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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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vorstelle, sähe die Welt ein wenig mehr wie das Fegefeuer aus. Vermutlich wäre das ganz und gar nicht gut.«
    Chris nickte. »Jeder hat seine eigenen, dunklen Vorstellungen. Die zu erwecken wäre grauenhaft.«
    »Was für eine schreckliche, gefährliche Gabe.« Camilla schluckte.
    »Nur wenn die Grundlagen schrecklich sind und wenn der Verstand der Träumerin zu schwer geschädigt wurde, kann sich alles verschlimmern oder unseren Untergang herbeiführen.«
    »Meine Mutter war, wie schon mal erwähnt, sehr jung, ein Junkie …« Chris lehnte sich neben dem Fenster gegen die Wand. Er schien wieder in düsterem Brüten zu versinken.
    »Das hört sich danach an, als hätten die Drogen ihren Körper und Geist zerstört«, sagte Camilla. Sie wollte zu Chris, um ihn zu beruhigen, doch sie zögerte. Olympias Wesen schien tatsächlich frei von Amadeos Beherrschung zu sein, das musste sie ausnutzen.
    Die Puppe nickte. »Die Albträume ihrer Drogenvisionen wurden zu einer unerträglichen Plage in der Stadt. Es begann mit leichten Verzerrungen der Realität. Persönlichkeiten änderten sich. Der Zustand eskalierte bald.« Olympia legte eine Pause ein. Ihr Blick wanderte in eine unbekannte Ferne.
    Camilla hielt den Atem an und starrte zu Chris, wartete mit verkrampften Muskeln, dass Olympia fortfuhr, ohne dass Chris aufbegehrte. Immerhin ging es um seine Mutter, das musste höllisch schmerzen. Ihr Herz krampfte sich zusammen. Nur zu gern hätte sie seine Hand gehalten.
    »Jeden, den sie fürchtete, machte sie zu einer Art Dämon, jeden, den sie mochte, zu einem Engel.«
    Camillas Fantasie galoppierte mit leibhaftigen Bildern der damaligen Situation davon.
    »Die Familien in der Stadt zerstritten sich und unser Zusammenleben wurde auf eine harte Probe gestellt.«
    Keine Frage. Sie spürte die Unruhe der damaligen Stadtbewohner förmlich auf der Haut kribbeln.
    »Sie sorgte sogar dafür, dass es Tote gab. Kriminalität kannte die Gemeinschaft bis dahin nicht.«
    Welch eine Idylle. Camilla zuckte angesichts ihres beißenden Zynismus zusammen. Beherrsch dich! , fuhr sie sich stumm an.
    »Ihr einziger Feind war immer nur Nathanael gewesen. In dieser Zeit verschwanden viele Kinder und der Sandmann kam der Stadt oft gefährlich nahe.«
    »Das hört sich an, als wäre sie keine Hilfe, sondern der Untergang Ancienne Colognes gewesen, so …«, Chris machte eine Handbewegung, die symbolisch alles fortwischte, »… wie ein Psychopath, den man unschädlich machen muss.«
    Sie hätte nicht gedacht, dass er jedes Wort in sich aufgesaugt hatte. Während Olympias Monolog hatte er sich in seinen Stuhl gekauert, als wäre er der Welt entrückt.
    »So in der Art«, bestätigte Olympia dumpf.
    Camilla glaubte, Theresa wieder zu hören. Unterschwellig schwang ein Geständnis mit. Eisige Schauder rannen ihr über den Rücken. Ihre Zunge klebte am Gaumen. »Ihr habt sie unschädlich gemacht … vorsätzlich umgebracht?«
    Olympias Ausdruck nahm die gewohnte Strenge an. »Unsinn!«, sagte sie bestimmt. »Amadeo hat sich um sie gekümmert und dafür gesorgt, dass die Realitätsänderungen gering blieben.«
    »Das bedeutet, ihr habt sie mit einem mächtigen Psioniker ruhiggestellt, der möglicherweise ihren Geist endgültig zerstört hat!« Camilla fuhr auf. Ihr Zorn kochte fast über. Wie konnte sich dieses Volk nur einfallen lassen, einen Menschen so zu behandeln? Ein kranker Körper oder eine kranke Seele brauchten Hilfe.
    »Warum habt ihr Melanie nicht geholt?«, fragte Chris. Er klang verletzt.
    Kein Wunder. Sie fragte sich ohnehin, wie er es schaffte, äußerlich so ruhig zu bleiben.
    »Damals war uns Melanie Wallraf noch nicht bekannt«, entgegnete Olympia kalt.
    Amadeo sprach durch sie, das vermittelte ihr Tonfall mit einer Eindeutigkeit, die Camilla schlucken ließ.
    Bevor sie reagieren konnte, schnellte Chris vor und stützte seine Hände rechts und links neben Olympia auf die Armlehnen. Aus einer Maske aus blankem Entsetzen und tiefem Zorn funkelten seine Augen Olympia an. Gegen ihn wirkte die Puppe zerbrechlich.
    »Wäre es nicht gnädiger gewesen, wenn ihr meine Mutter an die Oberfläche gebracht oder sie einfach getötet hättet?«
    Olympia senkte betroffen den Kopf. Sie war wieder Herrin ihres Körpers. »Nein Christoph. Das wäre nicht möglich gewesen. Sie war schwanger. Eine fünfzehnjährige, schwangere Ausreißerin, deren Verstand von allen möglichen Chemikalien zerstört wurde, kann man nicht einfach in ihr Unglück

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