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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)
Autoren: Tanja Meurer
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zuckte zusammen. Sie senkte den Blick.
    Chris packte sie an den Schultern und wirbelte sie herum. »Wusstest du davon?« Er deutete auf das zerfetzte Buch.
    Sie hob schützend die Hände. »Ja. Olympia und ich haben in der letzten Nacht Claus und Marion mit Amadeos Auftrag besucht.«
    »Ihr?« Camilla prallte zurück.
    »Die Puppe sollte belebt werden, aber Claus hat dabei seine Fähigkeiten fast eingebüßt … Vielleicht konnte er sich auch gegen Amadeos Zwang wehren, ich weiß es nicht.«
    Entsetzen und Wut über die Kaltblütigkeit und die Verlogenheit der beiden Frauen wuchs zu einer betäubenden Woge an. »Ihr elenden Verräterinnen. Seid ihr wahnsinnig, die Befehle dieses Monstrums zu befolgen? Habt ihr überhaupt keinen Realitätssinn mehr? Ihr unterstützt einen Irren mit Allmachtsfantasien , anstatt dafür zu sorgen, dass seine Herrschaft über Ancienne Cologne und Berlin ein Ende findet. Ihr …« Sie fand keine passenden Worte mehr. Ihre Stimme klang in den eigenen Ohren wie ein schrilles Kreischen. Camilla schnappte nach Luft, während Olympia erschöpft in sich zusammensank. Die herrische Fassade der Puppe bröckelte. Trocken schluchzte Olympia auf und schlug die Hände vor das Gesicht.
    Hilflos stieß Camilla ihr die Hand vor die Brust. Olympia taumelte, fing sich aber.
    »Theresa, wie konntest du mir das verschweigen? Du bist meine Freundin. Fällt es dir so schwer, die Wahrheit zu sagen und einmal den Mut zu beweisen, sich gegen dieses Ding aus Holz und Kunststoff durchzusetzen? Du bist einfach nur feige.« Kopfschüttelnd wich Camilla zurück.
    »Das habt ihr nicht wirklich getan, oder?« Chris stand seiner Mutter gegenüber, die Fäuste geballt, mit vor Zorn verzerrtem Gesicht. Er wirkte wie ein Racheengel. Ein falsches Wort von Amelie oder Olympia würde unschätzbare Folgen haben.
    »Es war schrecklich, diesen Auftrag auszuführen«, flüsterte Amelie. Sie trat auf Olympia zu und berührte sie sanft. Mit einem gequälten Aufschrei fuhr die Maschinenfrau zurück.
    Im ersten Moment begriff Camilla nicht. Brennende, betäubende Wut legte ihr logisches Denkvermögen lahm. Warum reagierte Olympia so? Sie beobachtete die Puppe, die Amelie anstarrte. So viel Leid und Reue lagen in dieser Mimik.
    Natürlich – es lag auf der Hand. Olympia begann zu begreifen, wessen Pläne sie über zweihundert Jahre vertreten und durchgesetzt hatte, und sie bereute.
    Diese Zeitspanne der Verblendung, des blinden Vertrauens lastete schwer. Vielleicht lag es an dem Quäntchen junger, unverbrauchter Menschlichkeit, die Theresa in ihr pflanzte, um ein Gewissen aufzubringen.
    Camilla spürte einen Stich im Herz. Sie empfand für Olympia wenig Verständnis und Mitleid. Trotzdem bot sich hier eine Chance, den Geist der Maschine in eine andere, positive Richtung zu drängen. Vielleicht half sogar Theresa mit.
    Camilla zwang sich zur Ruhe. Sie musste mit Vernunft auf Olympia einwirken oder an ihre Menschlichkeit appellieren.
    »Hilf mir, meine Eltern zu befreien und Amadeos Irrsinn ein Ende zu setzen.«
    Die Maschinenfrau schwieg. Wahrscheinlich spürte sie die Blicke aller auf sich lasten.
    Camilla verstand sie. Von ihrer Entscheidung hing die Zukunft der Stadt ab, ihr Stand und ihre Glaubwürdigkeit.
    Die Stille begann zu erdrücken, trotzdem durfte Camilla nicht drängen. Die Entscheidung musste von Olympia kommen. Insgeheim hoffte sie auf Theresas Loyalität und Treue. Trotz allem stand außer Frage, dass die uralte Person, die Olympia war, antworten musste. Alles andere bedeutete, dass Camilla nie auf ihre Unterstützung zählen konnte.
    Nach einer Weile nickte Olympia. »Ich helfe dir.«
     

Kapitel 21
    Macht der Worte
     
     
    S iedend heiß durchfuhr eine furchtbare Erkenntnis Camillas Gedanken. Es musste eine weitere Realitätsverzerrung gegeben haben. Anders konnte sie es sich nicht erklären, dass sie Amelie und Olympia allein durch den verfallenen, alten Schacht hinab zu der gigantischen Höhle folgte, durch die sie mit Chris Ancienne Cologne verlassen hatte.
    Niemals hätten die Polizisten den Plan erwogen, zwei Gruppen zu bilden, um auf unterschiedlichen Wegen nach Camillas Eltern zu suchen. Und Chris hätte sie schon gar nicht allein losziehen lassen. Genau diese Entscheidung war jedoch das Einzige, woran sich Camilla erinnerte, ehe die Männer einen anderen Weg eingeschlagen hatten. Zögerlich blickte sie sich um, doch an der Tatsache, dass sie auf sich gestellt war, änderte sich nichts.
    In ihr brannte ein
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