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Glaub nicht es sei vorbei

Glaub nicht es sei vorbei

Titel: Glaub nicht es sei vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlene Thompson
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waren geschlossen.
    »Todd«, sagte sie leise. »Todd.«
    Nichts. Nicht einmal die Lider flatterten. Sie strich ihm das nasse Haar aus der brennend heißen Stirn. »Todd, versuch, die Augen zu öffnen. Bitte sag etwas.«
    Die Lippen öffneten sich ein wenig. »Tramp«, hauchte er. »Du bist gekommen. Wie bei dem Baby. Du hast das Baby gerettet. Die Ratte ...«
    Er verlor die Besinnung, ohne seine Augen zu öffnen. Du lieber Gott, er war ja so krank, dachte Rebekka verzweifelt. Den Knebel hatte er mit den Zähnen durchgewetzt. Er fror entsetzlich unter der dünnen Decke in diesem grauenhaften dunklen Loch. Ein Blick in sein Gesicht sagte ihr, dass er dem Tode sehr nah war. Welche Willensstärke doch in ihm steckte, die ihn veranlasst hatte, laut zu rufen, als er Sean hatte bellen hören!
    Rebekka legte die Taschenlampe auf den Fußboden. Sie kauerte sich neben den Jungen, schob ihre Arme sanft unter seinen Körper und hob den Jungen hoch. Er wimmerte leise. »Tut mir Leid, Kleiner. Ich will dir nicht wehtun, aber ich muss dich hier rausholen.«
    Sie begann nach oben zu steigen, langsam und vorsichtig. Es war leicht, auf diesen wackeligen Stufen auszurutschen, die an einen Ort führten, wo die Lelands seinerzeit vor marodierenden Indianerhorden Zuflucht gefunden hatten. Von diesem Versteck hatte sie nichts gewusst. Esther hatte es wohl geheim gehalten, aus Angst, die Kinder könnten sich wehtun, wenn sie es erforschen würden. Aber Doug musste es entdeckt haben.
    In der Mitte der Treppe hielt Rebekka inne. Sie schwitzte vor Anstrengung, und ihre Arme zitterten unter Todds Gewicht. Sean stand über ihr und sah zu ihr hinunter. »Bin fast oben, Junge. Bitte komm mir jetzt nicht in die Quere.«
    Nach drei tiefen Atemzügen ging sie weiter. Sie blickte kurz auf Todd. Er atmete, obwohl er seine Augen noch immer nicht geöffnet hatte. Hin und wieder murmelte er »Mami«. Einmal sagte er »Tramp« und ein anderes Mal zu ihrer Überraschung »Becky«.
    Als sie oben ankam, war Sean fort. Gut, dachte sie. Dann habe ich freie Bahn. Der Abstand von der obersten Treppenstufe bis zum Fußboden der Hütte war größer als der zwischen den einzelnen Stufen. Sie holte noch einmal tief Luft, stellte das rechte Bein auf den Fußboden und stemmte sich nach oben.
    »Gott sei Dank«, murmelte Rebekka. Sie drehte sich um, und da sah sie Doug im Eingang der Hütte stehen. Und sie sah den Revolver in seiner rechten Hand, die kraftlos nach unten hing. Er sah sie ausdruckslos an und sagte dumpf: »Du hast ihn also gefunden.«

2

    Panik durchfuhr Rebekka wie ein Stromstoß. Dann wurde sie zu ihrer Verwunderung völlig ruhig. Es musste wohl irgendeine atavistische Reaktion auf allerhöchste Gefahr sein, eine in ihren Genen schlummernde Überlebensstrategie.
    »Ja, Doug, ist das nicht wunderbar?« Sie lächelte strahlend. »Ich habe ihn eigentlich gar nicht gefunden, sondern Sean.« Sean saß da und sah zu Doug hinüber. Er kannte Doug. Solange Doug keine bedrohlichen Bewegungen machte, war der Hund nicht beunruhigt. »Nicht zu fassen. Und er lebt noch!«
    »Er lebt?« Keine Freude. Nichts.
    »Ja, aber er ist sehr krank. Wir müssen ihn sofort ins Krankenhaus bringen.« Rebekka ging langsam auf die Tür zu. »Ich verstehe nicht, warum niemand auf die Idee gekommen ist, diese Hütte zu durchsuchen.«
    »Die Hütte hat man durchsucht, aber nicht das Versteck.« 
    »Warum nicht?«
    »Keiner wusste davon.«
    »Nicht einmal Esther?«
    »Ich glaube nicht. Whispering Willows gehörte ihrem Mann. Er war ein wenig seltsam. Hatte eine Menge Geheimnisse vor ihr. Das weiß ich von Dad.«
    »Aber du hast davon gewusst.«
    »Nein, ich bin nur dem Lärm nachgegangen.«
    »Verstehe.« Das war eine Lüge, aber sie musste so tun, als glaubte sie ihm. »Also, Doug, wir müssen Todd jetzt wirklich ins Krankenhaus bringen. Er ist todkrank. Sonst muss er sterben.«
    Doug regte sich noch immer nicht, ließ sie aber nicht aus den Augen. Die Eingangstür hinter ihm stand zu drei Vierteln offen. Doug starrte Rebekka an, dann blickte er mit leblosen Augen auf das Bündel in ihren Armen. »Larry ist tot, weißt du das schon?«
    »Ja. Ich glaube, dass er Todd entführt hat. Und bevor er das Lösegeld einstreichen konnte, hat ihn jemand ermordet.«
    »Nein, nicht deshalb, sondern weil er versucht hat, den Kidnapper zu erpressen. Es war der einzige Weg, ihn zum Schweigen zu bringen. Lynn wird bestimmt nie darüber wegkommen. Nie.«
    Rebekkas Plan schien nicht aufzugehen. Doug

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