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Glasklar

Glasklar

Titel: Glasklar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Schweizer Fabrikats. Wie uns bekannt ist, wurde es im Laufe der Nacht von den Teilnehmern einer privaten Grillparty benutzt. Wie es dann in die Hände des Täters kam, ist unklar. Jedenfalls hat es der Besitzer heute Vormittag als verschwunden gemeldet.« Maller nahm einen Schluck Mineralwasser und bat Stock, ein Fenster zu öffnen. »Unsere heutige Aufgabe war es, möglichst viele Personen ausfindig zu machen, die heute Nacht auf dem Wasserberg waren. Aber die Frage ist, wo fangen Sie da an und wo hören Sie auf!« Weil die auswärtigen Journalisten verwundert dreinblickten, fügte sie an: »Mittsommernacht. Der Wasserberg ist ein beliebter Ort für Lagerfeuer jeder Art.« Dann ging sie auf das Mordopfer ein: »Bei unserem Toten handelt es sich um einen 57-jährigen Mann, der in Weilheim unter Teck wohnhaft war. Er war geschieden und von Beruf Steuerfahnder. Getötet wurde er durch zwei Stiche in die linke Bauchseite. Der Tod ist durch Verbluten eingetreten.« Kurzes Schweigen. Sander beobachtete, wie seine Kollegen eifrig mitschrieben. Er brauchte dies nicht zu tun, denn das meiste hatte er schließlich selbst in Erfahrung gebracht. So verfolgte er gelassen Mallers weitere Ausführungen, wonach sich das Opfer bei der Bürgerinitiative gegen den Eisenbahnbau stark gemacht habe. Weil keiner nach dem Namen des Toten fragte, was eigentlich ungewöhnlich war, ging Sander davon aus, dass alle seine Kollegen längst informiert waren. Heidenreich war schließlich hier in der Gegend bekannt wie ein bunter Hund. Häufig hatte er in seiner Eigenschaft als Bahngegner Schlagzeilen gemacht und sich im ›Teckboten‹ und in der ›Nürtinger Zeitung‹ ablichten lassen. Von dort hatte sich Sander bereits ein Bild besorgt.
    Nachdem die Kripochefin den äußeren Sachverhalt geschildert hatte, gab es die unvermeidlichen Fragen, deren Antworten er ebenfalls bereits kannte. Ob der Fall in einem Zusammenhang mit der Steuerfahndung stehen könnte – oder ob dies alles mit dem Protest gegen die Eisenbahn zu tun habe. »Keine Erkenntnisse!«, lautete Mallers Kommentar, den Ziegler sogleich bekräftigte.
    Schließlich meldete sich die Radiopraktikantin zu Wort, die wohl weit mehr durch ihr Miniröckchen auffiel als durch ihre journalistischen Qualitäten: »Ich hab gehört, da gibt es am Tatort so einen Mammutbaum. Der soll bei den Umweltschützern ziemlich umstritten gewesen sein. Wie sehen Sie das?«
    Ziegler strich sich mit der rechten Hand durchs Haar. »Erstens«, begann er, »handelt es sich nicht um einen Mammutbaum, wie Sie ihn jetzt vielleicht vor Augen haben, sondern nur um ein Pflänzchen – und zweitens haben wir keine Erkenntnisse, wieso gerade ein engagierter Umweltschützer wegen eines solchen Bäumchens umgebracht worden sein soll – mag das Pflänzchen noch so umstritten gewesen sein.«
    Die Kollegin der ›Filstalwelle‹ gab sich damit nicht zufrieden. »Es soll bereits militante Naturschützer gegeben haben. Wir können aber schon davon ausgehen, dass Sie auch diese Szene unter die Lupe nehmen?«
    »Wir ermitteln in alle Richtungen«, erklärte Ziegler und brachte damit wieder einen jener Lieblingssätze ins Gespräch, wie sie landauf, landab von allen Staatsanwälten gerne benutzt werden. Um gleich gar keine Zeit mehr zu verschwenden, machte er weiter: »Es gibt einige Fragen, die wir gerne der Öffentlichkeit gestellt hätten …«
    Aha, dachte Sander, deshalb die Eile. Er war gespannt, worauf Ziegler hinauswollte.
    »Es gibt eine Merkwürdigkeit«, begann der bedächtig. »Die Lebensgefährtin des Toten hat uns berichtet, dass dem Mann vor einigen Tagen ein Briefumschlag zugestellt wurde, in dem sich ein Knopf befand. Nichts weiter – nur ein Knopf.« Ziegler hob ein Blatt Papier, auf dem das Farbfoto eines grauen Knopfes zu sehen war. »Weil wir daran interessiert wären, dass ein Foto davon veröffentlicht wird, hat es Herr Stock auf CD gebrannt, damit Sie alle eine davon mitnehmen können.« Er deutete zu einem Tisch an der Tür. »Für uns stellt sich die Frage, ob jemand einen solchen Knopf kennt – oder sich vorstellen kann, in welchem Zusammenhang er mit dieser Tat stehen könnte.«
    »Weiß man denn, wie das Kuvert zu dem Mann gekommen ist?«, fragte Sander dazwischen.
    »Per Post. Und abgestempelt im Briefverteilzentrum 73 – also hier bei uns.« Ziegler lenkte sofort ab: »Gleichzeitig wären wir natürlich an Personen interessiert, die gestern Abend rund ums Wasserberghaus verdächtige

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