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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Informanten gedient noch der Zeitung. Vermutlich würde er sich dazu durchringen, die Angelegenheit morgen mit dem Redaktionsleiter, möglicherweise auch mit dem Justiziar des Verlags zu besprechen – insbesondere auch, was sein weiteres Verhalten gegenüber den Ermittlungsbehörden anbelangte. Denn dass Ziegler alles daransetzen würde, ihn jetzt zu bespitzeln, zumal die rechtliche Handhabe keinesfalls eindeutig war, daran hegte er keinen Zweifel. Deshalb hatte er auch mit seiner Partnerin vereinbart, am Telefon keine Details mehr zu nennen. Als er sie vorhin anrief, teilte er ihr nur kurz mit, dass sich nichts Neues ergeben habe. Ihm war natürlich klar, dass er mit seinem eingeschalteten Handy Spuren hinterließ, die seinen Aufenthalt in Schlat offenlegten. Und wahrscheinlich gab es auch schon zu seinem gestrigen Notruf per Handy die Geodaten, aus denen ersichtlich war, wo er sich aufgehalten hatte.
    Dann jedoch wurde Sander aus seinen Gedanken gerissen, als ein Pkw mit beleuchtetem Taxischild aus der Ortsdurchfahrt in die Seitenstraße einbog und gegenüber dem Gasthaus anhielt. Er richtete sich in seinem Sitz auf, stellte seine Brille wieder schräg, um schärfer sehen zu können, und erkannte im Schein einer Taschenlampe, dass jemand aus dem Fahrzeug stieg – eine Frau, wie er zu erkennen glaubte –, schnell die Straße überquerte und zwischen den geparkten Fahrzeugen verschwand. Unterdessen fuhr das Taxi auf ihn zu, um vor ihm in einer Hofeinfahrt zu wenden und wieder in Richtung Ortsdurchfahrt zu verschwinden.
    Obwohl Sander den nur spärlich beleuchteten Parkplatz vor dem ›Lamm‹ nicht aus den Augen lassen wollte – denn die Frau war, soweit er es sehen konnte, nicht im Gebäude verschwunden –, hatte er einen Blick auf das Taxi riskiert und sich das Kennzeichen gemerkt. Falls der Fahrgast in irgendeinem Zusammenhang mit der ganzen Angelegenheit stand, könnte er immerhin bei der Taxizentrale nachfragen, wer sich hierher hatte bringen lassen, zumindest aber, wo die Fahrt begonnen hatte. Er richtete seinen Blick wieder auf die Parkfläche, wo jetzt die Scheinwerfer eines Autos aufflammten und ein größerer Wagen sich aus der Reihe der abgestellten Autos löste. Sander konzentrierte sich auf das Geschehen, bis er die Gewissheit hatte, dass der Geländewagen rückwärts ausparkte und sogleich mit hoher Geschwindigkeit vorwärts in die Durchgangsstraße nach links einbog. Der Journalist versuchte, die vergangenen Sekunden zu rekonstruieren, musste sich aber eingestehen, dass er letztlich nicht beobachtet hatte, ob die Frau aus dem Taxi in den Geländewagen gestiegen war oder ob möglicherweise zum gleichen Zeitpunkt eine Person das Gasthaus verlassen hatte und ins Auto gestiegen war, während die Unbekannte das ›Lamm‹ betrat.
    Erst jetzt wurde Sander bewusst, dass er eigentlich dem Geländewagen folgen wollte. Er drehte den Zündschlüssel, startete den Motor, sah jedoch zu seinem Leidwesen, dass mittlerweile mehrere Fahrzeuge auf der Ortsdurchfahrt nach links unterwegs gewesen waren. Es würde ihm wohl kaum noch gelingen, dem Wagen zu folgen, zumal er noch von der vergangenen Nacht wusste, wie beschleunigungs- und PS -stark dieser war.
    Sander erreichte die Durchgangsstraße, musste dort die Vorfahrt eines Kleinwagens abwarten, ehe er nach links abbiegen konnte, wo die Straße sofort eine ansteigende S-Kurve beschrieb und sich nach der Kirche gabelte. Bis dahin gab es außerdem bereits einige Seitenstraßen, in die der Geländewagen gut hätte verschwinden können. Als Sander die Abzweigung kurz vor dem Ortsausgang erreichte, sah er sowohl in Richtung Göppingen als auch hinüber zum Schlater Wald mehrere Schlussleuchten und einige entgegenkommende Scheinwerfer. Es war sinnlos, die Verfolgung aufzunehmen, nachdem er nicht wusste, wohin.
    Er war ein Idiot. Drei Stunden lang hatte er ausgeharrt und auf diesen Moment gewartet – und sich dann auf simple Weise austricksen lassen. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht damit, dass jemand mit einem Taxi kommen und mit dem Geländewagen verschwinden würde. Kein Zweifel, die Angelegenheit wurde immer mysteriöser. Am liebsten hätte er jetzt Pettrich angerufen und ihn gefragt, ob in den vergangenen Minuten eine Frau zur Sitzung erschienen sei. Doch das konnte er genauso gut morgen tun. Er brauchte jetzt erst mal Ruhe und Schlaf. Einigermaßen frustriert fuhr er heim.
     
    Linkohr fühlte sich wie gerädert. Das Wochenende mit Mariella war schön,

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