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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)
Autoren: Tanja Meurer
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nahm zwar stetig ab, war aber noch lang nicht vorüber.« Sie schüttelte sich. »In dieser Zeit begegnete mir Amadeo. Er faszinierte und umwarb mich. Etwas in mir wollte zu Nathanael halten, aber Amadeo war charmant, sah besser aus und besaß eine unstillbare Leidenschaft. Ich verfiel ihm. Leider erzählte ich ihm während unserer heimlichen Zusammenkünfte alles von Nathanael und seiner Forschung.«
    Camilla stöhnte. »Wie konntest du nur?«
    »Amadeo war wunderbar. Er verstand mich. Ich liebte ihn abgöttisch. Nur als ich bemerkte, dass ich sein Kind austrug … Mir wurde plötzlich klar, dass ich Nathanael versprochen war.«
    »Du hast es bereut?«
    »Geschämt trifft es eher. Meine Gefühle für Amadeo waren ungebrochen stark, besonders, weil Nathanael zu wissen schien, was ich tat und es stillschweigend und verbissen hinnahm.«
    Wahrscheinlich schämte Olympia sich für ihren Verlobten und er hatte versucht, ihren und seinen Ruf zu wahren.
    »Ich war so verzweifelt.«
    »Dann war es also kein Mord an dir?«
    »Ich bin ins Wasser gegangen.«
    Den Rest der Geschichte musste Camilla nicht mehr hören, um alle Verbindungen herzuleiten. Sie musste ihrem Ärger Luft machen, egal ob sie mit der mächtigsten und ältesten Maschinenfrau sprach oder nicht.
    »Um dich am Leben zu halten, hat er diesen Körper gebaut. Du hast nie verstanden, dass er für dich forschte, um dir ein wunderbares Leben zu gewähren, das über deinen Tod hinaus anhielt. Nathanael hat dir sein Leben, sein Glück und seine Liebe zu Füßen gelegt, aber du hast es nicht verstanden, weil du seine Art zu denken nicht nachvollziehen konntest.«
    »Damals. In den letzten hundert Jahren mache ich mir immer wieder Gedanken darüber, ob er nicht einfach seiner Zeit in Geist und Wissen um Längen voraus war.«
    »Darauf kannst du wetten.« Wahrscheinlich wäre Nathanaels Wissen eine Bereicherung für die Wissenschaft. Aber er hatte den falschen Weg eingeschlagen, auch wenn es vielleicht ohnehin keine Alternative gegeben hatte. Niemandem stand es zu, andere Menschen zu Versuchszwecken zu töten oder ihre Organe zu stehlen, um ein anderes Leben daraus zu erschaffen. Das alles erinnerte beinahe an Frankenstein, doch die Geschichte entstammte nur der Feder einer weiteren Schriftstellerin. Von der Zeit her passte sie allerdings durchaus zu den Anfängen dieser traurigen Schicksale.
    Olympia ging weiter voran und Camilla folgte weitaus nachdenklicher. Nathanaels Wunsch, nicht mehr einsam zu sein, musste irgendwann alle Grenzen gesprengt haben. Seine Sehnsucht nach Liebe und die Erfüllung seiner Träume waren das Feuer, das Amadeos mächtige Fantasie lodern ließ.
    Sie erinnerte sich gut daran, wie fasziniert Hoffmann von Nathanael war. Diente Olympia, damals noch Clara, nur als Mittel zum Zweck, um an Nathanaels großen Geist zu gelangen? Sie konnte sich gut vorstellen, dass Amadeo damals selbst erst lernen musste, zu was sie beide in der Lage waren. Die glühende Leidenschaft des einen und die unbezähmbare Fantasie des anderen. Wenn eine wirkliche Zusammenarbeit zwischen ihnen möglich gewesen wäre …
    Luftschiffe, Uhrwerkmenschen, Automobile, Wesen, die es gar nicht geben sollte. Camillas Fantasie baute eine Welt in kupferner Technik, mit Rädern und Uhrwerken, Ketten, Dampf und Zauberei. Würde die Welt unter diesen Umständen die aktuelle Entwicklung genommen haben? Ihr Herz pochte heftig, als sie sich all die Varianten der Wirklichkeit auszumalen begann, die solchen Menschen offen standen.
    »Wir sind da.« Amelies Stimme erreichte sie wie von weit her.
    Camilla sah sich um. Das mittelalterliche Ambiente war einer eigenwilligen Form von Technisierung gewichen, die die gleiche Meisterschaft forderte, in der auch das Lichtsystem der Bibliothek ausgeführt wurde.
    Sie stand inmitten eines Saals, auf dem sieben Treppenläufe endeten oder hinter weit geschwungenen Bögen hinaufstrebten. Über ihr erhoben sich Plateaus und Brücken, die zu verschiedenen Kammern oder Wohnräumen führten, in die sie teilweise durch große Fenster hineinsehen konnte. Ein komplexes Licht-Spiegelsystem erleuchtete alle Räume effektiv. Kupferne Rohrleitungen führten steil an den Wänden hinauf und liefen in etliche Zimmer. Runde Tonschächte mit ovalen Öffnungen stiegen geradlinig nach oben und verschwanden in der domartigen Decke. Leises Dröhnen und Stampfen ließ den Boden vibrieren, lediglich unterbrochen von gelegentlichem Zischen.
    »Was ist das?« Ihr Blick strich
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