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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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fügte dann grinsend hinzu: »Und denk auch daran, dass er uns alle kostenlos verarzten kann.«
    »Du brauchst unbedingt ein wenig Schlaf. Du phantasierst schon.«
    Aber sie lächelte, als sie das Zimmer verließ.

4

    Frank sollte Recht behalten. Als Rebekka Esther anrief und bat Molly Gesellschaft zu leisten, sträubte sie sich anfangs. »Schatz, ich würde wirklich alles tun, um dem armen Mädchen zu helfen, aber ich werde in der Gärtnerei gebraucht. Hier ist noch so viel zu erledigen, bevor ich ins Krankenhaus komme. Ständig rufen Leute an und möchten, dass ich ...«
    »Aber du hast doch zwei Angestellte. Oder willst du mir einreden, die wussten nicht, wie man Löcher aushebt und Bäume pflanzt?«
    »Die Gärtnerei besteht nicht nur aus Löchergraben, Rebekka«, sagte Esther und klang dabei ein wenig gekränkt. »Wenn es so einfach wäre, könnte ich die Arbeit auch von ein paar Hunden erledigen lassen.«
    »Hunde graben, wo es ihnen gerade einfällt. Das würde nicht funktionieren.« Sie fühlte, dass Esther am anderen Ende der Leitung lächelte. »Sieh mal, du würdest Molly damit sehr helfen. Sie hat dich schon immer gern gehabt. Ich würde ja selbst bei ihr bleiben, aber ich würde womöglich all meine Kräfte verbrauchen, um Molly bei Laune zu halten ... 0 Gott, das klang gerade ziemlich anmaßend. Was ich meine, ist ...«
    »Ich weiß schon, was du meinst«, sagte Esther sanft. »Du hoffst auf weitere Visionen, die Todd betreffen. Dank dir weiß man jetzt, dass er auf dein Dachboden war, dass man ihn an einen anderen Ort gebracht hat und dass er noch am Leben ist. Vielleicht bist du selbst nicht ganz zufrieden mit deinem Beitrag, aber er ist großartig, glaube mir. Und ich benehme mich entsetzlich albern. Ich werde auf der Stelle ein paar Sachen einpacken und abends zu Molly fahren.«
    »Gut. Ich werde sie später besuchen, dann sehen wir uns wahrscheinlich bei ihr. Also bis dann, und vielen Dank, Tante Esther«, sagte Rebekka und legte auf.
    »Welche gute Tat vollbringt Esther nun schon wieder?«
    Rebekka blickte auf und sah ihre Mutter in der Tür stehen. Ihr Haar stand zerzaust nach allen Seiten. Sie trug einen weißen Morgenmantel und hielt eine Zigarette in den zitternden Fingern. Ihr Gesicht war ausgezehrt und blass, die Augen riesig. »Mutter. Ich habe mit Tante Esther telefoniert.«
    »Ja, das habe ich mir gedacht, als du sie Esther genannt hast. Ich wollte wissen, wofür du dich bei ihr bedankt hast.«
    »Sie wird heute Nacht und morgen bei Molly bleiben. Jean Wright ist überraschend weggefahren, und Molly ist ganz allein.«
    »Ach so.« Suzanne nahm einen tiefen Zug aus der Zigarette. »Ich nehme an, dass ich in Ungnade gefallen bin, weil ich nicht bei ihr bleibe.«
    Suzanne schwankte leicht. Rebekka hatte den Eindruck, als könne sie den Wein riechen, der ihr aus allen Poren trat. »Ich glaube kaum, dass jemand allen Ernstes von dir erwartet, bei Molly zu bleiben.«
    »Warum denn nicht?«, fragte Suzanne aggressiv. »Weil ich trinke?«
    »Du sagst es.«
    Suzanne funkelte sie aus blauen Augen feindselig an. Dann brach sie unvermittelt in Tränen aus; aber diesmal war es nicht das klägliche Jammern eines Menschen, der Mitleid erregen möchte, sondern tief empfundenes Schluchzen. »0 Gott, ich weiß es ja. Und ich hasse mich selbst dafür.«
    Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und vergrub das Gesicht in den Händen. Rebekka zögerte, kniete sich dann neben sie und legte den Arm um die überraschend mageren, bebenden Schultern ihrer Mutter. »Weinen hilft uns jetzt auch nicht weiter.«
    »Es entspannt mich aber. Ach, ich weiß, was du denkst. Sie hat sich doch den ganzen Tag entspannt — getrunken, geraucht, gesungen. Aber all das ist keine richtige Entspannung. Vielleicht für manche Leute, aber nicht für mich.«
    »Warum tust du es dann?« Suzanne weinte immer bitterlicher, steuerte eindeutig auf eine Beruhigungsspritze zu, da kam Rebekka auf die Idee, sie mit einem Scherz auf andere Gedanken zu bringen, so wie Jonnie es immer getan hatte. »Du meine Güte, hast du uns mit deinem Gesang nicht schon genug geprüft, Mutter? Sean hat schon nach Ohrenschützern verlangt.«
    Suzanne verstummte einen Augenblick. Dann fing sie an zu lachen — zwar feucht und tränenreich, aber immerhin. »Du hast gute Musik noch nie zu würdigen gewusst.«
    »O doch, das ist es ja.«
    Suzanne wischte sich die Augen, lachte und weinte abwechselnd und verfiel plötzlich in einen Schluckauf. »Gott, bin ich

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