlimmsten rechnen. Seit er die Kriminalisten gegen sich hatte, ließen sie garantiert nichts unversucht, ihm eins auszuwischen. Vielleicht gab es sogar in den Reihen der Sonderkommission jemanden, der noch eine alte Rechnung mit ihm zu begleichen hatte – jemanden, den er in den vergangenen drei Jahrzehnten vielleicht einmal in einem Kommentar oder in einem Artikel kritisiert hatte.
    »Es handelt sich um Bruchstücke einer Brille«, fuhr sie fort, während sich Sander sofort der Bedeutung dieser Feststellung klar war. Er hatte sogar ein Foto davon gemacht – gestern Vormittag, als die Beamten beim Käfig des Mammutbaums die Teile gefunden hatten.
    Maller schilderte diesen Fundort und folgerte daraus: »Wir sind nach Lage der Dinge davon überzeugt, dass die Brille des Täters kaputtgegangen ist. Jedenfalls sind größere Splitter eines Glases herausgebrochen. Möglicherweise ist der Angreifer bei seiner Tat gegen den Drahtgitterkäfig gestoßen.«
    Wieder unterbrach Sander: »Handelt es sich um Glas oder um Kunststoff?«
    »Um genau zu sein, Kunststoff mit Gleitsichtausführung.« Die Kripochefin ließ sich nicht weiter ablenken. »Wir wären Ihnen also sehr dankbar, wenn Sie in Ihrem morgigen Artikel

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