Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)
Autoren: Tanja Meurer
Vom Netzwerk:
mit den Lippen und wedelte mit der Hand.
    »Glaubst du ernsthaft, dass er durchgängig zweihundert Jahre lang so monströs war?«, fragte Amelie ironisch.
    »Nicht?« Eigentlich war sie fest davon ausgegangen.
    Amelie schüttelte den Kopf. »Eigentlich ist Nathanael vollkommen normal wie jeder andere Mensch auch, nur mit dem Unterschied, dass er unsterblich und selbst unter anderen Menschen immer einsam ist.«
    »So, wie ich ihn abgesehen von unserem ersten Zusammentreffen kennengelernt habe, wirkt er wie ein offener, sogar freundlicher Mann. Gebildet, klug, wissbegierig … kaum vorstellbar, dass ein gnadenloser Killer in ihm steckt. Eine gespaltene Persönlichkeit …«
    »Und er ist abstoßend hässlich«, ergänzte Olympia kühl. Sie hatte Theresa wieder zurückgedrängt.
    Enttäuschung machte sich in Camilla breit.
    »Er war damals schon abstoßend, unmäßig groß und ungeschlacht, ein Monstrum in Gestalt und Kraft. Solch einen Mann wollte keine Frau …« Olympia biss sich auf die Unterlippe.
    Sicher, sie kannte ihn von Anfang an. Hatte Nathanael die Seele seiner Verlobten genutzt, um der Puppe Leben zu geben?
    »War deine erste Seele die von Clara?«
    Ohne zu zögern nickte Olympia.
    Die Tote, die laut Amadeos Gerichtsunterlagen am Ufer der Spree gefunden wurde. »Er hat dich in einen neuen Körper gebannt? Aber wieso? Warst du ihm nicht schön genug?«
    Olympia seufzte. »Er hat den Körper nach meinem menschlichen Aussehen gebaut.«
    »Aber warum?«
    Kühle Hände legten sich auf Camillas Schultern. Amelie drückte sie sanft.
    »Erzähl ihr die Wahrheit, Olympia. Camilla hat Fantasie genug, es sich vorzustellen, und sie ist verständnisvoll genug, um dich nicht zu verurteilen.«
    Die Maschinenfrau senkte den Kopf. »Ich weiß.« Schließlich straffte sie sich. »Ich war mit Nathanael verlobt. Er war älter als ich und Witwer. Aus erster Ehe hatte er drei liebenswerte, aber besserwisserische Kinder.«
    »Kinder?«, entfuhr es Camilla. Darüber hatte sie noch nie nachgedacht.
    Olympia nickte. »Nathanaels Nachfahren sind der Ursprung vieler Einwohner Ancienne Colognes . Amelie stammt aus seiner direkten Ahnenlinie.«
    Camilla fielen Nathanaels sanfte Berührungen ein, als er Chris in seinem Bunker begegnet war. Endlich ergab die Reaktion einen Sinn. Er wusste, dass Amelie, Grimm und Chris seine weiß der Teufel wie viele Ur-ur-ur-Ahnen waren. Camilla schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Logisch.«
    Olympia beobachtete sie misstrauisch. »Was?«
    »Nichts, erzähl bitte weiter.«
    »Nathanael war ein brillanter Wissenschaftler, eine Kapazität. Der französische Maschinenbauer Jacques de Vaucanson war sein Vorbild.«
    Der Name sagte ihr etwas, auch wenn sie die Details vergessen hatte. Vaucanson hatte etwas mit dem Sonnenkönig zu tun gehabt. Wenn Chris da wäre, hätte er bereits eine Antwort präsentiert.
    »Die mechanische Ente, die er für Louis XV. baute, animierte Nathanael, einen mechanischen Menschen zu konstruieren. Es funktionierte sogar, nur leider fehlte ein ausreichend starker Antrieb. Er begann, sich mit allen Formen der Wissenschaft zu beschäftigen.«
    »Akkus gab es ja noch keine«, meinte Camilla und grinste.
    Olympia nickte. »Nach einer Weile wechselte sein Interesse zur Alchemie, der Verbindung von Wissenschaften und Zauberkunst. In dieser Zeit baute er ein Okular, das er dem Maschinenmensch einsetzte.«
    Das Perspektiv. Es war ein Glasauge.
    »Er nutzte Runen und verschiedene Zauber. Das Ergebnis war ernüchternd. Es funktionierte nicht. Trotzdem schien er zu ahnen, dass er auf dem richtigen Weg war. Nach einer Weile baute er es aus, modifizierte und veränderte es.«
    Innere Unruhe trieb sie dazu, die Hände an ihrer Cordhose zu reiben. Diese Informationen lieferten die wahren Hintergründe. Es fühlte sich an, als würde sie einen wertvollen Schatz finden.
    »Ich fühlte mich anfänglich vernachlässigt. Als ich von dem Inhalt seiner Arbeit erfuhr, wollte ich, dass er im Interesse unserer Verbindung diese Idee aufgab.«
    »Er tat es nicht, oder?«
    »Doch, aber nach einer Weile gab er sich seinen Studien erneut hin. Ich wollte ihn zur Vernunft bringen. Dem Ansehen und dem Namen meiner Familie zuliebe musste ich das beenden.«
    »Er hat seine Arbeit mehr geliebt als dich?«
    »Er hat mich über alle Maßen geliebt, nur ich ihn nicht. Mir war der Ruf meiner Familie zu wichtig. Was er tat, war zutiefst gotteslästerlich. Die Gefahr der Exkommunikation und Hexenverbrennung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher