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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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»Und weiter?«
    Chris tippte auf einen einfachen Namensstempel, der in der rechten, oberen Ecke saß. Sie hatte ihn übersehen.
    »Christa Köhler?«
    Er nickte. »Sie war eines der Mädchen, die vom Sandmann umgebracht wurden. Ihre Leiche lag in einem gesperrten Fußgängertunnel unweit der U-Bahnstation Klosterstraße. Das war vor vier Jahren.« Ein eisiger Schauder rann ihren Rücken hinab.
    »Dann ist das vielleicht gar nicht Amadeos Bibliothek, sondern die des Sandmanns!«
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, entgegnete er.
    »Warum?«
    Christoph schloss das Buch. Seine Hände zitterten leicht. »Als ich ein Junge war, habe ich die Schlüssel für Labor und Bibliothek in Amadeos Schreibtischschublade gefunden. Oft nahm er sie heraus und verschwand damit für einige Stunden. Er ließ mich immer allein. Sein Haus war mir zu unheimlich. Als ich älter wurde, folgte ich ihm ein Stück weit, wagte mich aber an der Treppe nicht weiter.« Er atmete mühsam durch. Offenbar belastete ihn die Erinnerung. »Irgendwann, als er sich mit Olympia beriet, wagte ich, seine Schlüssel zu klauen. Ich war einfach zu neugierig. Irgendwann musste ich das Geheimnis seiner vielen Besuche dort unten aufdecken. Als ich das alles fand, war mir klar, weswegen er so wenig Zeit mit mir verbrachte.«
    Die Bitterkeit seiner Stimme berührte Camilla. Plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke. Sie schnappte nach Luft. Wenn Amadeo im Besitz eines Buches war, das einem der ermordeten Mädchen gehört hatte, lag der Verdacht nah, dass er in die Morde verstrickt war.
    Sie rieb sich über die Schultern. »Sag mal, ist dir nie der Verdacht gekommen, dass Amadeo bei den Morden die Finger im Spiel hatte?«
    Sein Blick verdüsterte sich. »Schon. Aber sieh dir den klapprigen Alten an. Er kann nicht mehr viel ausrichten. Schließlich braucht er mich für alles, wo Körperkraft erforderlich ist.«
    »Und was ist mit dem Sandmann?«, fragte sie atemlos. »Vielleicht gibt Amadeo ihm die Aufträge!« Ihre Stimme nahm eine schrille Tonlage an. Es fiel ihr schwer, sich zu beruhigen. Wenn der Verdacht zutraf, war sie in noch größerer Gefahr, als sie bisher angenommen hatte. Ihr fielen Amadeos Aufzeichnungen ein. War das ein Ablenkungsmanöver? Kalte Angst ergriff sie.
    »Amadeo beschützt die Menschen in Ancienne Cologne vor dem Sandmann.« Hinter Chris’ Worten stand kein allzu fester Nachdruck.
    Was hatte Olympia gesagt? Sie stiehlt die Augen, bevor der Sandmann sie nutzen kann? Theresas Augen gehörten nun Olympia. Camilla wurde übel vor Angst und Trauer. Sie presste beide Hände gegen ihren revoltierenden Magen. Für einen Moment glaubte sie, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Mühsam drängte sie die aufkeimende Panik zurück.
    »Camilla, beruhige dich.« Chris zog sie in seine Arme.
    »Vielleicht wird Amadeo zum Mörder, wenn seinen Puppen die Seelenkraft ausgeht.«
    Er strich über ihren Nacken. »Ich kann das einfach nicht glauben. Dafür gibt es sicher andere Erklärungen.«
    »Welche?« Camilla befreite sich aus seinen Armen und schüttelte den Kopf. »Du selbst sagst, dass eines der Bücher einem Opfer des Sandmanns gehörte. Das lässt zwei Schlüsse zu. Erstens: Amadeo arbeitet mit dem Sandmann zusammen. Er verwaltet die Schlüssel für dessen Bibliothek. Zweitens: Amadeo ist selbst der Mörder. Vielleicht ist seine Gebrechlichkeit ein Trick und nur vorgespielt?« Sie schüttelte den Kopf. »Im Moment weiß ich nicht, welche Variante davon schlimmer wäre.«
    Chris presste die Lippen aufeinander. Er kämpfte mit sich. »Mag sein, dass du recht hast.« Seine Hände zuckten, bevor er sie zu Fäusten ballte. In ihm stauten sich Angst und Zorn. Alle Emotionen spiegelten sich in seinen Zügen wider. »Zumindest ein Punkt spricht für deine Theorie. Bücher, die uns von Helfern überlassen werden, sind Teil einer großen Bibliothek im Inneren der Stadt.« Seine Worte klangen gepresst.
    »Aber warum hast du das nicht erwähnt?« Camillas Angst schlug in Entrüstung um. Immer wieder musste sie herausfinden, dass Chris ihr Wichtiges verschwieg. Sie schluckte, als sie seinen betrübten Gesichtsausdruck wahrnahm.
    Er wandte sich schweigend ab. Sein Blick verlor sich in dem weitläufigen Raum.
    Camillas Herz wurde weich. »Er hat dich großgezogen. Kein Wunder, dass du ihm nichts unterstellen willst.« Behutsam strich sie über seinen Arm. Um ihre Worte zu entkräften, flüsterte sie: »Wir wissen nichts Genaues.« Sie versuchte, ihrer Aussage mehr

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