Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
Vom Netzwerk:
Fast-Food-Restaurant vorbeiführte. Während sie im Innern an einem Tisch saß und den heißen Kaffeebecher mit ihren Fingern umklammerte, ließ sie ihren Blick aus dem Fenster in die Dunkelheit schweifen.
    Unbewusst beobachtete sie die Fahrzeuge, die von der Autobahn abfuhren. Manche hielten weiter vorn an der Tankstelle, andere auf dem Parkplatz. Allen gemein war jedoch, dass ihre Lichter erloschen, die Fahrer ausstiegen und sich erst einmal streckten, bevor sie tankten, zum Zahlen in den Shop gingen, die Toilette aufsuchten oder ebenfalls ins Restaurant kamen.
    Mur griff nach der Verpackung des Burgers und klappte den Deckel zurück. Als sie gerade in das labbrige Brötchen beißen wollte, ließ sie ein Gedanke innehalten: Was, wenn die Entführer Hackenholt mitsamt dem angemieteten Transporter einfach irgendwo abgestellt und sich aus dem Staub gemacht hatten? Konnte sich Hackenholt dann selbst befreien oder zumindest irgendwie bemerkbar machen? Nicht wenn er gefesselt und geknebelt war – an etwas Schlimmeres wagte Mur nach wie vor nicht zu denken. Eilig zog sie ihr Handy aus der Hosentasche. Der Akku war fast leer, sie hatte zu viel damit telefoniert. Mist. Hoffentlich reichte es noch für ein kurzes Gespräch.
    »Manfred? Hat jemand in der Zwischenzeit sämtliche Feld- und Waldwege entlang der Strecke überprüft, die Schweinsberger und O’Connor gestern nach Franks Entführung gefahren sind?«
    »Wie denn, Christine? Wir können uns nicht vierteilen. Das steht für morgen auf dem Programm, sobald es hell geworden ist.«
    »Aber da ist es wahrscheinlich zu spät. Eine Nacht in einem eiskalten Auto würde Frank bei den Minusgraden, die wir derzeit haben, nicht überleben.«
    Plötzlich kam Mur Arnold Schweinsbergers hässliches Grinsen in den Sinn, als er ihr prophezeit hatte, dass sie am Abend vor ihm auf den Knien rutschen und ihn anflehen würde, ihr zu sagen, wo sich Hackenholt befand. Was waren seine exakten Worte gewesen? Mur konzentrierte sich. »Vielleicht wird ihm ja die Luft knapp, während wir hier so gemütlich im Warmen sitzen und plaudern? Oder ihm wird ein bisschen kalt da draußen?« Mur rang hörbar nach Luft.
    »Wir dürfen nicht bis morgen warten, Manfred«, beschwor sie ihren Kollegen. »Wir müssen weitermachen, und zwar sofort. Ich übernehme die Parkplätze entlang der A9 zwischen Greding und Allersberg, und du sieh zu, dass zumindest die Streifenwagenbesatzungen, die heute Nachtschicht haben, die Strecke abfahren und jeden noch so kleinen Weg überprüfen.« Sie beendete das Gespräch, sprang auf und lief auf den Rastplatz hinaus, den sie hektisch nach dem vermissten Transporter absuchte, bevor sie zu ihrem eigenen Wagen zurückstolperte. Der Burger lag noch immer ungegessen auf dem Tisch.
    Sie fädelte sich in den Verkehr auf der Autobahn ein, hielt sich aber auf der rechten Spur. Was, wenn Schweinsberger mit dem Transporter an irgendeiner Ausfahrt abgefahren war und ihn in unmittelbarer Nähe auf einem Feldweg abgestellt hatte? Wäre ihr das anhand der verlängerten Zeitspanne aufgefallen, während der sein Handy in ein und derselben Funkzelle eingeloggt gewesen war? Abfahren, Wald- oder Feldweg suchen, Fahrzeug parken und abschließen, in O’Connors Wagen steigen und zurück auf die Autobahn fahren: Das alles dauerte länger, als wenn man an einem kleinen Rastplatz vom Gas ging, den Transporter ausrollen ließ, ausstieg, absperrte und sich sofort in den Pkw des Komplizen setzte. Mit einem Mal war sich Mur sicher, dass es sich genau so abgespielt haben musste.
    Der erste Parkplatz kam in Sicht. Die Beamtin blinkte, bremste und fuhr mit gedrosseltem Tempo bis an dessen Ende. Kein weißer Sprinter weit und breit. Sicherheitshalber hielt sie, nahm die Taschenlampe und lief zum Anfang des unbeleuchteten Rastplatzes zurück, auf dem es noch nicht einmal ein WC -Häuschen gab. Nichts.
    Beim nächsten erging es ihr nicht anders – der einzige Unterschied bestand darin, dass dieser etwas größer war und sowohl über eine Toilette als auch über eine eigene Spur für Lastwagen verfügte, die Mur ebenfalls mit ihrer Taschenlampe abging.
    Der dritte war offiziell gesperrt. Das Hinweisschild war durchgestrichen und die Einfahrt mit zwei großen quaderförmigen Betonbrocken verstellt, an denen sich Reflektoren befanden. Mur war schon daran vorbeigefahren, als sie ein Gedanke durchzuckte: War ein stillgelegter Parkplatz nicht der ideale Ort, um ein Fahrzeug zu verstecken? Bei der derzeitigen

Weitere Kostenlose Bücher