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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zurück und goss nach. »Werner hat seine Rolle so überzeugend gespielt, dass ihn die Bahn- und Tunnelgegner nach einem halben Jahr zu ihrem Vorsitzenden ernannt haben. Er hat sich wohl dem Amt entziehen wollen, sagt Sabine, aber weil sich kein anderer fand, musste er in den sauren Apfel beißen. Und so hatten sich die Protestler ihren eigenen Trojaner ins Nest geholt, wenn du weißt, was ›Trojaner‹ in der Computersprache bedeutet.«
    Natürlich wusste Sander es. »Aber was ist denn bei der Eisenbahn so Schreckliches los, dass der Staatsschutz solchen Aufwand betreibt?«
    »Steht das nicht in deinen Akten?«, wunderte sich Heidelinde. »Oder stellst du mich jetzt auf die Probe?« Sie trank das eben nachgeschenkte Glas zur Hälfte aus. Sander prostete ihr zu.
    »Anschläge, die langfristig vorbereitet werden sollten«, gab er sich wissend, um ihr zu zeigen, dass er nicht ganz ahnungslos war.
    »Anschläge. Genau. Werner hat wohl mitgekriegt, dass eine Neu-Ulmer Terrorzelle der El Kaida ihre Logistik ausweitet.
    Der Tunnel, wäre er erst mal gebaut, könnte Ziel für einen schrecklichen Anschlag sein – schon gar, wenn bereits beim Bau verschiedene Vorkehrungen getroffen würden, auf die man noch in zehn Jahren zurückgreifen könnte.«
    Sander zuckte ungläubig mit den Schultern. »Das kann ich mir nicht vorstellen, weil man dafür ein paar wichtige Leute einweihen müsste. Bauingenieure und so weiter.«
    »Wer mit zwei Airlinern zwei Wolkenkratzer zum Einsturz bringt, dem ist alles zuzutrauen«, versetzte Heidelinde kühl.
    »Werner hat das verhindern wollen?«
    »Sein Auftrag war nicht, es zu verhindern, sondern tiefer in das logistische Netzwerk einzudringen, mit dem so ein Anschlag vorbereitet werden soll. Er hat deshalb den Gegner gespielt – ein geschickter Schachzug, um gleich gar nicht in den Verdacht zu kommen, etwas anderes im Sinn zu haben. Und um stets auf dem neuesten Stand der Dinge zu bleiben.«
    Sander stimmte zu. Er hatte davon gehört, dass verdeckte Ermittler gelegentlich über Jahre hinweg aktive Rollen übernahmen – eine ziemlich umstrittene Angelegenheit. »Und wieso hat er sich seinen alten Spezl Volker Lechner ins Boot geholt?«
    »Sabine kann das nur vermuten«, fuhr Heidelinde fort und strich sich über die Oberschenkel, die in engen Jeans steckten. »Irgendwann in den letzten fünf Jahren hat Werner mitgekriegt, was aus seinem ehemaligen Polizeikollegen geworden ist. In gewissen Kreisen wird er ›die Ratte‹ genannt – ob wegen seiner Höhlentaucherei oder wegen seiner Sympathie zu entsprechenden Kreisen in Neu-Ulm … das weiß ich nicht.«
    »Neu-Ulm?«, gab sich Sander wieder interessiert.
    »Terrorzellen«, erklärte die Frau und trank ihr Glas vollends leer. »Stört’s dich, wenn ich eine rauche?«
    Sander verneinte. Eigentlich störte es ihn schon, aber was hätte er als Gast in ihrer Wohnung anderes sagen sollen? Sie ging zum Schrank, fingerte aus einer Packung eine Zigarette und zündete sie mit einem Feuerzeug an. »Ich hatte das Rauchen schon aufgegeben, aber seit der Scheidung bin ich wieder dabei.« Sie deutete auf die brennende Zigarette und setzte sich wieder.
    Ziemlich töricht, dachte Sander. Rauchen war doch längst nicht mehr in. Er selbst hatte nie geraucht. Im Übrigen war er viel zu sehr Schwabe, um für solch einen Unfug Geld auszugeben. Irgendwo hatte er mal gelesen, dass ein Raucher im Laufe des Lebens den Wert eines ganzen Einfamilienhauses in seine Sucht investiert. Und deshalb baute eben ein echter Schwabe lieber ein Häusle. Zumindest wurde ihm das nachgesagt.
    »Neu-Ulm«, kam er wieder zur Sache. »Da soll’s Terrorzellen gegeben haben.«
    »Was heißt ›gegeben haben‹? Sabine sagt, Werner sei davon überzeugt gewesen, dass es sie noch immer gibt.«
    »Und damit hat dieser Höhlentaucher etwas zu tun?« Sander spürte, wie ihn der Zigarettenqualm im Hals kratzte.
    »So hat das Sabine aus den Erzählungen von Werner herausgehört.«
    Sander spürte, wie seine Konzentration nachließ. Die kurzen Nächte der vergangenen Tage, der Stress und der juristische Ärger um die Dokumente hatten ihm zugesetzt. »Wenn ich es also richtig verstehe, dann hat Werner seinen alten Kollegen aus gemeinsamen Polizeizeiten in diesen Kreisen aufgespürt und ihn unter dem Vorwand, für den Protest gegen den Tunnel einen Höhlenexperten zu brauchen, hierher gelockt. Und Lechner ist darauf eingegangen – entweder unbewusst, oder weil er seinerseits selbst auf

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