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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)
Autoren: Tanja Meurer
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voller Bewunderung über die unglaubliche Konstruktion.
    »Nathanaels Bau und der seiner Kinder.« Olympias Stimme schwankte. Sie fühlte sich offensichtlich unwohl.
    »Eigentlich meinte ich dieses Geräusch.« Camilla drehte sich einmal im Kreis, um alles noch einmal in Augenschein zu nehmen. »Aber das mit den Kindern interessiert mich auch.«
    Olympia machte ein abfälliges Geräusch, kam aber nicht dazu, zu antworten.
    »Die Konstruktion ist wunderbar, nicht?«, fragte Amelie. Ihre Augen schimmerten vor Begeisterung für dieses schöne Konstrukt. Widerspruchslos musste Camilla ihr zustimmen. Diese Anlage war wirklich unglaublich.
    »Das Stampfen kommt von einer Pumpenanlage, die Grundwasser ansaugt, reinigt und erwärmt. Damit heizt er die Räume, sorgt für heißes Wasser und betreibt damit die Druckluftanlage des Rohrpostsystems.«
    »Das hat Chris schon erwähnt.« Camilla betrachtete das Tonrohr . »Aber geht das denn so tief?«
    Amelie schüttelte den Kopf. »Eigentlich nur vier bis sechs Meter unter der Erdoberfläche, aber er hat es für sich nutzbar umgebaut. So bleibt er mit seinen Helfern an der Oberfläche in Kontakt.«
    »Wie Amadeo.«
    »Amadeo nutzt sein System.« Mit gehobenen Brauen deutete Amelie hinauf. »Das alles nutzt auch Ancienne Cologne.«
    »Und all das andere?« Camilla machte eine ausholende Handbewegung zu den Leitungen und Kabeln.
    »Das sind primitive Telefone«, erklärte Amelie. »Amadeo wollte keine Sprechkommunikation in unserer Stadt. Deswegen haben wir keine Kupferleitungen.«
    Staunend, gefangen in dem Zauber dieser technisierten Welt, sah sich Camilla um. Nathanaels Genialität übertraf alles, was sie bislang gesehen hatte. Wie konnte ein solcher Mensch böse sein?
    »Wow.« Zu mehr Worten war sie nicht mehr fähig.
    »Hier lebten immer welche von Nathanaels Gefolgsleuten. Er hat sich die Menschen ausgesucht, die die Oberwelt nicht mehr haben wollte.« Olympias Tonfall drückte eher Schmerz als Herablassung aus.
    Das bedeutete, dass sie nicht allein waren. Erschrocken fuhr Camilla herum. Allerdings zeigte sich niemand. Trotzdem glaubte sie plötzlich, dass sich dutzende Augenpaare in ihren Rücken bohrten. Sie fuhr herum, entdeckte aber nichts. Etwas musste am Rande ihrer Aufmerksamkeit lauern. Unheimlich … Sie legte den Kopf in den Nacken. Einen Moment später durchzuckte sie die Erkenntnis.
    Die Beleuchtungsspiegel dienten auch zur unauffälligen Überwachung. Nervös suchte sie die Wände nach Nischen ab, die einen toten Winkel bildeten. Selbst unter den Treppenläufen fand sich keine Möglichkeit, ungesehen zu bleiben. Unbehaglich wandte sie sich an Olympia und Amelie. »Und wie sieht es jetzt aus? Leben hier noch andere außer Nathanael?«
    »Ja. Streuner . Menschen, die mit der Wirklichkeit nicht mehr klarkommen, Drogenabhängige, Lebensmüde.«
    In Olympias Stimme lag Wut. Warum auch immer, sie schien Nathanael dafür zu verachten. Von einem Moment auf den anderen wich die Aggression aus ihr. »Während des Krieges waren es die Verfolgten. Menschen, die Verbrechen begangen hatten, alles hoffnungslose Existenzen. Er ist der Herr der Ausgestoßenen.«
    Die Worte versetzten Camilla einen Stich. Wie konnte man einen solch hochintelligenten Mann verachten? Sie verstand, warum er all den Menschen ein Heim gab, die keine Perspektiven mehr sahen. Anhand seines eigenen Schicksals stand außer Frage, weshalb er mehr Menschlichkeit bewies als Amadeo. Vielleicht kam in dieser Handlungsweise der wahre Nathanael zutage, der, der nicht unter Amadeos Einfluss stand.
    »Er ist nicht schlecht«, rutschte es impulsiv aus ihr hinaus. »Ganz im Gegenteil. Dort, wo das Mitgefühl aller versagt, hat er immer noch ein offenes Ohr für die Probleme und ein offenes Herz für die Menschen.« Sie wandte sich Olympia zu. »Er war einst von Grund auf gut. Nur Amadeo hat eine Bestie aus ihm gemacht. Er hat den Sandmann erschaffen, nicht Nathanael. Verstehst du?« Ihr Herz verkrampfte sich vor Mitgefühl. Nach allem, was sie im Lauf der vergangenen Tage über Nathanael erfahren hatte, sah sie in ihm kein Monster mehr.
    Irritiert prallte die Puppe zurück.
    »Er würde auch nie tolerieren, dass Grimm meinen Eltern etwas antäte.« Sie wies auf das Konstrukt um sich. »Ein solches Heim für die Hoffnungslosen würde niemand erschaffen, der nicht ehrliches Interesse an dem Schicksal der Personen hat, die ihm anvertraut sind. Sie können ihn jederzeit erreichen, sind hier sicher vor der Außenwelt,
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