Glasscherbenviertel - Franken Krimi
scheint sich in der Wohnung aufzuhalten. Für meine Ermittlungen wäre es viel zu riskant, einfach abzuwarten. Der Mann kann jede Sekunde Beweise vernichten und Spuren verwischen. Was ich brauche, habe ich: einen begründeten Anfangsverdacht. Alles andere wird sich auf seinem Computer finden. Und den müssen wir so schnell wie möglich sichern. Mensch, Frank: Es kann sein, dass dieser Sobolew der Strippenzieher von der ganzen Sache ist. Das wäre echt ein Ding!« Der Kollege schaute auf die Uhr. »Ich muss los. Was ist? Willst du mit?«
»Warum hast du eigentlich das SEK für die Festnahme angefordert? Gibt es Hinweise, dass dieser Sobolew bewaffnet ist?«, fragte Hackenholt, als er die Kollegen in der Eberhardshofstraße sah. Schuster und er waren gemeinsam in einem Fahrzeug zum Treffpunkt mit den Einsatzkräften gefahren.
»Nein, das hat einen anderen Grund: Falls Toscha Sobolew wirklich ein dicker Fisch ist, befindet sich auf seinem Rechner extrem brisantes Material. Dann hat er sich mit Sicherheit einige Gedanken darum gemacht, wie er das schützen kann. Wir müssen davon ausgehen, dass die Daten auf die eine oder andere Weise verschlüsselt sind. Das allein ist schon eine Herausforderung für uns beziehungsweise den Spezialisten vom LKA . Aber die meisten Hacker haben zusätzlich noch einen Panik-Button programmiert: Mit einem einzigen Tastendruck setzen sie im äußersten Notfall so etwas wie einen Virus auf ihrem Computer frei, damit die vorhandenen Informationen neutralisiert werden. Wenn Sobolew das schafft, sehen wir alt aus, weil wir in solchen Fällen meistens nichts mehr auf dem Rechner rekonstruieren können. Wir dürfen ihm bei der Festnahme keine Zeit lassen, die Daten zu vernichten. Deswegen das SEK . Die Kollegen sind auf schnelle, harte Zugriffe trainiert. Bis unser Täter weiß, was überhaupt Sache ist, liegt er auf dem Boden und hat noch nicht einmal daran gedacht, den Virus zu aktivieren.«
Während Schuster redete, beobachtete Hackenholt, wie sich die Beamten in ihren zivilen Fahrzeugen für den Einsatz bereit machten: Sturmhauben wurden übergezogen und Helme aufgesetzt. Dann drangen sie überfallartig in das Mehrfamilienhaus in der Kernstraße ein, dessen Haustür bereits von einem als Handwerker getarnten Aufklärer geöffnet worden war. Im Nu hatten sie die Wohnung gestürmt und gaben Schuster Sekunden später über Funk Bescheid, dass sie den Gesuchten nicht angetroffen hatten.
»Mist«, brummte der Beamte. »Dabei haben die Aufklärer doch behauptet, Geräusche in den Räumen gehört zu haben. Zumindest konnte Sobolew den Computer nicht sabotieren.«
Hackenholt folgte Schuster in den ersten Stock des Hauses. Die Tür war mit der Ramme geöffnet worden.
»Da werden wir uns schwertun, sie wieder so zu verschließen, als wäre nichts gewesen. Na ja, es muss sowieso jemand dableiben, falls Sobolew nur kurz unterwegs ist und bald zurückkehrt.« Schuster ging in die Wohnung. »Irgendwelche Auffälligkeiten?«, fragte er den Gruppenführer vom SEK .
»Das Radio läuft, und auch der Rechner ist nicht ausgeschaltet. Insgesamt wirkt es, als ob die Zielperson nur kurz weggegangen ist.« Er deutete auf eine Kaffeetasse neben dem Bildschirm und auf ein angebissenes Hörnchen auf einem Teller. »Andererseits ist der Kaffee kalt. Die Kollegen vom MEK sind wegen der Geräusche, die aus der Wohnung kamen, davon ausgegangen, dass jemand zu Hause ist, aber wahrscheinlich haben sie nur das Radio gehört.«
»Das ist jetzt auch nicht mehr zu ändern. Übernehmt bitte die Absicherung, bis die angeforderte Unterstützung eintrifft. Vielleicht haben wir Glück, und Toscha Sobolew kommt in den nächsten Stunden zurück.« Anschließend sah Schuster Hackenholt an: »Denkst du, es bringt etwas, wenn wir die Spurensicherung rufen?«
»Du meinst, falls Sobolew etwas mit den Morden zu tun hat?«
Schuster nickte.
»Schaden kann es mit Sicherheit nicht.« Hackenholt zog sein Handy aus der Tasche und wählte Christine Murs Nummer.
»Was gibt es denn nun schon wieder? Etwa noch einen Toten in Gostenhof?«, fragte sie wenig begeistert.
»Nein, diesmal geht es nur um eine Wohnung, von der wir wissen möchten, ob ihr Bewohner vielleicht etwas mit den Morden zu tun hat.«
»Morde im Plural?«
»Bülent Alkan und Peter Renner.«
»Du siehst Lisbets Schlussfolgerung, dass die beiden Fälle miteinander verknüpft sein müssen, mittlerweile also nicht mehr als völligen Humbug an?«
»Wir sollten in alle
Weitere Kostenlose Bücher