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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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nicht vergessen, dass Todd immer noch fort ist. Wir müssen auf Mollys Gefühle Rücksicht nehmen. Vielleicht solltest du, wenn sie kommt, ein bisschen weniger, nun ja ...«
    »Fröhlich wirken?«, fragte Suzanne nüchtern. »Was um alles in der Welt habe ich mir bloß dabei gedacht? Nichts, wie immer. Du hast natürlich Recht. Wir versuchen, lebhaft, aber nicht allzu ausgelassen zu sein. Wir würden Molly sonst kränken. Danke für deinen Rat, Liebes.«
    Rebekka blieb vor Staunen der Mund offen stehen, als ihre Mutter sich zu den Gästen ins Wohnzimmer begab. Sie hatte erwartet, dass Suzanne ihr widersprechen würde, aber sie hatte Rebekka wieder einmal überrascht. »Lieber Gott, ich danke dir!« Rebekka atmete auf. »Bitte mach, dass dieser Abend gut verläuft.«
    Sie hatte jedoch gewisse Zweifel, dass Gott ihr Gebet erhören würde, als sich zehn Minuten später Doug und Lynn zu ihnen gesellten. Rebekka führte sie ins Wohnzimmer. Doug begrüßte sie überschwänglich. Lynn dagegen warf ihr ein schnippisches Hallo hin und versuchte sie mit den Augen einzufrieren. Rebekka brachte ein strahlendes Lächeln zustande und bewunderte Lynns Ohrringe. Mit Genugtuung sah sie, dass das Kompliment Lynn wütend machte, und folgte den beiden grinsend ins Wohnzimmer.
    Doug umarmte steif seinen Vater. Die beiden hatten früher große Auseinandersetzungen ausgefochten. Rebekka erinnerte sich noch gut an das Gebrüll, das aus Franks Arbeitszimmer gedrungen war, an die Nächte, in denen er aus dem Haus gestürmt war, um Doug aus dem Gefängnis zu holen, wo er wegen irgendeines Verstoßes einsaß, und an Suzannes eindringliches Jammern, wenn die beiden laut zankend zurückkamen. »Douglas, warum kannst du nicht so sein wie Jonnie?« Das waren schwere Zeiten gewesen, aber er hatte ihr Leid getan, trotz seines rebellischen Wesens. Er hatte sich in diesem Haus nicht wohl gefühlt. Wie ein Außenseiter. Dabei war ihm in seinem Unglück offenbar nicht aufgefallen, dass auch sie nicht dazugehört hatte.
    Heute taten alle so, als sei die Vergangenheit vergeben und vergessen. Rebekka glaubte nicht, dass so etwas überhaupt möglich war. Ein Mensch war größtenteils das Produkt seiner Umgebung, seine Gegenwart und Zukunft wurden von seiner Vergangenheit geprägt. Leider neigten unglückliche Vergangenheiten dazu, jahrelang im Untergrund zu brodeln und dann wie Geysire hervorzubrechen, anstatt ruhig im Sand zu verlaufen. Keine angenehme Vorstellung.
    Rebekka hatte zwar dafür plädiert, den Abend ohne Alkohol zu gestalten, aber Suzanne hatte ihr mit dem Argument widersprochen, sie wolle nicht das Gefühl haben, dass alle Anwesenden ihre Bemühung, nüchtern zu bleiben, ahnten. Dergleichen bringe sie in Verlegenheit. Frank verteilte im Wohnzimmer Drinks, als Molly und Esther ankamen. Esther begrüßte sie mit einem strahlenden Lächeln, Mollys Lächeln dagegen wirkte gekünstelt, ihr Mund ein gespannter Schlitz in einem ausgezehrten, blassen Gesicht. Ihre Augen waren rot gerändert, weil sie nicht geschlafen hatte. Sie trug eine weite Hose und eine Bluse, die sie falsch zugeknöpft hatte.
    »Ich bin so froh, euch beide zu sehen«, begrüßte Rebekka sie herzlich. »Frank ist erst seit einer halben Stunde wieder daheim. Clay Bellamy hat ihn hergebracht. Doug und Lynn sind auch da.«
    Mollys Lächeln verflog. »Oje, Lynn macht bestimmt wieder Ärger. Sie mag uns doch nicht, Becky.«
    »Wir ignorieren sie ganz einfach«, sagte Rebekka unbekümmert. Plötzlich stand Lynn hinter ihnen und starrte sie aus kalten Augen an. »Ich finde, wir könnten alle ein Glas Wein vertragen«, schlug Rebekka vor.
    »Doug möchte nicht, dass ich trinke. Normalerweise trinke ich auch nichts mehr, aber eine Familienzusammenkunft wie diese rechtfertigt doch wohl ein Gläschen Wein, nicht wahr?«
    »Da gebe ich dir Recht«, sagte Rebekka und bugsierte Esther und Molly an der kaltäugigen Lynn vorbei. »Hier Molly, nimm dir ein Glas und versuche, dich ein paar Stunden zu entspannen.«
    Molly blickte sie gequält an. »Rebekka, hast du ...«
    »Nein, ich hatte keine Vision«, sagte sie sanft. »Vielleicht hilft es mir, wenn ich mich entspanne und versuche, den Kopf freizukriegen. Dieser Abend hilft mir vielleicht ... « Sie hielt inne und kam sich schäbig vor. Sie konnte ihre Visionen nicht herbeizwingen, auch nicht durch Entspannung. Sie folgten ihren eigenen Regeln. Aber Molly war sehr unglücklich darüber. Sie musste unbedingt etwas unternehmen. Es musste ihr

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