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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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des ummauerten Friedhofs eingerichtet. Wenn Sie runtergehen, können Sie noch die sterblichen Überreste sehen.«
    Mur lief ein kalter Schauder über den Rücken. Nein, den Anblick von einem Stapel Totenschädel konnte sie jetzt ganz und gar nicht gebrauchen. Mit einem entschiedenen Kopfschütteln lehnte sie ab, räusperte sich dann und fragte in ihrem üblichen schnoddrigen Tonfall, ob man nun endlich mit der Einteilung der Suchmannschaften beginnen könne, damit die wenigen verbleibenden Stunden bis zum Sonnenuntergang bestmöglich genutzt wurden.
    Sobald die Gruppen instruiert und ausgeschwärmt waren, begann für Mur das, was den Nachmittag unerträglich machen sollte: stundenlanges Nichtstun. Am liebsten hätte sie sich einem Trupp angeschlossen – egal, welchem. Sie hätte den Wald und seine darin versteckten Höhlen durchstöbert, die Stadttürme oder auch die Rohbauten in der nahe gelegenen Neubausiedlung. Hauptsache, sie hätte nicht untätig hier im Fahrzeug des örtlichen Einsatzleiters sitzen und sich die Zeit damit vertreiben müssen, in einer großmaßstäbigen Karte akribisch die Gebäude und Orte zu markieren, die von den Suchmannschaften bereits ohne einen Hinweis auf Hackenholt abgearbeitet worden waren.
    Nach anderthalb Stunden hielt es Mur nicht mehr aus und rief Lisbet Belzl an. »Gibt es bei dir schon etwas Neues?«
    »Nein. Von Frank bisher keine Spur. Wir arbeiten uns jetzt Stück für Stück von der Burg hinunter in die Stadt vor. Den Keller am Burganger haben wir bereits durchsucht, der ist für jedermann zugänglich. Eine andere Gruppe ist gerade dabei, die Burgruine zu durchstöbern, für die wir erst jemanden mit einem Schlüssel auftreiben mussten. Aber das hat sich als unser Glück erwiesen, denn man hat uns ein hiesiges Faktotum geschickt: den örtlichen Nachtwächter.«
    Mur glaubte sich verhört zu haben. Erst erzählte ihr der Feuerwehrler von einem Beinhaus, nun die Kollegin vom Nachtwächter.
    »Ein Heimatforscher, der die Stadt samt ihrer historischen Vergangenheit wie seine Westentasche kennt«, fuhr Belzl fort. »Geschichten erzählt der, da könnte man Bücher draus machen.«
    »Im Moment haben wir bloß leider keine Zeit für eine Märchenstunde.«
    »Doch, Christine, die paar Minuten müssen wir uns nehmen. Er hat mir von Orten und Verstecken berichtet, die wir ansonsten übersehen hätten. Wenn Frank hier ist, werden wir ihn durch die Hilfe des Nachtwächters mit Sicherheit finden.«
    Mur seufzte und wünschte sich insgeheim ebenso viel Zuversicht, wie Belzl sie versprühte. Rasch beendete sie das Gespräch und wählte Wünnenbergs Nummer.
    »Wie schaut es bei dir aus?«, fragte sie den Kollegen in bemüht munterem Tonfall, ähnlich dem, den Belzl angeschlagen hatte.
    »Das willst du gar nicht wissen«, brummte Wünnenberg. »Ich bin gerade bei einer privaten Recyclingfirma, sieht hier aus wie auf einer Mülldeponie. Sonst noch Fragen?«
    Mur verscheuchte eilig den Gedanken, dass an einem solchen Ort allenfalls Tote, jedoch ganz sicher keine lebenden Vermissten gefunden wurden. »Was ist mit dem restlichen Gebiet?«
    »Industriegelände, eine öffentliche Tankstelle, ein Stück Wald. Bisher Fehlanzeige. Sobald der Hubschrauber bei uns fertig ist, wird er sich deinen Bezirk vornehmen.«
    Nach dem Telefonat widmete sich Mur wieder ihrer Arbeit und notierte die bereits erfolglos abgesuchten Rohbauten, Keller, Häuser, Türmchen, Höhlen und Waldstücke.
    Als allmählich die Dämmerung einsetzte, klingelte Murs Handy.
    »Wir haben herausgefunden, dass Arnold Schweinsberger gestern einen Transporter gemietet hat.« Stellfeldt war in der Leitung.
    »Ihr macht also Fortschritte bei den Vernehmungen?«, fragte Mur hoffnungsvoll.
    »Nein, leider nicht. Das haben wir uns selbst erarbeitet. Bei den Befragungen kommen wir keinen Millimeter voran. Es ist zum Verzweifeln. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie ich Sophie noch beruhigen soll.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Schlecht. Maurice hat ihr inzwischen irgendeinen pflanzlichen Hokuspokus eingeflößt, damit sie schläft.«
    Mur seufzte.
    »Aber zurück zu dem Fahrzeug: Es handelt sich um einen großen weißen Mercedes Sprinter. Schweinsberger hat ihn gestern Abend erst angemietet, kurz bevor er in die Uffenheimer Straße gefahren ist. Seither ist der Wagen verschwunden. Zurückgegeben hat er ihn nicht. Wir sind derzeit noch am Abklären, ob die Mietwagenfirma eine Möglichkeit hat, ihn zu orten.«
    »Wie seid ihr überhaupt darauf

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