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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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Sie spürte neues Feuer. Die Neugier, ein Geheimnis zu lösen, riss sie mit.
    »All die Personen müssen wirklich gelebt haben.« Sie richtete sich auf. »Ich würde wetten, Amadeo ist eine der Personen aus der Geschichte. Aber da kommen nur zwei infrage. Ich weiß nicht, ob er Siegmund oder Lothar ist.«
    Chris tippte auf die aufgeschlagenen Seiten. »Ich habe einen anderen Verdacht. Das sind Gerichtsaufzeichnungen von einem Mordprozess an einer jungen Frau aus dem Jahr 1816. In diesem Zeitrahmen wurde E. T. A. Hoffmann zum Kammergerichtsrat berufen. Ein Jahr danach erschien die Erstausgabe der Nachtstücke, zu denen auch Der Sandmann zählte.«
    Camilla zog die Brauen zusammen. Sie nagte an ihrem Lippenring, während sie sich die Daten überlegte. Chris’ Gedankengang lag auf der Hand …
    Sie fuhr auf.
    Chris ergriff ihren Arm und zog sie auf die Bank zurück. Seine Augen verengten sich, als sich ihre Blicke trafen.
    »Das Alter Hoffmanns deckt sich mit dem von Amadeo«, sagte er leise.
    Sie nickte atemlos.
    »Ja.«
    »Und das A in der Abkürzung E. T. A. steht für Amadeus.«
     

Kapitel 7
    Die Bibliothek
     
     
    M it zitternden Fingern blätterte Camilla durch das Buch. Nervöse Aufregung ergriff sie bis in die Zehenspitzen. Noch immer fiel es ihr schwer, die Buchstaben zu lesen, und nur langsam gewöhnte sie sich an Schriftbild und Ausdrucksweise. Die Passagen, die sie nicht entziffern konnte, las Chris vor. Einige Sätze entzogen sich dennoch ihrer Logik. Manchmal klangen Amadeos Worte wie Teile aus seinen Stücken.
    Einzelne Passagen befassten sich mit dem Prozess, in dem ein junger Ingenieur und Physiker des Mordes an seiner Verlobten angeklagt wurde, andere ausschließlich mit der Betrachtung der Person Nathanaels.
    Amadeo beschrieb Nathanael in einem schwierigen, zugleich aber fesselnden Stil. Er erweckte die Person zu neuem Leben. Camilla konnte Nathanael sehen, wie er im Gerichtssaal saß, und empfand die eisige Kälte in seinen Adern. Sie glaubte fast, an seinem Schmerz und seiner Angst teilzuhaben. Er tat ihr leid.
    Das Feuer in Amadeos Worten entzündete ihre Fantasie. Sie wünschte sich sehnlicher denn je Stift und Papier, um zu skizzieren, was in ihrer Vorstellung entstand.
    Oft unterbrachen sie ihre Lektüre mit Diskussionen über manche Passagen, seltener erzählte Camilla von ihren bildhaften Vorstellungen. Fragen wegen des Ausdrucks stellte sie hingegen sehr oft und wunderte sich, dass Chris sie mit Leichtigkeit beantwortete.
    Obwohl das Buch nicht dick war, kamen sie nur langsam voran. Nach etlichen Stunden brannten ihre Augen. Die Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit war erreicht. Chris gähnte ebenfalls.
    Camilla erhob sich und streckte die schmerzenden Glieder. Ihre Muskeln protestierten und entspannten sich nur langsam.
    »Durch sind wir noch lange nicht«, murmelte Chris.
    Camilla nickte. »Meinst du, wir dürfen es mitnehmen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«
    »Können wir ihn nicht fragen?«
    »Wenn du weißt, wo er ist?« Er erhob sich ebenfalls.
    »Wenn er dich gedanklich zu sich bestellen kann, kannst du ihn nicht auch ausmachen?«
    Chris schüttelte den Kopf. »Das ist eine Fähigkeit, die mir ohnehin nicht gefällt. In den Gedanken anderer herumzugraben , bringt nur Ärger ein.«
    Camilla nickte. Sie legte eine Hand auf das Buch. »Vielleicht sollten wir es wirklich mitnehmen.«
    Mit der Linken rieb sich Chris über die Augen. Er gähnte, als wollte er Zeit schinden. Schließlich nickte er. »Amadeo hat seine Aufzeichnungen nicht umsonst die ganze Zeit bei Olympia deponiert. Da ist es sicherer als hier.«
    Dieses Buch deckte ein lang gehütetes Geheimnis auf. Unvorstellbar, dass Amadeo ausgerechnet sie ausgesucht hatte, um die Wahrheit zutage zu fördern. Stand ihm Chris nicht wesentlich näher? Sie war eine Fremde. Amelies Andeutung haftete noch immer in ihrem Bewusstsein. Sie strich mit den Fingerspitzen über die Seiten.
    »Warum gibt er uns plötzlich all diese Hinweise?«, fragte Camilla, während sie den Folianten schloss und hochhob.
    »Uns?« Chris schüttelte den Kopf. »Dir.«
    Irritiert sah sie ihn an. »Mir?«
    Er nickte. »Ich bin nur der, der dich beschützen soll.«
    »Was?« Camilla spürte, wie eine eisige Hand ihr Herz umschloss und zudrückte. Chris war nicht bei ihr, weil er wollte, sondern weil er musste!
    Ihre Augenlider begannen nervös zu flattern und Hitze schoss in ihre Wangen. »Du hast eine sehr nette Art, mir zu sagen, dass du

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