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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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aus der Affäre zu ziehen. Bill musste einsehen, dass er sich von Matilda Vinson keinerlei Informationen erhoffen konnte. Er konnte immer nur versuchen, sie im Auge zu behalten, obwohl ihm unter den derzeitigen Umständen die Hände weitgehend, gebunden waren. Von Sheriff Martin Lutz war auch keine Hilfe zu erwarten. Er hatte Miss Vinson genauso abgefertigt wie Bills junger Deputy, den er sich gründlich zur Brust genommen hatte. Lutz war auch so einer, der Menschen über sechzig nicht mehr für voll hielt. Das war einer der Gründe, die ihn in Bills Augen zum Idioten machten.
    Bill erhob sich. »Also kann ich Sie nicht dazu überreden, ein paar Tage zu verreisen?«
    »Ich kann doch meinen Vater nicht alleine lassen.«
    »Er ist doch in guten Händen.«
    »Aber er will mich jeden Sonntag sehen. Er regt sich auf, wenn ich nicht komme. Und dann ist da noch die Drogerie. Sie läuft schließlich nicht von alleine.«
    »Sie haben doch Lynn Hardison.«
    »Lynn ist keine Pharmazeutin, und so schnell finde ich bestimmt keine Aushilfe. Nein, Chief, ich weiß Ihre Sorge zu würdigen, aber ich kann hier nicht weg. Und ich sehe auch keinen Grund dafür. Es geht mir ganz ausgezeichnet. Ich habe nichts gesehen. Sorgen Sie dafür, dass die Leute das auch erfahren. Dass ich nichts gesehen habe, meine ich.« Als sie sich der Angst in ihrer Stimme bewusst wurde, fügte sie matt hinzu: »Damit sie sich keine Sorgen machen.«
    Falsch, damit der Killer es hört und weiß, dass er nichts zu befürchten hat, dachte Bill, nickte aber trotzdem. »Ich werde es allen sagen, Miss Vinson, Sie können ganz beruhigt sein. Passen Sie auf sich auf.«
    »Das werde ich.«
    »Danke für den Tee.«
    »Earl Grey, den trinke ich am liebsten. Freut mich, dass er Ihnen geschmeckt hat.«
    Bevor er nach draußen ging, sagte Bill noch spontan: »Und dieser Ohrensessel Ihres Vaters ist wirklich ein Prachtstück. Wunderbar gearbeitet und an den richtigen Stellen abgenutzt. So einen hätte ich auch gern.«
    Matilda strahlte. Später war Bill froh, ihr noch eine kleine Freude gemacht zu haben, auch wenn es nicht ganz aufrichtig gewesen war. Es war das letzte Mal, dass er sie hatte lächeln sehen.

3

    Frank blieb den ganzen Nachmittag im Bett. Rebekka hatte noch nie erlebt, dass er sich tagsüber ausruhte, auch nicht, wenn er Kopfschmerzen hatte. Um drei klopfte sie an die Tür seines Zimmers. Nach einem Moment hörte sie ein müdes »Herein«.
    »Hoffentlich habe ich dich nicht geweckt«, sagte Rebekka, als sie die geschlossenen Vorhänge und das gedämpfte Licht im Raum sah, das eine Stehlampe verbreitete. Verwundert blieb sie stehen.
    »Komm näher, Liebes. Ich glaube kaum, dass ich ansteckend bin.« In Franks Stimme schwang ein Hauch Humor, den er sich abgerungen hatte.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte sie.
    »Es geht mir gut. Du weißt ja, dass Kugeln von mir abprallen, aber das ist nicht das Ende der Welt. Ich bin nur müde. Mein Herz rast ein wenig, und ich habe verdammte Kopfschmerzen.«
    »Dein Herz?«
    »Man nennt es Tachykardie. Ich habe dieses Leiden seit meiner Geburt. Erwischt mich immer, wenn ich angespannt bin, und in dieser Woche war ich das ein bisschen zu häufig.«
    In den letzten Jahren, sollte das wohl heißen, dachte Rebekka schuldbewusst. Sie hatten sich alle viel zu sehr auf Frank verlassen. Und niemand hatte dabei auch einmal an sein Wohlergehen gedacht.
    »Nein, ich bin nicht der selbstlose Märtyrer, für den du mich gerade hältst«, sagte Frank grinsend. »Wie du siehst, bist du nicht die Einzige, die außersinnliche Fähigkeiten hat. Aber es war tatsächlich eine harte Woche, und ich bin nicht mehr so jung wie früher. Mehr ist es nicht, Schatz. Es sieht nur so schlimm aus, weil ich wie ein Kranker in einem gesonderten Zimmer liege, aber du weißt ja, warum.«
    »Ja, leider. Mutter hat den ganzen Nachmittag getrunken und ihr Herzblut in alte Schnulzen fließen lassen.«
    Frank nickte ernst. »Du weißt, dass dein Vater mein bester Freund war, aber da ist eine Sache, die ich ihm niemals verzeihen kann.« Er hielt inne, und Rebekka sah ihn erschrocken an. Er hatte Patrick noch nie kritisiert. »Er hat deiner Mutter weisgemacht, sie hätte eine hübsche Stimme, und sie damit zum Singen ermutigt.«
    Sie musste kichern. »0 Gott, das ist wahr! Dabei hat ihm ihre Stimme genauso wenig gefallen wie uns, doch er wollte ihre Gefühle nicht verletzen, weil sie so gern gesungen hat. Aber weißt du, wer überhaupt keine Rücksicht auf ihre

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