Glaub an die Liebe, Kit
Kreises trat, das T-Shirt über ihrem flachen Bauch verknotete und begann, die Hüften kreisen zu lassen.
Natürlich hatte er gewusst, dass sie gut sein würde. Aber sie war nicht bloß gut, sie war … hypnotisch. Sie besaß nicht die technische Raffinesse der anderen Frau, dafür strahlte sie eine ungekünstelte Sinnlichkeit aus. Immer mehr Menschen wollten das Schauspiel sehen, die Musiker beschleunigten ihren Rhythmus und passten sich den Bewegungen der beiden Frauen an – eine verschleiert und geheimnisvoll, die andere feurig und verführerisch.
Wo hatte sie gelernt, so zu tanzen? Und weshalb hatte sie es ihm bislang nicht vorgeführt? In der Abgeschiedenheit eines Schlafzimmers, wo es ihn nicht seine gesamte Selbstkontrolle kostete, seine Lust im Zaum zu halten?
Allmählich senkte die Nacht sich über den Markt, längst war der Mond aufgegangen und verströmte sein silbriges Licht. Die Gesichter der Musiker verrieten, dass sie sich nahezu in Trance befanden. Sophie tanzte halb von ihm abgewandt. Ihre Haut glänzte vor Schweiß.
Kit hielt es nicht länger aus. Sie hatte ihre Rache gehabt. Er trat auf sie zu, schlang einen Arm um ihre Hüften und zog Sophie an sich.
Sie leistete keinen Widerstand, sondern schmiegte sich an ihn und schaute ihn mit funkelnden Augen an.
„Zeit, unser Hotel zu finden“, sagte er mit fester Stimme.
„Ich dachte schon, du würdest nie kommen.“
Nach dem Lärm und der Hitze, die auf dem Marktplatz geherrscht hatten, empfing sie im Wagen wohltuende Kühle und Stille. Ohne einander zu berühren, saßen sie reglos auf der Rückbank, als berge jede Berührung die Gefahr einer unkontrollierbaren Explosion – als würde man ein brennendes Streichholz in eine Kiste mit Feuerwerkskörpern werfen.
Nach einer schieren Ewigkeit hielt der Wagen vor einem unscheinbaren Gebäude. Eine dunkle Holztür flankiert von zwei Zitronenbäumen – mehr war nicht zu sehen.
„Bleib, wo du bist!“, wies Kit sie an.
Gerade wollte sie fragen, was er damit meinte, da war er auch schon ausgestiegen und umrundete den Wagen. Er öffnete ihre Tür, beugte sich vor und hob Sophie in seine Arme.
„Kit, ich kann selbst …“
„Shh.“
Seine Miene wirkte wie versteinert, nur ein Muskel zuckte in seiner Wange. Auf einmal jedoch ergab sein seltsames Verhalten einen Sinn: sie spürte nämlich seine erregte Männlichkeit an ihrer Hüfte.
„Benutzt du mich etwa als menschlichen Schutzschild?“
Ein Lächeln huschte über seine Lippen, dann starrte er wieder konzentriert geradeaus, während er sie durch die antike Holztür trug, die der Fahrer vorsorglich geöffnet hatte.
Hinter der Tür lag ein Innenhof, der von einem Kreuzgang umgeben war. Im dunkelblauen Licht der Nacht wirkten die weißen Marmorsäulen, als beständen sie aus Zuckerguss. Fast über die gesamte Breite des Innenhofes erstreckte sich ein Pool. Rings herum flackerten Kerzen in orientalischen Glaslaternen, deren Licht sich auf der Wasseroberfläche spiegelte.
Größer hätte der Kontrast zwischen dieser Oase der Stille und dem vibrierenden Marktplatz nicht ausfallen können.
Eine Frau von außerordentlicher Schönheit kam ihnen entgegen.
„Willkommen im Dar Roumana.“
Ihr Gesicht war herzförmig, die Haut schimmerte in einem hellen Oliveton. Die glänzenden schwarzen Haare hatte sie zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengefasst. Sie trug ein schlichtes weißes Leinengewand. Ach du meine Güte, dachte Sophie schwach. Die ganze Sache kam ihr immer mehr wie die Fantasie aus Tausendundeiner Nacht vor. Wäre jetzt ein fliegender Teppich vor ihren Füßen gelandet, es hätte sie nicht überrascht.
„Kit Fitzroy. Ich habe eine Reservierung. Meine Frau fühlt sich ein wenig schwach. Wenn Sie uns, bitte, gleich unser Zimmer zeigen könnten? Ich erledige den Check-in später.“
„Natürlich.“
Sophie biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu lachen. Schwach vor Lust stimmte wohl eher.
Sie folgten der Frau in die Rezeption, wo sie einen zierlichen silbernen Schlüssel von einem Hakenbrett nahm. Dann ging es eine schmale Wendeltreppe in den ersten Stock und einen Flur entlang, von dem aus sie den Innenhof überblicken konnten.
„Hier ist Ihr Zimmer.“ Die Frau öffnete eine Tür und ließ ihre Gäste eintreten. „Mein Name ist Malika. Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann …“
„Sehr freundlich“, erwiderte Kit, „aber für den Moment haben wir alles.“
„Ich muss mich nur ein wenig hinlegen“, stimmte Sophie
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