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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Richtungen ermitteln«, antwortete er unbestimmt.
    »Okay, dann mach ich mich mal auf den Weg. Aber dafür habe ich etwas gut bei dir. Eigentlich habe ich nämlich seit anderthalb Stunden Feierabend. Es war purer Zufall, dass du mich noch erwischt hast, und wenn ich es realistisch betrachte, komme ich vor neun wohl nicht aus der Wohnung und werde anschließend noch eine ganze Weile im Präsidium zu tun haben.«
    »Ach, Christine, du bist eben ein wahrer Schatz«, murmelte Hackenholt, ohne ein Fünkchen Ironie in der Stimme unterdrücken zu können. »Ruf mich auf dem Handy an, sobald du etwas herausgefunden hast, ja? Detlef Schuster wird hier auf dich warten, ich muss wieder ins Büro. Ich habe noch etwas mit Ralph zu besprechen, und Saskia und Manfred sollten auch bald zurück sein.«
    Als Hackenholt schließlich in der Dienststelle eintraf, waren seine Kollegen bereits nach Hause gegangen. Der Einsatz in der Kernstraße hatte länger gedauert als gedacht. Auf seinem Schreibtisch lagen das Vernehmungsprotokoll aus Köln und eine Aktennotiz von Wünnenberg. Der hatte unterm Strich herausgefunden, dass Köksal Aguzüm tatsächlich bei allen drei Hin- und Rückfahrten eine Begleitperson dabeigehabt hatte. Offenbar war es etwas Besonderes, mit dem Imam allein sein zu dürfen und sich ungestört mit ihm unterhalten zu können. Die jungen Männer, die beim Umzug geholfen hatten, hatten das jedenfalls unisono so ausgesagt.
    Stellfeldts Vernehmungsprotokoll entnahm Hackenholt, dass der Beschuldigte auch weiterhin vehement bestritt, etwas mit dem Tod seines Neffen zu tun zu haben. Er sei an dem Tag ständig in Gesellschaft gewesen, von einem Schlüssel im Briefkasten habe er zu keinem Zeitpunkt etwas gewusst, und an sich genommen hätte er ihn schon gar nicht. Letzteres war durch Rojin Barzanis Fund zu einer unumstößlichen Gewissheit geworden, Ersteres durch Wünnenbergs Recherchen.
    Hackenholt seufzte. Wer kam sonst als Täter in Frage? Azad Barzani und seine beiden Söhne Dilser und Servan schieden aus. Özgür Alkan ebenfalls. Damla Ünlü? Hackenholt verwarf den Gedanken mit einem Kopfschütteln. Die junge Frau versuchte selbst, dem konservativen Lebensstil ihrer Familie zu entkommen. Ging es vielleicht doch um Drogen? Hatte Bülent möglicherweise auf seinen Rückfahrten aus der Türkei Ware geladen gehabt, die nicht in den Frachtpapieren aufgeführt worden war? Aber wie passte da Peter Renners Tod ins Bild? Wen konnte er getroffen haben, den auch Bülent Alkan gekannt hatte? Eigentlich blieb nur die Möglichkeit, dass Bülent Alkans Tod mit seinen Machenschaften als Finanzagent zusammenhing.
    Hatte der Unbekannte, der mit seinem Know-how die Überweisungen auf die fremden Konten getätigt hatte, Wind davon bekommen, dass sich der junge Deutschtürke mit seinem Geld absetzen wollte? War dieser Unbekannte eventuell Toscha Sobolew? Hatten sich Bülent Alkan und der Russe am Ende gar gekannt und bereits öfter zusammengearbeitet? Schließlich hatten beide in Gostenhof gewohnt. Und Renner?
    Hackenholt griff zum Telefonhörer.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich melde, wenn ich etwas weiß! Kann man nicht mal fünf Minuten lang in Ruhe seine Arbeit machen? Was willst du denn nun schon wieder?«, grollte Mur.
    »Entschuldigung, aber ich wollte nur noch einmal sagen, wie wichtig es ist, dass du nach Anzeichen dafür Ausschau hältst, ob Bülent Alkan in der Wohnung war oder ob irgendeine Verbindung zwischen den beiden Männern bestanden hat.«
    »Mensch, Frank! Ich leide nicht unter Alzheimer und kann mich durchaus erinnern, warum ich hier bin. Mach Feierabend und geh heim zu Sophie, bevor ich ernsthaft sauer werde und deinen Anruf dahingehend interpretiere, dass ich meine Arbeit nicht selbstständig organisieren kann.«
    »So war das doch gar nicht gemei–«, begann Hackenholt, Mur hatte jedoch bereits aufgelegt.
    »Na? Du bist heute mal wieder ganz schön spät dran«, begrüßte Sophie ihn, als er endlich nach Hause kam. »Habt ihr sooo viel zu tun?«
    »Hm-mh«, brummte Hackenholt. »Aber wie ich sehe, hast du es dir auch noch nicht auf dem Sofa bequem gemacht.« Er kam zu ihr ins Arbeitszimmer und gab ihr einen Kuss.
    »Arbeiten kann man das wohl kaum nennen.« Sie deutete auf den Monitor, auf dem eine Babywiege zu sehen war. »Kommt ihr wenigstens gut voran, oder wird sich das alles bis über die Weihnachtstage ziehen?«
    »Der Fall wird immer verzwickter. Vor allem, seit sie Renner in Schwabach –« Abrupt

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