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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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drifteten ihre Gedanken ab. Wie begann das Original? Sie versuchte sich vorzustellen, wie der Anfang lauten könnte. War Coppelius Nathanaels Schreckgestalt? Wenn Nathanael nicht schizophren war und im Verlauf der Geschichte die Rolle des Augen raubenden Monsters einnahm, entfiel diese Möglichkeit. Gab es Coppelius überhaupt? Spalanzani war auch einer der ungreifbaren Charaktere.
    Camilla nagte an ihrem Piercing, während sie sich eine Haarsträhne über die Schulter zog und an ihrem Zeigefinger aufwickelte.
    Sie blätterte weiter und suchte nach der Szene, in der das Perspektiv erwähnt wurde.
    Coppela verkaufte das Glas an Nathanael und er verfiel beim ersten Blick hindurch dem Schatten eines Menschen. Während jeder andere Olimpia als Maschine erkannte, wurde sie für ihn mit jedem Blick lebendiger und realer.
    Camilla legte den Finger zwischen die Seiten und blätterte zum Ende. Nathanael sah durch das Perspektiv seine Verlobte Clara als Maschine.
    Nachdenklich ließ sie sich an die Wand sinken und legte das Buch neben sich ab. Dieses Fernrohr, das der vermeintliche Selbstmörder in seinen Händen hielt, war vielleicht das Perspektiv. Es handelte sich um ein antikes Fernrohr. Was war es denn anderes? Dieses Teufelsding traf nicht hundertprozentig ihre Vorstellung. War es nicht eher eine bizarre Version eines Kaleidoskops? Die Optik wurde nicht verzerrt, nur die Vorstellungsgabe, oder einfach die Sicht der Dinge?
    Die zentrale Frage war, was Nathanael damit bezweckte, wie es funktionierte und ob es überhaupt seinen Ideen entsprungen war. Möglicherweise gab es einen Coppelius oder den Okular-Händler.
    Ein weiterer, mysteriöser Mitspieler. Camilla rieb sich die Schläfen. Das könnte alle bisherigen Theorien über den Haufen werfen. Vielleicht interpretierte sie aber auch zu viel in diesen Gegenstand hinein? Ein antikes Messingfernrohr musste nicht zwingend das Perspektiv sein. Warum träumte sie davon? Vielleicht versuchte Amadeo wieder, ihren Verstand zu beeinflussen. Wenn er das tat … Sie schwor sich, ihm all seine morschen Knochen zu brechen, wenn er noch einmal Zugriff auf ihr Bewusstsein nahm.
    Sie war bei Melanie, viele Kilometer von Amadeos Ancienne Cologne entfernt. Seine Macht reichte so weit sicher nicht. Schließlich hatte er zuletzt Amelie geschickt, um Melanie zu holen.
    Grimm? Aber was hätte er davon.
    Camilla schüttelte den Kopf. Der Traum stammte vielleicht wirklich aus ihrem Unterbewusstsein, was sie darauf hinweisen wollte, dass das Fernrohr mehr bedeuten konnte.
    Sicher befand es sich jetzt in der Asservatenkammer der Polizei. Melanies Verhältnis zu Weißhaupt schien recht positiv zu sein.
    Sie richtete sich auf. Vielleicht gab es einen Weg, an dieses Fernrohr zu kommen. Wenn sie es nicht selbst in den Händen hielt und untersuchte, gab es keinen Weg, herauszufinden, wie viel an ihrer Theorie dran war.
    Sie sprang auf. Melanie, sie musste dringend mit ihr reden – aber ohne diesen seltsamen Ralph.
    Als sie die Tür aufriss, stieß sie gegen Christoph. Sie prallte unsanft zurück, während er sich keinen Millimeter zu bewegen schien. Lediglich das nasse Handtuch rutschte ihm aus dem Nacken. Rasch griff er nach, bevor er es verlor.
    »Wohin des Wegs, schöne Frau? Flinke Füße, wie?« Er feixte wie ein typischer Bahnhofspunk nach dem zweiten Joint.
    Wortlos packte sie seinen Arm und zog ihn in das Zimmer.
    »Die nächste Runde?«, fragte er und lachte.
    »Spinner, bleib mal ernst.«
    Chris ließ sich auf das zerwühlte Schlafsofa fallen. Obwohl er noch grinste, verschwand das Lächeln aus seinen Augen. Er neigte sich nach vorn, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Der Stoff seiner zerschlissenen Jeans spannte sich gefährlich.
    »Ich weiß, was in dir vorgeht, schon vergessen?« Aller infantile Spaß wich. Er klang gefasst und ernst. Mit einer Hand strich er sich die nassen Strähnen aus den Augen.
    »Camilla, ich kann sogar in deine Träume schauen, wenn ich nicht gerade selbst schlafe, okay?«
    »Entschuldige.« Sie trat zu ihm und umarmte ihn. Still schmiegte er seinen Kopf gegen ihre Brust. Sein Haar durchweichte ihr frisch gewaschenes T-Shirt.
    Vollkommen gleichgültig, dachte sie. Sacht strich sie über seinen Nacken. Wir sind eine Einheit geworden.
    »Was denkst du zu der Theorie mit dem Perspektiv, Chris?«
    »In etwa dasselbe wie du, Liebes.« Er löste sich von ihr. Seine Hände lagen noch immer vertraut auf ihren Hüften.
    »Ich war nicht dabei und weiß auch nicht,

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