Glatze mit Sommersprossen
auch eine fette Fliege mit der Nase einatmen und zum Ohr wieder rausfliegen lassen!“
Frau Schaller verzog angeekelt das Gesicht. „Pfui... Was ich will, ist viel weniger kompliziert, Philip... du heißt doch Philip?“
Jojo nickte.
„Ich möchte dir sozusagen ein Geschäft vorschlagen.“
Als Jojo schwieg, stopfte sie ihm den Geldschein in die Hemdtasche und erklärte:
„Für diese zehn Mark vermittelst du mir eine Audienz bei deinem berühmten Onkel Baldi. Er soll einen Blick in meine Zukunft werfen.“
„Das geht nicht“, wehrte Jojo ab.
„Und warum nicht?“
„Onkel Baldi verlangt tausend Mark für einmal Hellsehen. Das kommt davon, weil er nur reiche, berühmte Kunden hat.“
„Ooohhh...“Frau Schallers Unterkiefer klappte enttäuscht nach unten, und etwas verlegen nahm sie den Geldschein zurück.
„Schade“, sagte sie, „wirklich schade!“ Und dann sah es aus, als habe sie jegliches Interesse an Philip verloren.
Das änderte sich jedoch abrupt, als Jojo sagte: „Vielleicht geht’s doch. Vielleicht kann ich ihn überreden, bei Ihnen umsonst hellzusehen...“
„D... d... das würdest du tun?“ Frau Schaller gab sich wenig Mühe, ihre Aufregung zu verbergen. „Und das ist dein Ernst?“ Vielleicht dachte sie in diesem Moment an die Fliege. „Unter einer Bedingung.“
„Bedingung?“
„Klar!“
„Ach, du willst mehr Geld?“ argwöhnte sie.
Jojo schüttelte den Kopf. „Falsch geraten!“
„Welche Bedingung dann?“
„Ich mach’s, wenn Sie mir bis Iraklion Ihr Fernglas borgen.“ Ein paar Atemzüge lang starrte Frau Schaller Jojo an. Doch was sie sah, ließ sie glauben, daß der kleine Bursche sie nicht verulkte. „Einverstanden!“ nickte sie schließlich. „Sobald mir dein Onkel Baldi geweissagt hat, bekommst du das Glas! Wann wirst du ihn fragen?“
„Wenn er aufgehört hat, sich von innen anzusehen.“
„Und wie erfahre ich, ob du Erfolg hast oder nicht?“
„Ich sage Ihnen Bescheid. Wenn Sie mir verraten, in welcher Kabine Sie wohnen.“
„Oberdeck innen, Kabine 24!“ sagte sie.
In diesem Augenblick begann die APHRODITE mit dem Ablegemanöver.
Manchmal werde ich mitten in allzu verrückten Träumen munter. Doch oft passiert mir das leider nicht. Meist träume ich die Verrücktheit bis zum Ende und wache von Entsetzen geschüttelt auf. Und seitdem ich Jojo kannte, ei der Daus und Däuschen, konnte ich mich kaum noch über lustige Träume freuen...
Es war ein riesiger Platz, etwa so groß wie ein Fußballfeld. Ringsum jubelnde und beifallschreiende Menschen. Und ich, der Meisterdetektiv, saß in der Mitte des Platzes und spielte Mundharmonika. Kein „alle meine Entchen“, nein, so einen richtigen tollen Beat mit Bart. Und neben mir stand Jojo und zog an einem wolkenkratzerhohen Fahnenmast eine Fahne hoch. Dabei keuchte und schnaubte er wie Opa Karschunke, wenn er abends den schweren Kleiderschrank vor die Wohnungstür schob.
„Onkel Baldi, nun hilf mir doch mal. Sie kommt doch sonst wieder runtergesaust!“ röchelte Jojo.
Na, Balduin Pfiff ist schließlich kein Unmensch, was? Also unterbrach ich mein Konzert und rappelte mich auf. Ohne nach oben zu gucken, half ich Jojo die schwere Flagge zu hissen. Zum Dank (so was Albernes) umschlang Jojo meine Beine, als wolle er mich vom Platz tragen. Plötzlich war es mucksmäuschenstill im Stadion. Und von weit her drang ein leise klagendes „Hilfe!“ an mein Ohr.
„Hihihi...“ kicherte Jojo albern, „jetzt wird es ihr Angst...“
„Hilfe... Hilfe...“ Kein Zweifel, das Rufen kam von oben. Vom Himmel. Quatsch und Quätscher, vom Himmel hoch rief niemand um Hilfe. Oder???
Und weil Jojo nach oben blickte, tat ich es ihm gleich. Und ich spürte, wie mir schlecht und übel wurde. Am Ende der hundertmetersieben hohen Fahnenstange schaukelte Agathe Mallinger, Jojos Großmutter, im Wind. Jojo selbst werkelte schon wieder mit meinen Beinen und fragte dabei fast ängstlich: „Warum schwitzt du so, Onkel Baldi?“
Ich brauchte fast acht Sekunden, um zu begreifen, daß Jojo auf meinem Bett saß und mein rechtes Knie schüttelte. Schweiß rann mir irgendwo in den Hals.
„Nicht mal im Traum verschonst du mich mit deinen Streichen...““
Ich sah meinen Reisegefährten an und wußte im gleichen Augenblick, daß mir ein neuer Schock bevorstand...
Balduin Pfiff sieht hell
„Wie spät ist es, Jojo?“ fragte ich und ahnte eine schlimme Wahrheit.
„Es ist fünfzehn Minuten nach acht, Onkel Baldi!“ Seine
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