Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
Vom Netzwerk:
gesehen?«
    »Nicht, dass ich mich erinnere.« Chris rieb sich die Augen.
    »Lass mich raten, den Schlüssel hat Amadeo?«
    Er hob die Schultern. »Wahrscheinlich. Selbst wenn, ich habe keine Ahnung, wo er ihn aufbewahrt.«
    Camilla nagte an ihrem Lippenring. »Vielleicht gibt es noch einen anderen Zugang. Es wäre doch logisch, wenn es einen Abfluss durch die Wand gibt, oder?«
    »Ich kenne nur diesen.«
    »Und die Bibliothek?«, fragte Camilla.
    Chris wies mit der Laterne die Stufen hinab. »Am Fuß der Treppe.«
     
    Camilla stand auf der höchsten Galerie einer weitläufigen, achteckigen Halle. Massive Säulen endeten in schlanken Deckenverstrebungen, die eine gewaltige Kuppel trugen. Metallene Stege überbrückten die Distanz zur gegenüberliegenden Seite. Acht kleine Spindeltreppen aus Eisen führten nahe der Stützen auf niedriger gelegene Ebenen. Für ausreichendes Licht reichte eine schwache Lichtquelle, die unzählige Male anhand von Spiegeln gebrochen und zurückgeworfen wurde.
    Wer immer diesen Raum angelegt hatte, musste ein Baumeister gewesen sein. Fasziniert von dem Einfallsreichtum und der Pracht des Raumes, konnte sich Camilla für Minuten nur in stummer Bewunderung umsehen. Sie hatte sich schon oft Bibliotheken erdacht und auf ihren Bildern festgehalten, aber nichts war so logisch und fantastisch durchgeplant wie dieser Ort.
    Bücher standen sauber verwahrt in Regalen, die bis hinauf an die Kuppel reichten, während Lesepulte neben den Geländern aufgereiht waren.
    »Wer hat das alles entworfen?« Sie legte den Kopf in den Nacken, um die Tragweite des Doms zu erfassen. Ihr Herz schlug schneller beim Anblick dieser atemberaubenden Konstruktion.
    »Keine Ahnung. Amadeo sicher nicht. Er ist kein Ingenieur. Aber es ist der faszinierendste Ort in Ancienne Cologne.«
    »All diese Bücher und das ganze Wissen … woher mag es stammen?« Sie lehnte sich über die Balustrade und spähte hinab. Zwei Etagen tiefer warteten große Tische und mit Leder bezogene Stühle auf würdige Leser.
    Camilla löste sich von dem schmiedeeisernen Geländer und deutete zu einem der Regale. »Verschaffen wir uns einen ersten Überblick?« Sie würden Jahre brauchen. Jahrzehnte. Selbst dann hätten sie nicht einen Bruchteil des vorhandenen Wissens erfasst.
    Chris nickte abwesend. Angespannt starrte er zu einer Bücherwand.
    Camilla kniff die Augen zusammen und verfluchte ihre Kontaktlinsen, die jeden Tag mehr hinter den Lidern rieben. Egal, wie sehr sie sich anstrengte, sie erkannte nur farbige Buchrücken ohne Besonderheit. »Was hast du entdeckt?«
    Er ignorierte sie und trat an ihr vorüber.
    Etwas langsamer folgte sie ihm. Ihr Blick irrte durch den Saal voller antiker Bücher. Unmöglich, auf diese Entfernung auszumachen, um welche Werke es sich bei den edlen Leinen- und Ledereinbänden handelte. Einen Herzschlag später begriff sie, was Chris aufgefallen sein musste.
    Bunte Buchrücken bedeuteten, dass es sich um moderne Bücher handeln musste. Tatsächlich standen hier Softcover-Ausgaben der unterschiedlichsten Romane. Einige Bände wirkten, als wären sie hundertmal gelesen worden, andere erweckten den Eindruck, druckfrisch zu sein.
    Camilla nahm eine schöne, neue Ausgabe von George R. R. Martins Fiebertraum aus dem Regal und schlug die Schmutzseite auf. Chris hielt ihr die Lampe hin. Leider fand sie keine Widmung, wie sie gehofft hatte.
    »Wann wurde die Ausgabe gedruckt?« Nervosität schwang in seiner Stimme mit.
    Camilla blätterte um. »Letztes Jahr erschienen. Aber was beweist das?«
    »Dass Amadeo an ein Buch gekommen ist, das niemand außer Melanie oder mir mitgebracht haben kann.«
    »Vielleicht hat er es auf anderem Weg bekommen.«
    Christoph hob eine Braue. »Von wem denn?«
    »Du sagtest, es gäbe mehrere Helfer.«
    Er legte die Stirn in Falten. Schließlich zog er ein anderes, recht neu erschienenes Buch aus dem Regal und schlug es auf. Er blätterte über die Schmutzseite zum Anfang, schlug es aber zu und schob es zurück. Willkürlich griff er nach einem anderen Band, sah sich die ersten Seiten an und stellte ihn auch wieder fort. Fragend beobachtete Camilla ihn.
    »Was soll das jetzt?«
    Er schüttelte nur den Kopf, während er schon wieder nach dem nächsten Buch griff. Diesmal weiteten sich seine Augen. Camilla trat an seine Seite. »Was hast du gefunden?«
    Chris drehte ihr die Schmutzseite zu. Sie überflog eine Widmung in nahezu unleserlicher Handschrift, mit blauer, verlaufener Tinte geschrieben.

Weitere Kostenlose Bücher