Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition)

Titel: Glasseelen - Schattengrenzen #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Meurer
Vom Netzwerk:
würde. Zugleich war es unglaublich stark und schön. Das Glücksgefühl übertraf alles, was sie je gefühlt hatte.
    Langsam driftete sie fort und versank in Nebeln.
     
    Als Camilla die Lider öffnete, spürte sie nur noch den Nachhall leichter Kopfschmerzen. Ihre Seele fühlte sich leer, unvollständig an. Jemand hatte sie berührt und ihr diese Wärme wieder entzogen. Einsamkeit flutete ihren Körper, der kurzzeitig …
    Was war das? Sie erschrak. Der Eindruck, etwas Wichtiges vergessen zu haben, setzte sich fest.
    Sie betrachtete Chris’ Gesicht, das immer noch einer Maske aus Schmerzen glich, seinen Hals und seinen Brustkorb. Auf Höhe seines rechten Lungenflügels war ein verschmortes Einschussloch in seinem Pulli.
    Camillas Herz krampfte sich zusammen. Sofort schob sie den Stoff hoch. Seine Brust war unversehrt. Lediglich zwischen Rippen und Oberarmmuskel fehlten Hautschichten. Die Kugel hatte ihn nicht getroffen, sondern nur gestreift. Fleisch und Haut waren verbrannt und blutig.
    Erst atmete sie auf. Gleichzeitig erinnerte sie sich , dass die Kugel ihn mit ihrer Gewalt auf die kurze Distanz nach hinten gerissen hatte.
    Wie kann das sein?
    Camilla zog den Pulli wieder über seine Brust und strich ihn glatt. Verwirrt stellte sie fest, dass das Einschussloch verschwunden war. Ein Teil seines weiten Ärmels war nun verschmort und feucht von dunklem Blut.
    Hilflos sah sie Chris an. Er war noch immer bewusstlos. Sein Atem beruhigte sich jedoch zusehends und seine Lungen klangen nicht mehr, als hätte sich eine Rippe hineingebohrt.
    Ihr Hals fühlte sich trocken an. Sie war mehr als glücklich, Chris weitestgehend gesund zu wissen, verstand aber nichts mehr.
    Liebevoll schlang sie ihre Arme um ihn und küsste sanft seine Lippen. Tränen rannen über ihre Wangen und ihr Herz raste vor Freude.
    »Du bist die Richtige«, sagte der Sandmann leise. Seine tiefe Stimme erfüllte den niedrigen Raum.
    Camilla zuckte zusammen und sah zu ihm auf. Ihn hatte sie vollkommen verdrängt. In dem Lichtkegel erschien er noch unheimlicher. Seine unglaubliche Größe schien den niedrigen Raum zu sprengen. Die weißen Spinnwebhaare wehten in einem nicht identifizierbaren Luftstrom, der Camilla ebenfalls streifte. Der Geruch nach Tod strömte zu ihr.
    Etwas hatte sich an ihm geändert. Er war nicht mehr die reißende Bestie. Sie konnte es nicht in Worte fassen. Unterschwellig nahm sie einen Hauch Menschlichkeit wahr. Irritiert musterte sie ihn. In seinen schwarzen Augen lag – Güte.
    Ihr Hals fühlte sich rau und trocken an. Sie schluckte. Er wirkte nicht mehr wie ein mordlustiges Raubtier, sondern ähnelte mehr ihrer Vorstellung von dem genialen Wissenschaftler, der einst Herr von Ancienne Cologne gewesen war. Nathanael war ein bisschen weniger Monster und etwas mehr Mensch geworden.
    Seine Stimme … Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Er hatte sie angeleitet.
    »Aber warum?«
    Er lächelte stumm.
    Camilla fürchtete sich noch immer vor ihm. Trotzdem gewann sie den Eindruck, dass er der Einzige war, der ihr helfen würde. Vielleicht war er bereit, all ihre Fragen zu beantworten.
    »Was ist geschehen?«
    Der Sandmann ging in die Knie. Eine seiner langen Klauen richtete sich auf ihre Stirn. Sein Nagel berührte die Haut zwischen Augen und Nasenwurzel. Sie zuckte nicht zurück. Wenn er ihr etwas tun wollte, hätte er viele Chancen dazu gehabt.
    Er war sanft. Camilla empfand seine Berührung als weniger unangenehm als Amadeos. Sie schloss die Lider. Alle Angst wich aus ihr. Langsam und ruhig atmete sie und bemerkte, dass auch der unangenehme Leichengeruch abnahm. Er verströmte den Hauch von altem Pergament und Staub. »Alles, was du dir vorstellst …«
    »Camilla! Chris!«
    Der Sandmann spannte sich. Sein hässlicher Schädel zuckte zu dem Loch in der Decke.
    Camilla schrak zusammen. Enttäuschung flutete ihre Gedanken.
    »Olympia.«
    Nathanael sah sie bedauernd an. Langsam erhob er sich. Er hatte etwas Majestätisches an sich.
    War das noch der Frauenmörder? Sie schüttelte innerlich diese Vorstellung ab. Nein.
    Trotz allem war sie sich nicht ganz sicher. Auch Nathanael war nichts als ein Rädchen in Amadeos Weltengetriebe. Er nahm die Rolle des unberechenbaren Monsters ein. Von Amadeo ging die eigentliche Gefahr aus. Camilla presste die Kiefer aufeinander.
    Nathanaels Kopf streifte die Decke, als er sich aufrichtete. Seine Haltung strahlte Stolz und Furchtlosigkeit aus. Der Anblick brannte sich in Camillas Erinnerung.
    Er drehte

Weitere Kostenlose Bücher