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Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
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zurückkehrte, erzählte er unter Tränen, was er getan hatte. Er beschrieb Amadeo und mir das neue Labor des Sandmanns und die Kammern, in denen er seine noch lebenden Seelen gefangen hielt, um sie nach und nach zu benutzen. Er sah furchtbar aus. Der Sandmann hatte ihm schreckliche Dinge angetan.«
    Wirklich? So wie Camilla Amadeo einschätzte, hatte er Grimm nicht weniger schlimme »Dinge« angetan. Wahrscheinlich hatte der Junge nichts aus eigenem Willen erzählt. »Was war seine Strafe?«
    Olympia schwieg wieder.
    »Weiter?«, forderte Chris sie auf.
    »Amadeo kümmerte sich um den Jungen und versorgte ihn, bis er wieder gesund war«, setzte Olympia ihre Erzählung fort. »Er hatte sich kaum verändert, zumindest nicht offensichtlich. Aber als eine meiner Schwestern zu mir kam, um mir zu berichten, dass Andreas mit einem der jungen Mädchen aus der Stadt gegangen sei und viele Stunden später allein, blutüberströmt, aber nur leicht verwundet zurückkehrte, begann ich, an ihm zu zweifeln.«
    Der plötzliche Redefluss der Puppe irritierte Camilla, aber sie hütete sich, auch nur laut zu atmen, um Olympia nicht zu unterbrechen.
    »Amadeo wollte es nicht glauben. Schließlich schickte er den Jungen doch weg. Er gab ihn in die Obhut von Adoptiveltern. Kurz danach fanden wir die Leiche des Mädchens. Ihr wurden bei lebendigem Leib die Augen herausgeschnitten.«
    Camilla ballte die Fäuste. Amadeo, der Wohltäter Grimms, der Verratene, Leidtragende – ihr wurde übel.
    Liebevoll legte Chris seine Arme um sie. »Beruhige dich. Ich sehe auch nur Amadeos Scheinheiligkeit«, flüsterte er.
    Dankbar lehnte sie sich gegen seine Brust.
    »Deshalb hat er mich sofort weggeschickt?« Spott troff aus Christophs Worten.
    Olympia knurrte leise. Camilla nahm es als Drohung auf. Allerdings wusste sie nicht, ob sie Amadeo oder Olympia hörte.
    »Die Gefahr war zu groß, zumal deine Mutter eine Begabte war, genau wie Andreas.« Die Puppe entspannte sich. Ihre Hände pendelten schlaff herab.
    Es wirkte, als wäre alle Kraft aus Olympia gewichen.
    »Es tut mir leid, Christoph«, sagte Olympia.
    »Weshalb tut dir irgendetwas leid? Du hast mich nicht weggeschickt, oder?« Sein schneidender Tonfall strafte seine Worte Lügen.
    Camilla musste die Möglichkeit nutzen, wenn Olympia sie selbst war. »Was bedeutet eigentlich begabt sein?«
    »Mentale Kräfte, die das Bewusstsein anderer Menschen beeinflussen«, entgegnete Olympia.
    » Psioniker «, fasste Camilla ihre Worte zusammen.
    Olympia nickte. Sie setzte sich wieder an den Tisch. Camilla verfolgte ihre Bewegungen nachdenklich. Chris sollte Grimms Nachfolger sein, aber ihm fehlte die Begabung.
    »Was ist mit Amelie? Sie ist doch Chris’ Mutter. War sie eine Begabte?« Camilla kaschierte ihre Aufregung, indem sie die Finger im Schoß verschränkte.
    Olympia wirkte eindeutig verärgert. »Ja.«
    »Wenn sie dieses Talent besitzt, kann sie doch viel für den Schutz der Stadt tun, oder irre ich mich?«
    Die Puppe entspannte sich. »Nicht mehr. In einem mechanischen Körper verliert eine Seele alle besonderen Kräfte. Wäre Chris’ Mutter damals nicht gestorben …« Sie hob die Hände. »Wahrscheinlich würde die heutige Situation anders aussehen. Insbesondere, was Nathanael betrifft.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Chris.
    »Sie war vollkommen anders als Andreas. Ihre Fähigkeiten beeinflussten nicht den Geist, sondern die Wirklichkeit. Mit ihrer Fantasie konnte sie die Realität ändern.«
    Camillas Augen weiteten sich. »Wie Amadeo?« Die Worte waren ihr herausgerutscht, bevor sie darüber nachdenken konnte.
    Olympia schien erneut in sich zusammenzusinken, doch sie nickte.
    Schaudernd überlegte Camilla, was sie mit ihrer morbiden Fantasie erschaffen könnte. Zum ersten Mal realisierte sie, was das bedeutete. Die Vorstellung war schrecklich und faszinierend. Diese Fähigkeit bedeutete, Gott spielen zu können. Solche Talente dürften keinem Menschen zur Verfügung stehen. In ihrer Vorstellung erweckte sie ihre Albtraumwelten zu bizarrem Leben.
    Echte, wahrhaftige Angst durchzuckte sie. Nicht die Monster jenseits der Spiegel erschreckten sie, sondern die Vorstellung der Macht, solche Veränderungen hervorzurufen. Allein ein einziges, manipuliertes Wesen besaß so viel Einfluss auf seine Umwelt, dass die Leben vieler betroffen waren. Eine Kettenreaktion setzte ein, die sich langsam und nachhaltig durch die Realität zog.
    »Wenn all die Wesen herumwandern würden, die ich mir

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