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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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rufen, während mich das kühle Naß labte wie der Monsun die Dattelpalme.
    „Was denn?“
    „Herr Kammlechner hat unser Zimmer untersucht!“
    Ich stellte für einen Augenblick die Dusche ab. „Wie war das eben, Jojo?“
    „Die Glatze mit Sommersprossen hat unser Zimmer untersucht!“
    „Woher willst du das so genau wissen?“
    „Weil ich gehört habe, wie er auf sein Tonband gesprochen hat, daß die Nachforschung in der Kabine ergab, daß B. P. ein Detektiv sei. Und B. P., das bist du!“
    Ei der Daus und heiliges Kanonenröhrchen, das war ja schlimmer wie als Spinat verkaufter tiefgefrorener Kamelmist. Na, dem würde ich aber mit aller Wucht auf die Zehen springen. Wie kam dieser gesprenkelte Kahlkopf dazu, in meinen Intimitäten herumzuwühlen?
    „Ich komme!“ rief ich voller Grimm und begann meine bäucherne Halbkugel trockenzurubbeln. Darüber vergaß ich glatt, Philip zu fragen, wie er zu der Perücke gekommen war, was er in Herrn Kammlechners... ich meine Christophs Kabine zu tun hatte und ob er sich nicht schäme, mir die Komödie mit seinen Kopfschmerzen vorgespielt zu haben.
    „Nehmen wir den Ballermann mit?“ wollte Jojo, dem Eifer und Aufregung Ohren und Wangen rot gefärbt hatten, wissen.
    „Wozu?“
    „Na ja, damit er Angst kriegt und nicht ausreißt!“
    „Unsinn. Warum sollte er ausreißen? Wenn er uns verraten hat, was er in unserer Kabine gesucht hat, lassen wir ihn laufen.“
    „Was, laufenlassen?“ empörte sich Philip. „Wo er mein Augenzeugenbuch für hundert Mark kaputtgemacht hat?!“
    „Wie teuer war das Augenzeugenbuch?“
    „Mindestens siebzig Mark!“ schwächte er ab, doch immer noch voller Entrüstung.
    „Wiiiiieviiiiiel?“
    „Fünfzig vielleicht.“
    „Nein, neunzehnachtzig!“
    „Na, ist das nichts?“ motzte er trotzig.
    „Das ist eine ganze Menge. Dafür bekomme ich einen Zwiebelrostbraten, fünf Liter Buttermilch und mindestens ein Kilo Kalbsknorpel für Pinsel.“
    „Siehste, und da willst du ihn laufenlassen?“
    „Wir werden sehen.“
    „Vielleicht wird er von Interpol gesucht, und wir kriegen eine Belohnung, Mensch, das wär’ was!“
    „Hier!“ ich reichte Jojo einen Plastikbeutel, der vormals Obst enthielt.
    „Was soll ich damit?“
    „Für den Skalp.“
    „Brauche ich nicht“, wehrte er ab, und ehe ich mich versah, hatte er die graue Perücke über seinen strubbeligen Haarschopf gestülpt. Mit seinem verschmitzten Gesicht darunter erinnerte er mich jetzt an eine Anzeige in der Zeitung, in der eine Verjüngungskur angepriesen wurde. Unwillkürlich mußte ich lachen. Ich würde es wohl nie schaffen, ei der Daus, ihm so richtig aus der Tiefe meines Herzens böse zu sein.
    Es war Schlag 18 Uhr, als Philip und ich unsere Kabine abschlossen. In sechzig Minuten würde die APHRODITE wieder die Anker lichten...
    Stolz erhobenen grauen Hauptes marschierte Jojo vor mir her. Er kannte den Weg ja bereits auswendig.
    „Wenn er noch in der Badewanne sitzt, wird er kaum .Herein!“ rufen, Jojo. Vielleicht hätten wir noch ein Viertelstündchen warten sollen.“
    Mein Vormarschierer schüttelte den Kopf, ohne ihn zu wenden. „Er darf uns nicht entwischen!“
    Er schrie es so laut, daß die einzelne ältere Dame, die vor uns ging, abrupt stehenblieb. In ihren Augen stand Mitgefühl ebenso wie Interesse und Staunen über Jojos Kopfschmuck. „Was ist dir denn entlaufen?“ fragte sie.
    Und Jojo, dieser respektlose Naseweis, scheute sich nicht, der bejahrten Lady einen Schreck einzujagen. „Meine Maus ist weg!“ Dabei deutete er die Abmessungen eines fetten, ausgewachsenen Stallhasen an. „So groß war sie schon! ‘
    Die Dame preßte die Lippen aufeinander und hatte es plötzlich äußerst eilig.
    18.04 Uhr standen wir vor Christophs, alias Kammlechners, Tür. Jojo warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu, bevor er sich hinter meinem Rücken in Sicherheit brachte. Ich klopfte, und fast im gleichen Augenblick erklang von jenseits ein forsches „Herein!“. Wir folgten der Aufforderung im Gänsemarsch.
    „Sieh da, sieh da!“ rief Herr Christoph. Er wollte noch etwas hinzufügen, doch der „graue Philip“ schien ihm die Sprache fürs erste verschlagen zu haben.
    Aber auch ich hatte eine Menge mit „wundern“ zu tun, denn diesmal trug unser Mann nicht Grau, auch nicht gesprenkelte Glatze, sondern einen blonden Bürstenhaarschnitt. Ich wurde den Verdacht nicht los, daß die Hälfte seines Gepäcks aus Perücken bestand.
    Nach einer kurzen, zackigen

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