Glasscherbenviertel - Franken Krimi
ihr genauso unermüdlich zuarbeiten wie ich dir.«
»Natürlich.«
»Wo sind eigentlich die Lebkuchen abgeblieben?« Mur sah sich suchend in seinem Büro um.
»Welche Lebkuchen?«, fragte Belzl irritiert.
»Die Franks Freundin für uns gebacken hat, die er allerdings offenbar alleine vertilgen will.«
»Die befinden sich gerade auf dem Weg nach Köln. In Begleitung von Manfred und Saskia. Aber jetzt mal ernsthaft: Lisbet hat in Schwabach Fingerabdrücke entdeckt, die du an unserem Tatort in der Denisstraße ebenfalls gesichert hast.«
»Welche?«
»Diese.« Hackenholt reichte ihr eine Seite aus seiner Akte.
»Und wo genau hast du sie gefunden, Lisbet?«, fragte Mur nach einem Augenblick.
»Den einen haben meine Kollegen an der Unterseite der Türklinke gesichert und den anderen am Kaltwasserhahn der Badewanne.«
»Konnten sie dort auch Renners Fingerabdrücke feststellen?«
Belzl schüttelte den Kopf. »Ich habe deswegen mit dem Zimmermädchen gesprochen. Sie hat mir versichert, dass sie am Samstagmorgen Zimmer und Bad so gründlich wie immer geputzt hat. Dazu gehört auch, dass die Armaturen an Waschbecken und Wanne abgewischt werden.«
»Dann sind das bei dir also tatrelevante Abdrücke. Gut zu wissen«, murmelte Mur. »Was ist mit DNA -Spuren?«
»Liegen beim LKA , die Ergebnisse bekommen wir nicht vor morgen.«
Als Murs Handy piepte, schaute sie kurz auf die Nummer, bevor sie zur Tür ging. »Entschuldigt mich, ich muss weiter, aber haltet mich auf dem Laufenden.«
»Wisst ihr schon, was Renner die ganze Zeit über in Schwabach gemacht hat?«, fragte Hackenholt an Belzl gewandt.
»Wir haben seine Handydaten angefordert und gestern ein Bewegungsprofil erstellt. Meine Kollegen sind gerade dabei, verschiedene Gegenden mit einem Foto des Toten abzuklappern.« Sie zog mehrere zusammengefaltete DIN-A 3-Kopien aus dem Ordner und legte sie aufgeschlagen vor Hackenholt. Auf den Straßenkarten waren viele kleine rote Punkte eingezeichnet, die verbunden eine Linie ergaben. »Laut Handydaten ist er am Freitag gegen neunzehn Uhr in Schwabach angekommen. Die Zeit stimmt mit dem Eintrag im Hotelcomputer überein. Dann hat er sich ungefähr anderthalb Stunden dort aufgehalten. Das Personal hat uns gesagt, dass er im Restaurant essen war. Anschließend ist er noch einmal losgefahren, und zwar in Richtung Rothsee, wo er offenbar einen längeren Spaziergang gemacht hat. Zwei Stunden später ist er auf demselben Weg ins Hotel zurückgekehrt.«
Der Hauptkommissar starrte auf die Straßenkarte und wusste sofort, was Renner an dem winterlichen Abend wirklich getan hatte: Er war zum Appelhof gefahren, um persönlich in Augenschein zu nehmen, wie die Schweinsbergers lebten. Hackenholt holte gerade Luft, als Belzl fortfuhr.
»Am Samstag ist er dann gegen sechs Uhr morgens wieder zum Rothsee gefahren, wobei er diesmal bis um halb vier am Nachmittag blieb. Wenn es die Zeit dafür wäre, würde ich sagen, dass er beim Angeln war, jetzt im Advent kann ich mir allerdings keinen rechten Reim darauf machen, was er dort derart lang getrieben hat. Genauso wie am Abend davor. Danach ist er jedenfalls zurück ins Hotel gefahren und hat es auch nicht mehr verlassen.«
»Ich kann dir sagen, was er gemacht hat.«
Belzl sah ihn überrascht an.
»Er hat jemanden ausspioniert. Ich habe dir doch vorgestern erzählt, dass Peter ein alter Fall keine Ruhe gelassen und er offenbar auf eigene Faust Ermittlungen angestellt hat.«
Belzl nickte.
»Die Familie, um die es dabei geht, ist von Münster nach Allersberg gezogen. Um genau zu sein: Sie wohnt jetzt im Appelhof. Der liegt –«
»Ich kenne das Schlösschen«, unterbrach ihn Belzl. »Aber woher weißt du das?«
»Was?«
»Dass die Familie dort wohnt.«
»Mich hat es genauso wie dich interessiert, was Peter in Franken gesucht haben könnte. Der einzige Anhaltspunkt, den ich hatte, war diese Familie von dem damaligen Fall, die Peter immer wieder erwähnt hat. Also habe ich nachgesehen, wo sie heute lebt.«
Belzl winkte ab. »Vergiss es. Die haben hundertprozentig nichts damit zu tun.«
»Warum bist du dir da so sicher?«
»Weil es bloß eine fixe Idee von Renner war.« Belzl stand auf und tigerte wie eine Wildkatze in ihrem Käfig hin und her. »Ich habe gestern Mittag seinen Chef an der Strippe gehabt. Er hat mir ans Herz gelegt, noch einmal zu überprüfen, ob es nicht doch ein Selbstmord gewesen sein könnte; den hätte er ihm nämlich zugetraut. Renner muss in seinem Denken
Weitere Kostenlose Bücher